(ots) -
Menschen, die unschuldig im Gefängnis sitzen. Geschädigte, die
gegen große Konzerne kämpfen, das Recht aber nicht auf ihrer Seite
haben. Oder Urteile, die aus Sicht der Bevölkerung unverhältnismäßig
milde ausfallen. Wie gerecht geht es an deutschen Gerichten zu?
Michael Steinbrecher spricht diese Woche im "Nachtcafé" über
gesprochene Urteile und gefühlte Gerechtigkeit. Täglich entscheiden
Richter "Im Namen des Volkes" über Recht und Unrecht. Nicht selten
bleibt das Gefühl zurück, dass ein gut betuchter Angeklagter mit
einem Großaufgebot an Staranwälten den Prozessausgang beeinflussen
kann. Dass eine Strafe milder ausfällt, wenn ein Prominenter auf der
Anklagebank sitzt. Oder dass Urteile nicht zu Gunsten eines
Geschädigten ausfallen, sondern so, dass größere Klagen ausbleiben.
Ganz zu schweigen von Justizirrtümern, die unschuldige Menschen ins
Gefängnis bringen. Das ist Thema bei Michael Steinbrecher im
"Nachtcafé: Recht und Gerechtigkeit" am Freitag, 2. Dezember 2016, 22
Uhr im SWR Fernsehen.
Die Gäste im "Nachtcafé":
Anja Darsow ist überzeugt: Ihr Mann ist kein Mörder Seit seiner
Verhaftung vor sechs Jahren kämpft sie unermüdlich für die
Freilassung ihres Mannes. Der wurde wegen zweifachen Mordes an den
Nachbarn zu lebenslanger Haft verurteilt. Klare Beweise, so Darsow,
fehlen bis heute.
Andre Sommer ist Opfer einer der größten Pharmaskandale nach
Contergan Seit Jahren kämpft der körperbehinderte Allgäuer für
Gerechtigkeit. Bisherige Klagen scheiterten jedoch an
Verjährungsfristen. "Diese formale Hürde verstehe ich bis heute
nicht. Das ist eine Unverschämtheit", sagt das Duogynon-Opfer wütend.
Er will, dass die Bayer AG endlich zu ihrer Verantwortung steht.
Rechtsanwalt Markus Schollmeyer kritisiert deutsche Gerichte "Mit
Gerechtigkeit hat unsere Rechtsprechung nicht viel zu tun", sagt der
Anwalt, der als scharfer Kritiker vieler Entscheidungen an deutschen
Gerichten gilt. Persönliche Befindlichkeiten, finanzielle
Möglichkeiten und anwaltliche Manipulationen beeinflussten den
Ausgang vieler Verfahren. Die objektive Wahrheitssuche trete zu oft
in den Hintergrund, so Schollmeyer.
Richter Thomas Fischer fühlt sich der Wahrheit verpflichtet Der
Vorsitzender Richter am Bundesgerichtshof in Karlsruhe sieht in der
Suche nach der Wahrheit die wichtigste Aufgabe eines deutschen
Gerichts. Er ist überzeugt davon, dass er und seine Kollegen dieser
auch nachkommen: "Unsere Rechtskultur ist im Grundsatz in hohem Maße
geeignet, das zu verwirklichen, was wir heutzutage unter
Gerechtigkeit verstehen."
Inge Lohmann möchte wissen, wer ihr Vater ist Sechs Jahre lang
kämpfte sie erfolglos vor deutschen Gerichten für ihr Recht. Sie
möchte erfahren, wer ihr Vater ist, den sie für ihr verpfuschtes
Leben verantwortlich macht. Jetzt reichte sie Beschwerde beim
Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte ein. "Ich habe ein Recht
darauf, zu erfahren, woher ich komme", sagt Lohmann.
Irmela Mensah-Schramm beseitigt Hassbotschaften Sie hat es sich
zur Lebensaufgabe gemacht, Hassbotschaften im öffentlichen Raum zu
beseitigen. Mehr als 130.000 Graffitis hat sie bereits entfernt und
ist dafür sogar ausgezeichnet worden. Dass sie nun wegen
Sachbeschädigung belangt wird, animiert sie zum Weitermachen.
"Notfalls gehe ich auch ins Gefängnis", gibt sich die "Polit-Putze"
kämpferisch.
"Nachtcafé: Recht und Gerechtigkeit" am Freitag, 2. Dezember, 22
Uhr im SWR Fernsehen.
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