PresseKat - Viele Herzinfarkt-Patienten in Deutschland nicht optimal versorgt

Viele Herzinfarkt-Patienten in Deutschland nicht optimal versorgt

ID: 1430206

(ots) - Viele Herzinfarkt-Patienten werden in Deutschland
nicht optimal versorgt. Das zeigt der "QualitÀtsmonitor 2017" des
Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) und des Vereins
Gesundheitsstadt Berlin, der heute in Berlin vorgestellt wird. Laut
einer eigens fĂŒr den QualitĂ€tsmonitor durchgefĂŒhrten Befragung der
Kliniken verfĂŒgten etwa 40 Prozent der KrankenhĂ€user, die 2014
Herzinfarkte behandelten, nicht ĂŒber ein Herzkatheterlabor, das fĂŒr
die Versorgung von akuten Infarkten der Standard sein sollte. "Diese
Kliniken behandeln zwar relativ wenige FÀlle, nÀmlich etwa 10 Prozent
aller Herzinfarkte. Aber das sind hochgerechnet knapp 22.000
Patienten pro Jahr, die keine optimale Versorgung bekommen, obwohl es
in Deutschland sicher keinen Mangel an Herzkatheterlaboren gibt",
sagt Prof. Thomas Mansky, Leiter des Fachgebietes Strukturentwicklung
und QualitÀtsmanagement im Gesundheitswesen der Technischen
UniversitÀt (TU) Berlin und einer der Autoren des QualitÀtsmonitors.

Litsch: Rettungskette besser organisieren

Besonders ausgeprÀgt war das Problem in dem Viertel der Kliniken
mit den wenigsten BehandlungsfÀllen: 82 Prozent dieser KrankenhÀuser,
die 2014 weniger als 34 Herzinfarkt-Patienten pro Jahr versorgten,
verfĂŒgten nicht ĂŒber die optimale Ausstattung mit einem
Herzkatheterlabor. Aus Sicht der AOK zeigen diese Ergebnisse, dass in
der Krankenhausplanung eine stÀrkere Konzentration auf Kliniken mit
guter BehandlungsqualitĂ€t und guter Ausstattung nötig ist. "Außerdem
brauchen wir eine besser gesteuerte Einweisung der Patienten in die
richtigen Kliniken", betont Martin Litsch, Vorstandsvorsitzender des
AOK-Bundesverbandes. Eine vernĂŒnftig organsierte Rettungskette mit
Einbindung der Rettungsdienste sei notwendig: "Der Rettungswagen
sollte nicht das nÀchste, sondern das am besten geeignete Krankenhaus




ansteuern, das den Patienten optimal versorgen kann. Meist wĂŒrden
sich dadurch noch nicht einmal die Transportwege verlÀngern." Litsch
fordert einen neuen Anlauf fĂŒr ein sektorenĂŒbergreifendes Konzept zur
Notfallversorgung, das die Notaufnahmen der Kliniken, den Àrztlichen
Bereitschaftsdienst und den Rettungsdienst einbezieht.

Ein Viertel der Kliniken mit weniger als acht Brustkrebs-OPs pro
Jahr

Der QualitÀtsmonitor 2017 liefert detaillierte Daten zur
StrukturqualitÀt der deutschen KrankenhÀuser. In einer Klinikliste
werden fĂŒr sechs ausgewĂ€hlte und hĂ€ufig vorkommende Krankheitsbilder
die Strukturmerkmale und QualitÀtsergebnisse von insgesamt 1.645
KrankenhÀusern bundesweit dargestellt. Neben Herzinfarkt-Behandlungen
gehören Brustkrebs-OPs zu den betrachteten Eingriffen. "Auch hier
zeigen sich strukturelle MĂ€ngel", berichtet Thomas Mansky. "So wurden
in dem Viertel der Kliniken mit den geringsten Fallzahlen weniger als
acht FĂ€lle pro Jahr operiert - und das, obwohl es sich hier um einen
planbaren und damit leicht zentralisierbaren Eingriff handelt." Zum
Vergleich: Die Zertifizierungsstelle der Deutschen Krebsgesellschaft
fordert eine Mindestzahl von 50 Operationen pro Operateur und Jahr.
Die Auswertungen des QualitÀtsmonitors zeigen ergÀnzend, dass
Kliniken mit wenigen Brustkrebs-OPs die Ziele der gesetzlichen
QualitÀtssicherung hÀufiger verfehlen. Ein Ziel ist, dass bei
mindestens 90 Prozent der Patientinnen vor der OP die Diagnose durch
eine Stanz- oder Vakuumbiopsie abgesichert wird. WĂ€hrend im
bundesweiten Durchschnitt aller Kliniken 16 Prozent der KrankenhÀuser
dieses QualitÀtsziel verfehlten, waren es im Viertel der Kliniken mit
den wenigsten FĂ€llen 42 Prozent.

QualitĂ€tsmonitor als "Instrumentenkasten" fĂŒr Krankenhausplaner

"Der QualitÀtsmonitor macht transparent, dass erhebliche Teile der
an der Versorgung in Deutschland beteiligten Kliniken
qualitÀtsrelevante AuffÀlligkeiten zeigen", sagt Ulf Fink, ehemaliger
Berliner Gesundheitssenator und Vorstandsvorsitzender von
Gesundheitsstadt Berlin. "Das Buch soll ganz konkrete Hinweise fĂŒr
die Umsetzung der QualitÀtsagenda geben", betont Fink. AOK-Vorstand
Litsch ruft die Planungsbehörden der LÀnder auf, den QualitÀtsmonitor
aktiv als "Instrumentenkasten" fĂŒr ihre Arbeit zu nutzen: "Das Buch
liefert ihnen wertvolle Hinweise, wo sie ansetzen und umsteuern
sollten, denn es ermöglicht auch einen Vergleich mit anderen
BundeslÀndern." So gibt es beispielsweise in Nordrhein-Westfalen 73
von insgesamt 333 Kliniken, die weniger als 34 Herzinfarkte pro Jahr
behandeln, wĂ€hrend in ThĂŒringen nur zwei von insgesamt 37 Kliniken so
niedrige Fallzahlen haben. Viele der Kliniken, die nicht optimal
ausgestattet sind, befinden sich in Ballungsgebieten, so Litsch.
"Dort ist die Dichte der KrankenhÀuser besonders hoch, und eine
bessere Steuerung der Patienten ließe sich schnell umsetzen, ohne die
wohnortnahe Versorgung zu gefÀhrden."

Der QualitÀtsmonitor 2017 bildet den Auftakt einer neuen Reihe von
WIdO und Gesundheitsstadt Berlin. Neben der Klinikliste mit den
Eckdaten zur Versorgungsstruktur enthÀlt das Buch auch Artikel zu den
Themen QualitÀtssicherung und -management im Gesundheitswesen, zur
Messung von QualitĂ€t und zur qualitĂ€tsorientierten VergĂŒtung von
niedergelassenen Ärzten und Kliniken.

Die vollstÀndige Pressemappe und die Klinikliste aus dem
QualitÀtsmonitor finden Sie zum Download unter www.aok-bv.de.



Pressekontakt:
Dr. Kai Behrens
Pressesprecher
Tel. 030-34646-2309
presse(at)bv.aok.de

Original-Content von: AOK-Bundesverband, ĂŒbermittelt durch news aktuell


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Datum: 29.11.2016 - 12:00 Uhr
Sprache: Deutsch
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