PresseKat - Integration junger Flüchtlinge und heterogene Schülerschaft - Schulen fordern mehr Unterstützung

Integration junger Flüchtlinge und heterogene Schülerschaft - Schulen fordern mehr Unterstützung (FOTO)

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(ots) -
Eine zunehmend heterogene Schülerschaft wird Schulen auf lange
Sicht fordern, wie eine Umfrage der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung
unter Lehrern und Schulleitern der Sekundarstufe I zeigt. Viele der
Befragten sehen insbesondere Verbesserungsbedarf bei der Integration
junger Flüchtlinge an Schulen. Zwar gibt es häufig eine übergeordnete
Schulstrategie, um junge Flüchtlinge gut zu integrieren - dennoch
fühlt sich jeder vierte Befragte von dieser Aufgabe überfordert. Der
Wunsch nach mehr Unterstützung durch externe Akteure ist groß.

Für die Umfrage wurden online-basiert Lehrer und Schulleiter
befragt, die mit ihren Schulen an Deutschlands größtem
Schulwettbewerb "Starke Schule. Deutschlands beste Schulen, die zur
Ausbildungsreife führen" teilgenommen haben. Als "Starke Schule"
werden alle zwei Jahre allgemeinbildende Schulen der Sekundarstufe I
- beispielsweise Gesamtschulen, Förderschulen, Hauptschulen,
Realschulen - ausgezeichnet, die sich in besonderer Weise für die
schulische Entwicklung ihrer Schüler einsetzen. An der Umfrage haben
insgesamt 102 Lehrer teilgenommen.

Heterogene Schülerschaft: übergeordnete Schulstrategie häufig
vorhanden - dennoch fühlt sich jeder vierte Lehrer überfordert Der
Umgang mit einer heterogenen Schülerschaft gehört aktuell zu den
großen Herausforderungen an Schulen. Die Umfrage bestätigt dies: 90
Prozent der befragten Lehrer nehmen demnach eine zunehmende
Heterogenität in ihrer Schülerschaft wahr.

Die Schulen nehmen sich aus Sicht der befragten Lehrer
grundsätzlich der damit verbundenen Herausforderungen an. Knapp drei
von vier Lehrern (74 Prozent) geben an, dass es eine übergeordnete
Schulstrategie mit verschiedenen Maßnahmen gibt, um die Heterogenität
in der Schulgemeinschaft zu gestalten. Demgegenüber berichten knapp




20 Prozent der Befragten, dass jeder Lehrer eine eigene Strategie
verfolge, um mit der heterogenen Schülerschaft umzugehen. Trotz des
offensichtlich verbreiteten Vorhandenseins einer übergeordneten
Schulstrategie gibt es bei der Umsetzung Verbesserungsbedarf: Jeder
vierte Lehrer (26 Prozent) erklärt, sich mit den Herausforderungen
überfordert zu fühlen, an Schulen in sozialen Brennpunkten steigt
dieser Wert sogar auf 35 Prozent.

"Es ist erfreulich, dass Schulen auf die Herausforderungen einer
zunehmend heterogenen Schülerschaft mit strategisch fundierten
Maßnahmen reagieren. Jedoch benötigen sie stärkere Unterstützung
insbesondere von außen, um diese gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu
meistern", sagt John-Philip Hammersen, Geschäftsführer der
Gemeinnützigen Hertie-Stiftung. "Einige Schulkollegien sind sogar an
ihrer Belastungsgrenze angekommen."

Integration von jungen Flüchtlingen an Schulen: Sprachförderung
und Unterstützung durch Sozialpädagogen werden überwiegend angeboten
Bei der Frage, welche Maßnahmen an Schulen bereits angeboten werden
oder geplant sind, um junge Flüchtlinge an Schulen zu integrieren,
steht das Thema Spracherwerb klar im Fokus. 92 Prozent der befragten
Lehrer und Schulleiter geben an, dass Sprachfördermaßnahmen wie die
Begleitung im Unterricht oder zusätzliche Deutsch-Stunden an ihren
Schulen für junge Flüchtlinge angeboten würden. 87 Prozent der
Befragten nennen die Unterstützung durch Sozialpädagogen oder
Sozialarbeiter, entweder im Schulalltag, im Unterricht oder beratend,
als Maßnahmen. 70 Prozent erklärten, dass an ihren Schulen
Willkommens- oder Integrationsklassen vorhanden seien. Bei 22 Prozent
der Befragten seien diese an ihren Schulen in Planung.
Mentoren-Programme - in erster Linie Mentoring durch Mitschüler - ist
sind an 63 Prozent der Schulen vorhanden und bei 24 Prozent in
Planung.

Mehrheit der Schulen wünscht sich mehr Unterstützung durch externe
Akteure - vor allem Kultusministerien sind stärker gefordert Obwohl
externe Akteure bereits viel leisten, sind sie nach Ansicht der
befragten Lehrer und Schulleiter bei der Integration junger
Flüchtlinge an Schulen noch stärker gefordert als bisher: 68 Prozent
der Befragten geben an, dass sie sich mehr Unterstützung von außen
wünschen. Die Befragten wünschen sich in relativ gleichem Ausmaß mehr
Einsatz vom zuständigen Schulamt (59 Prozent), dem zuständigen
Kultusministerium (57 Prozent) sowie der Kommune (56 Prozent). Doch
auch andere Akteure wie die regionale Wirtschaft (24 Prozent) sowie
lokale Bildungseinrichtungen (22 Prozent) und Stiftungen
beziehungsweise private Akteure (22 Prozent) sind aus Sicht der
Lehrer und Schulleiter gefordert.

Vergleicht man den Wunsch nach mehr Unterstützung mit der
tatsächlich erhaltenen Unterstützung durch externe Akteure wird
deutlich, wo der Bedarf besonders groß ist. Demnach gibt es mit Blick
auf das jeweils zuständige Kultusministerium aktuell einen erhöhten
Unterstützungsbedarf, ebenso bei den Kommunen. Auch die regionale
Wirtschaft könnte sich demnach noch stärker bei der Integration
junger Flüchtlinge an Schulen engagieren.

Bessere Verteilung von jungen Flüchtlingen an Schulen gewünscht
Auf die offen formulierte Frage, welche Maßnahmen sich Lehrer und
Schulleiter von den externen Akteuren hinsichtlich der Integration
junger Flüchtlinge wünschten, wird mit Blick auf das zuständige
Kultusministerium vor allem der Ausbau von Lehrerstunden genannt.
Auch die Reduzierung von Verwaltungsaufgaben wird häufiger angeführt.
Kritisch gesehen wird zudem, dass es keine klare Regelung für die
weitere Beschulung der Schüler nach Besuch der Vorbereitungsklassen
gebe - die einzige Schulform, die junge Flüchtlinge beschulen müsse,
sei die Hauptschule, so dass andere Schulformen sich dieser
Verantwortung leichter entziehen könnten.

Auch mit Blick auf die Schulämter überwiegt der Wunsch nach mehr
personellen Ressourcen. Idealerweise sollte zusätzliches Personal im
Umgang mit jungen Flüchtlingen geschult sein. Auch Dolmetscher würden
zum Teil noch vermehrt benötigt. Zudem wird der Wunsch geäußert, dass
Jugendliche nicht nur in die Ballungsräume zugewiesen würden,
"sondern in die Breite". Dort könne in der Regel bessere Integration
stattfinden, weil es weniger Kinder mit Migrationshintergrund gebe
und Vereine und andere Institutionen den Schulen dabei wertvolle
Unterstützung böten.

Auch an die Kommunen wird der Wunsch gerichtet, die Verteilung von
jungen Flüchtlingen auf Schulen zielgerichteter mitzusteuern. Kreise
und Kommunen sollten sich bei der Verteilung der Flüchtlingskinder
daran orientieren, welche Schulen möglichst gut sozial aufgestellt
seien, damit Integration gelingen könne.

Mit Blick auf die regionale Wirtschaft wird beispielsweise der
Wunsch formuliert, dass diese das Angebot von Praktikums- und
Ausbildungsplätzen speziell für junge Flüchtlinge ausweiten und sich
auch bei der Finanzierung von Deutschkursen engagieren sollte.

"Die Umfrage offenbart einerseits, dass sich Lehrer von externen
Akteuren neben zusätzlichen personellen Ressourcen vor allem eine
verbesserte Verteilung von jungen Flüchtlingen auf Schulen
beziehungsweise Schulformen wünschen. Andererseits zeigt sich auch,
dass eine klarere Abgrenzung von Zuständigkeiten zwischen
Kultusministerium, Schulamt und auch Kommunen nötig ist. Vielen
Lehrern ist offenbar nicht klar, in welche Zuständigkeit die
Verteilung junger Flüchtlinge im Einzelnen fällt", erklärt
John-Philip Hammersen.

Die Gemeinnützige Hertie-Stiftung ist eine der größten
weltanschaulich unabhängigen und unternehmerisch ungebundenen
Stiftungen in Deutschland. Sie wurde 1974 von den Erben des
Kaufhausinhabers Georg Karg ins Leben gerufen und engagiert sich mit
ihren Mitarbeitenden und ihrem Vermögen in den Arbeitsgebieten
Neurowissenschaften, Bildung sowie Gesellschaftliche Innovationen.

Die Projekte und Initiativen der Stiftung leisten wissenschaftlich
basierte und praxisorientierte Beiträge zur Lösung drängender
Probleme unserer Gesellschaft. Sie haben sowohl zum Ziel, die
Qualität des öffentlichen Diskurses zu verbessern, als auch in der
Praxis modellhafte Lösungsansätze zu schaffen. Diese können und
sollen von anderen übernommen werden. Entsprechend fördert und
fordert die Hertie-Stiftung Eigeninitiative und Hilfe zur
Selbsthilfe.



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