PresseKat - Integration von Flüchtlingen: 70 Mrd. Euro zusätzliche Wirtschaftsleistung möglich

Integration von Flüchtlingen: 70 Mrd. Euro zusätzliche Wirtschaftsleistung möglich

ID: 1431395

(ots) - McKinsey Global Institute: Europa muss sich auf
Migration als dauerhaftes Phänomen einstellen - Investitionen in
Integration von Flüchtlingen zahlen sich ökonomisch aus

Die erfolgreiche Integration von Flüchtlingen in Europa ist nicht
nur eine gesellschaftliche, sondern auch eine ökonomische
Notwendigkeit. Gelingt die Integration der aktuell rund 1,3 Millionen
Flüchtlinge, die voraussichtlich als Asylbewerber europaweit
anerkannt werden, könnten sie ab 2025 einen zusätzlichen Beitrag von
60 bis 70 Milliarden Euro jährlich zum Bruttoinlandsprodukt (BIP)
leisten. Gleichzeitig kann erfolgreiche Integration auf Grund der
Altersstruktur der Flüchtlinge - 80% sind jünger als 35 Jahre - und
der höheren Geburtenrate positive demografische Effekte haben.
Bleiben hingegen funktionierende Integrationsmaßnahmen aus oder
misslingen, würde sich das klar negativ auswirken - wirtschaftlich
wie gesellschaftlich. Dies sind Kernergebnisse einer neuen Studie des
McKinsey Global Institute (MGI) mit dem Titel "Europe's new refugees:
A road map for better integration outcomes", die am Donnerstag in
Berlin veröffentlicht wurde.

"Die Integration von Flüchtlingen ist für Europa eine ökonomische
Notwendigkeit", sagt Solveigh Hieronimus, McKinsey-Partnerin und
Koautorin der Studie. Viele Integrationsbemühungen seien gerade in
Europa in den vergangenen Jahrzehnten nicht so erfolgreich wie nötig
gewesen. Die Folge: Die Arbeitslosenquote von Migranten in der EU war
Eurostat zufolge 2015 doppelt so hoch wie unter EU-Bürgern. Nur jeder
zweite Flüchtling hat nach fünf bis sechs Jahren einen Arbeitsplatz
gefunden. In der Regel verdienen Migranten durchschnittlich 20 bis
30% weniger als ihre einheimischen Kollegen. Solveigh Hieronimus:
"Auf EU- und nationaler Ebene erfolgen bereits Investitionen in
Milliardenhöhe. Diese Mittel müssen dort investiert werden, wo sie zu




den besten Resultaten führen." Allein Deutschland plant für 2017 mit
einem Budget von über zwölf Milliarden Euro für die Aufnahme und
Integration von Flüchtlingen und Asylsuchenden.

Die wichtigsten Herausforderungen, so die MGI-Analysen, bleiben

- die Integration der Menschen in den Arbeitsmarkt,
- der Zugang zu Bildung,
- die Schaffung von integrationsförderndem Wohnraum,
- eine effiziente Gesundheitsversorgung sowie
- Investitionen in den Spracherwerb der Flüchtlinge.

Auf der Verwaltungsseite seien besonders die Maßnahmen effektiv,
die darauf abzielen, fachliche und überfachliche Qualifikationen der
Flüchtlinge effizient zu erfassen sowie die Verteilung der
Asylsuchenden innerhalb eines Landes nach guten
Integrationsvoraussetzungen zu optimieren. Die wichtigsten in der
Praxis erprobten Hebel zur erfolgreichen Integration hat das MGI in
dem Report ausführlich dargestellt.

"Darüber hinaus sollte die EU eine aktivere Rolle einnehmen, um
die aktuell entstandenen Spannungen zwischen den Ländern zu
beseitigen", so Hieronimus weiter. Freizügigkeit innerhalb Europas
einerseits, jedoch ungleiche Chancen für Asylschutz andererseits
führen zu menschlich sehr nachvollziehbaren, jedoch politisch wie
administrativ herausfordernden Zuständen - so haben nur sechs der 28
EU-Mitgliedstaaten im letzten Jahr rund 80% der Asylsuchenden
aufgenommen. Die Asylprozesse sollten deshalb dem MGI zufolge
europaweit ähnlichere Standards haben und die erfolgreiche Gestaltung
von Integration sollte überall gleichermaßen in den Fokus rücken.

Die Studie zeigt auch: Die Flut der insgesamt rund 2,3 Millionen
Asylsuchenden, die seit 2015 nach Europa gekommen sind, ist
einzigartig in der Geschichte Europas seit dem Zweiten Weltkrieg: 70%
der Ankömmlinge sind männlich, 70% im erwerbsfähigen Alter und über
50% aus dem Mittleren Osten. Sie unterscheiden sich dadurch
signifikant vom Großteil der Flüchtlinge weltweit, zu denen weitaus
mehr Frauen und Kinder zählen. Bei früheren großen Fluchtbewegungen
nach Europa legten die Menschen zudem nur deutlich kürzere Strecken
zurück, z.B. von den Balkanstaaten. "Heute bewegen sich die
Schutzsuchenden oft weit und in zwei Etappen - zunächst in ein
Nachbarland in unmittelbare Sicherheit und später mit bewusster Wahl
eines Ziellandes weiter nach Europa auf der Suche nach einem besseren
Leben und oft mit der Absicht, langfristig in Europa zu bleiben",
bewertet Solveigh Hieronimus die aktuellen Entwicklungen.

Es zeichne sich außerdem ab, dass Migration und Flucht anhaltende
Phänomene in Europa bleiben: Zum einen ließen die geopolitische
Instabilität und der ungleiche Wohlstand mehr Menschen ihre Heimat
verlassen. Zum anderen erleichtere die Digitalisierung die
Transparenz über bessere Lebensbedingungen in Europa sowie das
Organisieren der Reiserouten. Die europäischen Länder müssten sich
darauf vorbereiten, dass sich ähnliche Muster künftig wiederholen.

Das MGI hat neben Migration und Flüchtlingsbewegungen in Europa
auch die weltweiten Migrationsbewegungen untersucht. Die globalen
Ergebnisse wurden in einem parallelen aktuellen Report veröffentlicht
("People on the move: Migration's impact on individuals and
economies"). Weltweit gab es demnach 2015 rund 247 Millionen
Menschen, die ihre Heimatländer verlassen hatten - 90% von ihnen aus
persönlichen oder ökonomischen Gründen, meist auf der Suche nach
Arbeit, also nicht auf der Flucht vor Krieg oder Verfolgung wie die
übrigen 10%. Der Beitrag der 247 Millionen Migranten zum globalen
Bruttosozialprodukt beläuft sich dem MGI zufolge bereits heute auf
rund 6,7 Billionen US-Dollar, ein Anteil von nahezu 10% am gesamten
globalen BIP. Dieser Beitrag könnte sich jährlich um eine weitere
Billion Dollar erhöhen, wenn Regierungen Integrationsmaßnahmen für
die Gesamtheit der globalen Migranten erfolgreicher vorantrieben.

Die vollständigen Studien zum Download finden Sie unter

www.mckinsey.de/integration-von-fluechtlingen

Hintergrund

Das McKinsey Global Institute (MGI) erstellt als
Forschungseinrichtung von McKinsey & Company regelmäßig Studien zu
ökonomischen Fragen und Trends. Gegründet wurde der Think Tank 1990
in Washington, D.C.



Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:
Kirsten Best,
Telefon 0211 136-4688, E-Mail: kirsten_best(at)mckinsey.com

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Datum: 01.12.2016 - 11:00 Uhr
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