(ots) - Ein aus der Coca-Cola Europazentrale geleaktes,
internes Dokument belegt: Der amerikanische Getränkehersteller
bekämpft Mehrwegsysteme und höhere Umweltstandards - Durch Coca-Colas
Mehrwegausstieg in Deutschland sind seit Frühjahr 2015 insgesamt 857
"grüne" Jobs an 16 Standorten vernichtet worden -
DUH-Bundesgeschäftsführer Resch fordert Stopp des aktuellen Entwurfs
des Verpackungsgesetzes, mit dem sich die Umweltministerin vom
Mehrwegschutz verabschiedet
Der amerikanische Getränkekonzern Coca-Cola versucht gezielt
europaweit Mehrwegsysteme zu bekämpfen. Besonders betroffen ist
Deutschland mit dem weltweit größten Mehrweg-Getränkesystem. Darauf
macht die Deutsche Umwelthilfe (DUH) aufmerksam und verweist auf ein
durch die Organsation DCLeaks ans Tageslicht gekommenes, internes
Strategiepapier von Coca-Cola. Das Dokument skizziert die Ausrichtung
von dessen europäischer Unternehmenspolitik. Neben Mehrwegsystemen
sollen auch bessere Umweltstandards, die Erhöhung der Sammelmengen
von Einweg-Plastikflaschen und Getränkedosen sowie die Anhebung von
Recyclingquoten verhindert werden. Der amerikanische Getränkegigant
möchte bestehende Umweltstandards absenken, anstatt sie
weiterzuentwickeln (http://l.duh.de/p301116).
Die wirtschaftlichen Folgen der letztjährigen Entscheidung, sowohl
aus der 0,5 wie aus der 1,5 Liter Mehrwegflasche auszusteigen, sind
fatal. Coca-Colas Mehrwegausstieg in Deutschland vernichtete allein
in den letzten 19 Monaten 857 grüne Jobs an 16 Standorten
(http://l.duh.de/p301116). Weitere Schließungen werden nach der DUH
vorliegenden Informationen aus der Belegschaft folgen.
"Weltweit zählt Coca-Cola zu den am rücksichtslosesten gegen den
Umweltschutz agierenden Unternehmen. Der Profitmaximierung ordnet der
Konzern alles unter. Mit dem unfreiwilligen Bekanntwerden seiner
wirklichen Europastrategie zeigt der amerikanische Brausekonzern der
ganzen Welt sein wahres Gesicht", sagt DUH-Bundesgeschäftsführer
Jürgen Resch.
Coca-Cola kämpft bereits seit den 80er Jahren des vergangenen
Jahrhunderts aktiv gegen das deutsche Mehrwegsystem.
Bundesumweltminister Klaus Töpfer reagierte 1988 mit einer Verordnung
auf die damalige Ankündigung von Coca Cola, aus der 1-Liter
Mehrwegflasche aussteigen zu wollen. Mit einer "Lex Coca-Cola"
genannten Pfandverordnung für Einweg-Plastikfaschen bewegte er den
Brausekonzern zur Einführung der 1,5 Liter PET-Mehrwegflasche. Seit
1991 existiert bis heute in der Verpackungsverordnung eine
Mehrwegschutzquote. Praktisch in jeder Legislaturperiode griff
Coca-Cola das Mehrwegsystem an - bisher ohne Erfolg: Alle auf Klaus
Töpfer folgenden Bundesumweltminister - Jürgen Trittin, Sigmar
Gabriel, Norbert Röttgen und Peter Altmaier - standen klar zum
Mehrwegschutz.
Bundesumweltministerin Barbara Hendricks ist die erste
bundesdeutsche Umweltpolitikerin, die den Mehrwegschutz beenden
möchte. Seit Beginn ihrer Amtszeit hat sie die Interessen großer
Industrie- und Handelskonzerne höher und die umweltfreundlicher
Mittelständler niedriger bewertet als alle ihre Vorgänger.
Konsequenterweise hat sie als erste Umweltministerin sämtliche
Gesprächswünsche der mittelständisch geprägten, auf Mehrweg setzenden
Getränkeabfüller, des Getränkefachhandels und der DUH zum
Mehrwegschutz abgelehnt. Selbst ihr für Kreislaufwirtschaft
zuständiger Staatssekretär Adler verweigert seit zwei Jahren
jeglichen Dialog. Umso intensiver stimmt sich die Umweltministerin
mit den großen Handelsunternehmen und Getränkekonzernen zur
freiwilligen statt gesetzlich vorgeschriebenen Kennzeichnung, zur
Streichung der zusätzlichen Wertstofferfassung aus dem
Wertstoffgesetz und zur profitsteigernden Senkung von Recyclingquoten
ab. Während frühere Umweltpolitiker über klare Regelungen in Gesetzen
und Verordnungen regierten, setzt Barbara Hendricks auf "freiwillige
Absichtserklärungen" und Absenkungen von Standards. Wenn dabei grüne
Arbeitsplätze verloren gehen ist dies für die Ministerin scheinbar
nebensächlich.
"Umweltminister wie Klaus Töpfer, Jürgen Trittin oder Sigmar
Gabriel traten den früheren Attacken von Coca-Cola auf das deutsche
Mehrwegsystem entschieden entgegen und erließen eine Mehrwegquote
bzw. setzten das Dosenpfand um. Es ist eine Bankrotterklärung wenn
nun Barbara Hendricks die Mehrwegquote abschaffen will. Coca Cola ist
dies ausgerechnet zu deren 25-jährigen Jubiläum gelungen. Mit dem
seit wenigen Tagen bekannt gewordenen, nochmals verschlechterten
Entwurf eines Verpackungsgesetzes mutiert Barbara Hendricks endgültig
zur 'Einweg-Ministerin'", so Resch. Nach Auffassung der DUH muss die
Bundesregierung dem Angriff von Coca-Cola auf das Mehrwegsystem
entschieden entgegensteuern. Hierfür ist zusätzlich zu einer
verbindlichen Mehrwegquote im Verpackungsgesetz, eine verpflichtende
Kennzeichnung von Einweg und Mehrweg auf dem Produkt sowie eine
Abgabe auf unökologische Einweggetränkeverpackungen in Höhe von 20
Cent zusätzlich zum Pfand notwendig.
"Durch Coca-Colas Mehrweg-Ausstieg erfolgen schon jetzt 600
Millionen Abfüllungen pro Jahr in unökologische
Einweg-Plastikflaschen und Dosen anstatt in umweltfreundliche
Mehrwegflaschen. Das führt zu deutlich höheren Ressourcenverbräuchen
und belastet das Klima", erklärt der DUH-Leiter für
Kreislaufwirtschaft Thomas Fischer.
Doch nicht nur in Deutschland, sondern auch auf europäischer Ebene
betreibt Coca-Cola Lobbyarbeit gegen die Umwelt. So steht die Ellen
MacArthur Foundation, deren Mitglied Coca-Cola ist, in engem
Austausch mit der EU-Kommission zur Überarbeitung der europäischen
Abfallpolitik. Die DUH warnt davor, dass das Unternehmen die Nähe zur
EU-Kommission missbrauchen könnte. Deshalb fordert die DUH von der
EU-Kommission, Umwelt- und Verbraucherschutzverbände deutlich stärker
als bisher in die Erstellung des Circular Economy Package einzubinden
und sich nicht von den Studien externer Berater abhängig zu machen.
Links:
Geleaktes Strategiepapier zur europäischen Unternehmenspolitik von
Coca-Cola: http://l.duh.de/p301116
Aufstellung und Grafik zum Verlust an Arbeitsplätzen bei Coca-Cola
aufgrund des Mehrwegausstiegs: http://l.duh.de/p301116
Faktencheck zum Mehrwegausstieg von Coca-Cola: http://l.duh.de/r4psu
Forderungspapier der deutschen Umweltverbände DUH, BUND, NABU und DNR
für ein ambitioniertes Wertstoffgesetz http://l.duh.de/p301116
Pressekontakt:
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer
0171 3649170, resch(at)duh.de
Thomas Fischer, Leiter Kreislaufwirtschaft
030 2400 867 43, 0151 18256692, fischer(at)duh.de
DUH-Pressestelle:
Daniel Hufeisen, Ann-Kathrin Marggraf, 030 2400867-20
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