(ots) -
Jugendliche und junge Erwachsene zweifeln weiterhin an der
Chancengleichheit im deutschen Bildungssystem. Dagegen halten immer
mehr unter ihnen das System für gut vorbereitet auf Schüler mit
Migrationshintergrund. Zu diesem Ergebnis kam eine repräsentative
Umfrage im Auftrag von Stifterverband, SOS-Kinderdörfer weltweit und
der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) im Vorfeld des Tags
der Bildung. Am 8. Dezember 2016 diskutieren Entscheider aus Politik,
Gesellschaft und Wirtschaft sowie Bildungspraktiker die Ergebnisse in
Berlin.
Mehr als die Hälfte der befragten 14- bis 21-Jährigen glauben
nicht an Chancengleichheit im deutschen Bildungssystem (52 Prozent).
Das entspricht in etwa dem Vorjahreswert. Dabei variieren die
Einschätzungen deutlich. Besonders jüngere Befragte mit geringerem
Bildungsgrad zeigen sich weniger skeptisch. So schätzen mehr als zwei
Drittel der Haupt- und Realschüler die Bildungschancen aller als
gleich ein.
Welche Faktoren beeinflussen aus Sicht der Jugendlichen ihre
Bildungschancen am meisten? Entscheidend für sie sind vor allem die
eigene Motivation (92 Prozent), die Zuwendung und Unterstützung der
Eltern (88 Prozent) sowie die Qualität der Schule und Lehrer (87
Prozent). Dass die Herkunft einen großen Einfluss hat, glauben
hingegen nur 31 Prozent der Befragten.
Bildungssystem besser auf Flüchtlinge vorbereitet - Erfahrung
schafft Vertrauen:
Besonders die Lehrkräfte sind gefragt, wenn es um die Integration
von Schülern mit Migrationshintergrund geht. Allein im vergangen Jahr
galt es im Rahmen der Flüchtlingskrise rund 300.000 Kinder in
deutschen Schulen aufzunehmen. Dass das Bildungssystem gut auf diese
Herausforderung vorbereitet ist, glauben mittlerweile 37 Prozent der
Befragten. Das sind mehr als noch im Vorjahr (24 Prozent). Auch, wenn
der Großteil noch immer nicht von den Integrationsbemühungen der
deutschen Schulen überzeugt ist, zeigt diese Steigerung, dass sie
eine bessere Integrationsarbeit leisten als ihnen zugetraut wurde.
Schüler glauben deutlich häufiger an die Integrationsfähigkeit des
Bildungssystems (43 Prozent) als Erwerbstätige (28 Prozent) und
Studenten (28 Prozent). In der Gruppe der Haupt- und Realschüler
zeigt sich der größte Vertrauenszugewinn: Über die Hälfte hält das
deutsche Bildungssystem für gut oder sogar sehr gut vorbereitet (56
Prozent). Das sind 21 Prozentpunkte mehr als in 2015. Während noch im
Vorjahr insbesondere Befragte mit Migrationshintergrund und vielen
ausländischen Mitschülern dieser Meinung waren, zeigen sich heute
alle Jugendlichen gleich zuversichtlich.
Deutschkenntnisse nicht zentrales Mittel zur Integration -
Kultureller Austausch via Social Media:
"Die Resultate zeigen, dass wir auf einem guten Weg sind.
Allerdings dürfen wir in unseren Bemühungen auf bessere
Bildungschancen auch weiterhin nicht nachlassen", sagt Prof. Dr.
Andreas Schlüter, Generalsekretär des Stifterverbandes. Die
Befragten, die Kritik äußerten, nannten hierfür konkrete
Verbesserungsvorschläge. Der häufigste: ein höherer
Betreuungsschlüssel (32 Prozent). Jeder Vierte sieht zudem einen
Bedarf bei der Schulung von Lehrkräften im Umgang mit
Flüchtlingskindern - 14 Prozentpunkte mehr als 2015. Überraschend
ist, eine zusätzliche Sprachförderung für Schüler mit
Migrationshintergrund halten lediglich 18 Prozent für relevant. "Die
Meinungen junger Menschen sind sehr wertvoll für unsere Arbeit. Sie
kennen die Herausforderungen, aber auch funktionierende Ansätze und
können uns als Experten Impulse für das Bildungssystem geben", sagt
Dr. Heike Kahl, Geschäftsführerin der DKJS.
Wenig Verbesserungsbedarf scheint es in Bezug auf das Miteinander
an deutschen Schulen zu geben. Die überwiegende Mehrheit gab an, gut
oder sehr gut mit ihren Mitschülern mit Migrationshintergrund
auszukommen (89 Prozent). Dr. Wilfried Vyslozil, Vorstand der
SOS-Kinderdörfer weltweit: "Die Jugendlichen in Deutschland gehen mit
gutem Beispiel voran. Toleranz und Weltoffenheit sind zentrale
Voraussetzungen für mehr Bildungschancen - hier und weltweit." Auch
die Kommunikation in sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter oder
Instagram trägt zum interkulturellen Austausch bei. So nutzt mehr als
die Hälfte der Befragten (57 Prozent) Social Media, um mit Menschen
aus anderen Ländern oder Kulturkreisen in Kontakt zu sein. Jeder
Vierte ist sogar Mitglied in einer speziellen Gruppe, in der sich
Menschen aus unterschiedlichen Kulturen vernetzten - ein Zeichen für
erfolgreiche Integration in einer digitalen Welt.
Ãœber die Initiatoren der Studie:
Der Stifterverband, die SOS-Kinderdörfer weltweit und die Deutsche
Kinder- und Jugendstiftung haben sich zusammengeschlossen, um
gemeinsam zu mehr Bildungschancen beizutragen und aktiv Verantwortung
dafür zu übernehmen. Dazu initiieren sie unter anderem den Tag der
Bildung, der am 8. Dezember 2016 zum zweiten Mal stattfindet - dieses
Mal zum Thema "Vielfalt". Anlässlich dieses Tages haben die
Organisationen die Forsa-Studie in Auftrag gegeben, um die
Perspektive von Jugendlichen und jungen Erwachsenen abzufragen und in
den Diskurs einzubringen. Weitere Informationen zum Tag der Bildung,
zu Veranstaltungen, Initiatoren und Unterstützern sind unter
www.tag-der-bildung.de verfügbar.
Ãœber die Studie:
Die Umfrage wurde von der Forsa Politik- und Sozialforschung GmbH
durchgeführt und stellt eine repräsentative Befragung von 1.001
Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von 14 bis 21 Jahren
dar. Neben den genannten Ergebnissen enthält sie außerdem Meinungen
zu Bildungssystemen anderer Länder, Kenntnissen und Fähigkeiten für
die berufliche Zukunft und der eigenen Internationalität im Alltag
sowie dem Interesse an Tätigkeiten im Ausland. Die Studie kann über
das Pressebüro angefordert werden.
Pressekontakt:
Pressebüro Tag der BildungâEUR¨
c/o fischerAppelt, relations GmbH
tag-der-bildung(at)fischerappelt.de
0221/569-38-113
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