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Französische und italienische Ärzte sind von der
Behandlungsqualität ihrer Klinik am wenigsten überzeugt, die
Deutschen am meisten
- Insbesondere Mediziner in Frankreich und Italien finden ihr
Krankenhaus auch als Arbeitgeber nicht empfehlenswert
- Jeder dritte Arzt sieht durch Kostenkontrolle die medizinische
Qualität gefährdet
Klinikärzte in Europa sind ausgesprochen unzufrieden mit der
Behandlungsqualität ihrer Krankenhäuser - und machen dafür vor allem
den starken Kostendruck in ihren nationalen Gesundheitssystemen
verantwortlich. Nicht einmal die Hälfte der Klinikärzte in
Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Italien würde ihr
Krankenhaus Freunden oder Kollegen für eine medizinische Behandlung
empfehlen. Dies ist ein Ergebnis der aktuellen Studie "Front Line of
Healthcare Report 2016" der internationalen Managementberatung Bain &
Company, für die Klinikärzte und Krankenhausmanager in den
entsprechenden Ländern befragt wurden.
Unternehmensvision und Organisationsstruktur sind die wichtigsten
Loyalitätsfaktoren
In Deutschland ist der Anteil der Mediziner, die ihre Klinik
weiterempfehlen würden, am größten. Hier würde fast jeder zweite Arzt
(42 Prozent) zu einer Behandlung in seinem Krankenhaus raten. In
Frankreich und Italien dagegen wäre nicht einmal jeder Fünfte dazu
bereit. Ähnlich sieht es in puncto Weiterempfehlung der eigenen
Klinik als Arbeitgeber aus. In Deutschland und Großbritannien würde
dies etwa jeder vierte Arzt tun. In Italien ist nicht einmal jeder
zehnte Mediziner von seinem Krankenhaus so überzeugt, dass er es als
Arbeitsplatz anraten würde.
Der Net Promotor® Score (NPS®) von Bain misst Kunden- und
Mitarbeiterloyalität in einer Branche oder einem Unternehmen. Bei den
befragten Ärzten liegt er in Bezug auf ihre Klinik als Arbeitsgeber
in allen vier Ländern im negativen Bereich. Dabei schneidet
Großbritannien mit einem NPS von minus 4 Prozent am besten, Italien
mit minus 32 Prozent am schlechtesten ab (Abb. 1). Auch von der
Versorgungsleistung des eigenen Krankenhauses sind viele Ärzte nur
bedingt überzeugt. Deutschland steht hier im Ländervergleich mit
einem NPS von 17 Prozent am besten da, gefolgt von Großbritannien mit
3 Prozent. Italien und Frankreich sind mit minus 9 beziehungsweise
minus 10 Prozent nahezu gleichauf (Abb. 2). Insbesondere Mediziner in
kommunalen Kliniken identifizieren sich kaum mit ihrem Arbeitgeber.
Von ihnen versteht nicht einmal jeder Zweite (46 Prozent) Mission,
Vision und Strategie der Krankenhausleitung. Und lediglich 25 Prozent
fühlen sich davon inspiriert.
Kostenkontrolle im Gesundheitswesen führt zu Unzufriedenheit bei
den Ärzten
Viele Klinikärzte sehen ihr Krankenhaus nicht darauf vorbereitet,
zukünftige medizinische Herausforderungen zu meistern. So glaubt nur
fast jeder dritte Arzt, dass die eigene Klinik die richtigen
Strukturen hat. Lediglich 29 Prozent der Mediziner in kommunalen und
39 Prozent in privaten Kliniken bescheinigen ihrem Krankenhaus,
ausreichend in die Zukunft zu investieren. Deutlich optimistischer
beurteilen Ärzte die Zukunftsfähigkeit ihres Arbeitgebers, wenn
dieser erkennbar Geld für Strukturen und Belegschaft aufwendet.
Zentraler Grund für die hohe Unzufriedenheit zahlreicher
Klinikärzte ist ihre Skepsis in Bezug auf die jeweiligen nationalen
Gesundheitssysteme. Diese sind ihrer Meinung nach zunehmend durch
steigenden Kostendruck geprägt. Jeder dritte Arzt in den vier
untersuchten EU-Ländern befürchtet, dass sich Sparmaßnahmen im
Gesundheitswesen negativ auf die medizinische Versorgungsqualität
auswirken. Rund 83 Prozent der europäischen Mediziner bezweifeln,
dass die nationalen Gesundheitssysteme auf die wachsenden Bedürfnisse
der alternden Bevölkerungen vorbereitet sind. Und 42 Prozent rechnen
sogar damit, dass eine hohe medizinische Versorgungsqualität dann
nicht mehr für alle Menschen sichergestellt werden kann.
"Viele Klinikärzte betrachten die Kostenkontrollen im
Gesundheitswesen nicht als Notwendigkeit, sondern als Sparmaßnahmen -
und stehen ihnen entsprechend kritisch gegenüber", erklärt Michael
Kunst, Bain-Partner und Leiter der Praxisgruppe Healthcare im Raum
EMEA. "In Zukunft wird die Herausforderung für die Gesundheitspolitik
europaweit darin bestehen, die steigenden Kosten in den Griff zu
bekommen, zugleich aber eine ausreichende Patientenversorgung zu
gewährleisten und die medizinische Qualität weiter zu verbessern."
Ãœber die Studie
Für die Studie "Front Line of Healthcare Report 2016" wurden
nahezu 1.200 Ärzte neun verschiedener Fachrichtungen sowie
Krankenhausmanager aus knapp 170 Kliniken in Deutschland, Frankreich,
Großbritannien und Italien befragt. Beleuchtet werden die
Unterschiede der Gesundheitssysteme in den vier EU-Ländern. Die
gleiche Untersuchung hat Bain 2015 in den USA durchgeführt, so dass
ein Vergleich mit diesen Ergebnissen in die aktuelle Studie
einfließen konnte.
Net Promoter® Score (NPS®)
Bain misst Kundenloyalität seit mehr als zehn Jahren branchen- und
länderübergreifend mit dem Net Promoter Score. Diese Kennzahl ergibt
sich aus den Antworten auf eine einzige Frage: "Auf einer Skala von
null bis zehn, wie wahrscheinlich ist es, dass Sie diese Bank einem
Freund oder Kollegen weiterempfehlen?" Die Antworten werden drei
Kategorien zugeordnet. Dabei hat sich gezeigt, dass nur Werte von
neun oder zehn für wirklich loyale Kunden stehen ("Promotoren"),
sieben und acht passiv Zufriedene sind und Bewertungen von sechs oder
weniger als Kritiker ("Detractors") eingestuft werden müssen. Wird
der Anteil der Kritiker von dem der Promotoren subtrahiert, ergibt
sich der NPS.
Bain & Company
Bain & Company ist eine der weltweit führenden
Managementberatungen. Wir unterstützen Unternehmen bei wichtigen
Entscheidungen zu Strategie, Operations, Technologie, Organisation,
Private Equity und M&A - und das industrie- wie länderübergreifend.
Gemeinsam mit seinen Kunden arbeitet Bain darauf hin, klare
Wettbewerbsvorteile zu erzielen und damit den Unternehmenswert
nachhaltig zu steigern. Im Zentrum der ergebnisorientierten Beratung
stehen das Kerngeschäft des Kunden und Strategien, aus einem starken
Kern heraus neue Wachstumsfelder zu erschließen. Seit unserer
Gründung im Jahr 1973 lassen wir uns an den Ergebnissen unserer
Beratungsarbeit messen. Bain unterhält 53 Büros in 34 Ländern und
beschäftigt weltweit 6.400 Mitarbeiter, 750 davon im
deutschsprachigen Raum. Weiteres zu Bain unter: www.bain.de.
Pressekontakt:
Leila Kunstmann-Seik, Bain & Company Germany, Inc., Karlspatz 1,
80335 München
E-Mail: leila.kunstmann-seik(at)bain.com, Tel.: +49 (0)89 5123 1246,
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