(ots) - Der Pionier der Molekularküche verrät im Interview
mit Lufthansa Exclusive, welche Rolle die Psychologie beim Schmecken
spielt
Für den britischen Gastronomen Heston Blumenthal hat die
Psychologie einen großen Einfluss auf das Geschmacksempfinden. "Eine
rote Erdbeere zum Beispiel wird einem immer süßer vorkommen als eine
grüne. Rockmusik lässt einen schneller essen. Rotwein schmeckt
anders, je nachdem ob im Hintergrund hohe Frequenzen oder tiefe Töne
zu hören sind", sagte Blumenthal, der als Pionier der Molekularküche
gilt, im Interview mit Lufthansa Exclusive (Ausgabe 12/2016). "Die
Evolution hat uns mit einer Alarmanlage ausgestattet: mit der
Fähigkeit zu schmecken, zu hören und zu fühlen. Dabei benutzen wir
nie nur einen Sinn zur Zeit, und die Sinne beeinflussen sich wiederum
gegenseitig."
Blumenthal führt fünf Restaurants mit insgesamt sechs
Michelin-Sternen. "The Fat Duck" im Dorf Bray westlich von London ist
das berühmteste Restaurant des Briten, in dem er seine Thesen dem
Praxis-Test unterzieht. "Wir servieren hier ein Krabben-Eis, bei dem
Wort denken die meisten Leute an etwas Süßes - wenn die Eiscreme dann
salzig schmeckt, sind sie enttäuscht. Also nennen wir es
'Hummerschaum', und das Gericht schmeckt den meisten sehr viel
besser."
Vor der Neueröffnung des mit drei Michelin-Sternen ausgezeichneten
Restaurants im September 2015 ließ sich Blumenthal von Psychologen
und Sozialforschern beraten - mit wieder neuen Erkenntnissen. "Es ist
erwiesen, dass man sich in einer aufrechten Haltung selbstbewusster
fühlt als in einer zusammengesunkenen. Allein die Form unserer Stühle
und die Haltung, die sie den Gästen verleihen, kann darüber
entscheiden, wie gut ihnen das Essen gefällt", versicherte der
50-Jährige im Gespräch mit Lufthansa Exclusive. " Eine Pistazie aus
der Schale schmeckt so viel besser als eine Nuss, die Sie geschält
überreicht bekommen. Das hat nichts mit Molekülen zu tun, es ist nur
dieses kleine bisschen Arbeit, das man sich geleistet hat, um sich
diese Pistazie zu verdienen."
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