(ots) - Die Erstattung der Mehrwertsteuer
funktioniert in Deutschland effizienter als in den meisten anderen
europäischen Ländern, zeigt die "Paying Taxes"-Studie von PwC und
Weltbank / Unterm Strich bleibt die finanzielle und zeitliche
Belastung für hiesige Mittelständler trotzdem deutlich zu hoch /
Steuern und Abgaben summieren sich in Deutschland 48,9 Prozent des
Gewinns / Europaweit sind es im Schnitt nur 40,3 Prozent
Deutsche Mittelständler zahlen weiterhin höhere Steuern und
Abgaben als Wettbewerber in den meisten anderen europäischen Ländern.
Das ist das Ergebnis der "Paying Taxes 2017"-Studie, die die
Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC gemeinsam mit der
Weltbank erstellt hat. Demnach führen kleine und mittelgroße
Unternehmen hierzulande 48,9 Prozent ihres Gewinns an den Fiskus und
die Sozialkassen ab. Im gesamten EU- und EFTA-Raum sind es dagegen
nur durchschnittlich 40,3 Prozent.
Ein zusätzlicher Belastungsfaktor ist der zeitliche Aufwand, der
in deutschen Betrieben anfällt. So gehen bei einem typischen
Mittelständler satte 218 Arbeitsstunden jährlich für die Steuer
drauf, während es insgesamt in der EU und der EFTA nur 164 Stunden
sind. Wie viel effizienter manche andere Länder arbeiten, zeigt das
Beispiel der Schweiz, wo Unternehmen im Schnitt mit 63 Stunden
auskommen. Auch in Irland (82 Stunden), Großbritannien (110 Stunden)
und den Niederlande (119) nehmen die fiskalischen Angelegenheiten
weit weniger Zeit in Anspruch als hierzulande.
Nach nur fünf Wochen ist die Mehrwertsteuer erstattet
Zugleich zeigt die Studie allerdings auch, dass das deutsche
Steuersystem in manchen Bereichen besser funktioniert als häufig
dargestellt. So gingen die Weltbank und PwC für die inzwischen elfte
Auflage der "Paying Taxes"-Studie erstmals der Frage nach, wie viel
Aufwand nach der eigentlichen Steuererklärung noch für die
Unternehmen anfällt. Dabei kam zum Beispiel heraus, dass die
Mehrwertsteuererstattung in vielen Ländern zu Problemen zwischen
Betrieben und Fiskus führt - während der Prozess hierzulande
standardisiert ist und bei normalen Mittelständlern praktisch nie
eine Steuerprüfung nach sich zieht.
"Dieser Vorteil macht die genannten Nachteile zwar nicht wett.
Allerdings sollte man den Effizienzgewinn, der sich durch die simple
Methode zur Verrechnung der Mehrwertsteuer ergibt, auch nicht
kleinreden", sagt Marius Möller, Tax-Vorstand von PwC in Deutschland.
Zumal: "Unsere Untersuchung fördert in diesem Zusammenhang einen
weiteren Pluspunkt des deutschen Steuersystems zutage. So dauert es
im Schnitt nur fünf Wochen, bis dem Mittelständler die zu viel
gezahlte Mehrwertsteuer erstattet wird. In Spanien dagegen sind es 18
Wochen, in Irland 16 Wochen. Aus Sicht eines Unternehmens, das knapp
bei Kasse ist, kann dieser Vorteil durchaus essentiell sein", so
Möller.
Deutschland weltweit nun auf Platz 48 - statt auf Rang 74
Unterm Strich erreicht Deutschland in dem neu erstellten
"Post-filing Index", der den Aufwand nach der eigentlichen
Steuererklärung untersucht, sehr gute 97,4 von 100 möglichen Punkten.
Unter den Ländern im EU- und EFTA-Raum bedeutet diess Rang acht. Auch
die Gesamtplatzierung verbessert sich damit deutlich. So landete
Deutschland unter 190 Volkswirtschaften weltweit diesmal immerhin auf
dem 48. Platz; ohne die Einbeziehung des "Post-filing Index" wäre es
lediglich Rang 74 gewesen.
"Das deutsche Steuersystem ist effizienter als sein Ruf - aber es
gibt noch Raum für deutliche Verbesserungen", lautet das Fazit von
PwC-Tax-Experte Möller. "Gerade was den regulären Aufwand anbetrifft,
hinkt Deutschland mit 218 Arbeitsstunden zu weit hinter vielen
vergleichbaren Ländern hinterher. An dieser Stelle gilt es
anzusetzen. Denn: Entgegen einer weit verbreiteten Annahme sind
Steuerreformen kein Nullsummenspiel, bei dem nur eine Seite
profitieren kann - entweder die Unternehmen oder der Fiskus. Wenn es
gelingt, das System effizienter zu machen, dann profitieren alle
davon."
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