PresseKat - Terroranschläge und Naturkatastrophen im Fokus der Wehrmedizin

Terroranschläge und Naturkatastrophen im Fokus der Wehrmedizin

ID: 1432347

(ots) - Terroranschläge, Flüchtlingskrise und
Naturkatastrophen sind leider Begleiterscheinungen unseres Lebens
geworden. Die sanitätsdienstliche Versorgung bei solch
außergewöhnlichen Ereignissen stand im Fokus der 4. "International
Conference on Disaster and Military Medicine" (DiMiMED). Etwa 250
Teilnehmer aus 30 Ländern trafen sich vom 15. bis 16. November 2016
in Düsseldorf zum Erfahrungsaustausch.

Eine sich verändernde Sicherheitsarchitektur, terroristische
Attacken, kriegerische Konflikte sowie Naturkatastrophen stellen die
Sanitätsdienste aller Nationen vor neue Herausforderungen. Die
medizinische Versorgung von Opfern von Terroranschlägen oder die
Behandlung von Patienten in der Flüchtlingskrise stellt die
Mediziner, seien es zivile oder militärische, vor neue Aufgaben. Die
Verfahren und Erfahrungen bei einem Massenanfall an Verletzten, dem
sogenannten MASCAL, sind eine gefragte Expertise, über die
Militärmediziner weltweit verfügen. "Sowohl die planbaren als auch
die unvorhersehbaren Aufgaben und Herausforderungen, vor denen der
Sanitätsdienst der Bundeswehr und die Sanitätsdienste anderer
Nationen stehen, können nur gemeinsam bewältigt werden. Diese
multinationale Zusammenarbeit muss auch die zivilen
Gesundheitssysteme einschließen", sagte Generalstabsarzt Dr. Stephan
Schoeps, Stellvertreter des Inspekteurs des Sanitätsdienstes der
Bundeswehr, bei seiner Rede anlässlich der "4. International
Conference on DiMiMED".

Auf die "sich verändernden Zeiten" verwies auch der kanadische
Generalmajor Jean-Robert Bernier, Vorsitzender des "Commitee of
Military Medical Services in NATO". Um die neuen Herausforderungen zu
bewältigen, bedürfe es der Notwendigkeit einer engen Zusammenarbeit
der Sanitätsdienste der NATO und ziviler Organisationen. Er betrachte
es als eine der größten Herausforderungen der Zukunft, ausreichend




adäquat ausgebildetes medizinisches Fachpersonal verfügbar zu haben.
Gleichzeitig betonte er, dass eine "Synchronisation der
Partnernationen" erforderlich sei, um die Interoperabilität in der
medizinischen Versorgung zu ermöglichen.

Für die belgischen Militärärzte seien die Verletzungsmuster, die
durch den Bombenanschlag von Brüssel am 22. März diesen Jahres
verursacht wurden, nichts Neues gewesen, erklärte Generalmajor Dr.
Geert Laire, Inspekteur des belgischen Sanitätsdienstes, jedoch nicht
für die zivilen Mediziner. Dr. Laire gab einen Überblick über den
Ablauf der Ereignisse dieses Tages aus sanitätsdienstlicher Sicht.
Exemplarisch stellte er zwei Fallbeispiele an Verletzungsmustern vor,
mit denen die Ärzte sich konfrontiert sahen. Aufgrund der Bauweise
der mit Nägeln und anderen Metallteilen gefüllten Sprengsätze hatten
diese für die betroffenen Verletzten zum Teil verheerende Folgen, wie
Amputationen. Die am Flughafen eingesetzten belgischen Soldaten
hätten zwar den Anschlag nicht verhindern können, aber aufgrund ihrer
sanitätsdienstlichen Ausbildung und der mitgeführten
"Erste-Hilfe-Sets", die einen Tourniquet zum Abbinden beinhalten,
vielen Verletzten das Leben gerettet. Außer den über 300 Verletzten
gab es zudem eine Vielzahl von psychologisch zu betreuenden
Patienten, so Dr. Laire.

Die Kommunikation nach den Anschlägen, um die Rettungsarbeiten zu
koordinieren, seien äußerst schwierig gewesen, da das öffentliche
Telefonnetz nach den Ereignissen schnell überlastet gewesen sei,
erklärte Dr. Laire. Von den gleichen Erfahrungen berichtete auch der
Stellvertretende Inspekteur des französischen Sanitätsdienstes,
Médecin Général Inspecteur Dr. Patrick Godart. Dr. Laire stellte
einige Schlussfolgerungen, die sich durch die Ereignisse des 22. März
ergeben hätten, vor. So sollten beispielsweise die Erfahrungen, die
die Militärärzte bei der medizinischen Versorgung und der
Organisation von Massenanfällen von Verwundeten in den Einsätzen
gemacht haben, in den zivilen medizinischen Sektor einfließen.
Ähnliche Ergebnisse führte auch Dr. Godart für die französische Seite
auf. Zudem erläuterte er, dass die Erste-Hilfe-Fähigkeiten der
Zivilbevölkerung verbessert werden müssten. Da die ersten Minuten
nach einer "Verwundung" für das Überleben und die spätere Genesung
der Patienten von größter Bedeutung seien, liege hier ein
entscheidender Beitrag für die Versorgung der Verletzten. Der
stellvertretende Inspekteur des französischen Sanitätsdienstes
schloss seinen Vortrag mit Blick auf die Herausforderungen, vor denen
die Sanitätsdienste bei der Bewältigung der wachsenden Aufgaben
stehen, mit den Worten: "Sei vorbereitet, um nicht überrascht zu
werden!"

Einen eindrucksvollen Einblick auf die Ereignisse im Anschluss an
das Erdbeben in Nepal im April 2015 gab Generalmajor Prof. Dr.
Kishore Rana, Inspekteur des nepalesischen Sanitätsdienstes, da auch
er und seine Familie von den Auswirkungen des Bebens direkt betroffen
waren. So sei unmittelbar nach den Erdstößen die Telefonkommunikation
zusammengebrochen, was das Führen und Einsetzen der
sanitätsdienstlichen Kräfte erschwert hat. "Vorbereitung ist ein
Schlüssel zum Erfolg", betonte Prof. Dr. Rana seine Schlüsse aus den
Folgen des Bebens. So müsse die Hilfe nach einer Naturkatastrophe
schneller und effizienter, z.B. durch die Bereitstellung von
Material, beginnen. Ebenso müsse die Kommunikation und Koordination
der Hilfe verbessert werden, um eine effektivere Unterstützung zu
gewährleisten.

Weitere Fachvorträge zur Katastrophenmedizin, Traumatologie und
der psychologischen Versorgung von Opfern von Terroranschlägen,
Flüchtlingen und Opfern von Naturkatastrohen rundeten den
Erfahrungsaustausch bei der Konferenz für Katastrophen- und
Militärmedizin ab. Alle Referenten waren davon überzeugt, dass die
Bewältigung der Herausforderungen in der Katastrophenmedizin nur
gemeinsam, im multinationalen Rahmen, gelingen kann.



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Datum: 05.12.2016 - 08:01 Uhr
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