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Neue Roland Berger-Studie: Deutschland und Frankreich müssen jetzt handeln, um Europas digitale Zukunft zu sichern

ID: 1433948

(ots) -

- Digitaler europäischer Binnenmarkt könnte pro Jahr mehr als 100.000
Arbeitsplätze und 415 Milliarden Euro zusätzliches BIP-Wachstum in
der EU schaffen
- Nur 11 Prozent der weltweiten Startups mit einer Bewertung von mehr
als einer Milliarde US-Dollar (Unicorns) kommen aus Europa; 39
Prozent im amerikanischen Silicon Valley beheimatet
- Wachstumspotenzial der Digitalisierung in Europa bisher
weitestgehend ungenutzt: Deutschland und Frankreich haben
Nachholbedarf
- Handlungsempfehlungen für ein deutsch-französisches Digital Valley:
Länderübergreifendes Risikokapital, rentable Cloud-Lösungen und
gemeinsamer internationaler Auftritt in Digitalisierungsfragen

Die digitale Transformation verändert Konsumgewohnheiten,
Geschäftsmodelle und Märkte und schafft neues wirtschaftliches
Potenzial - auch in Europa: Experten schätzen, dass ein europäischer
digitaler Binnenmarkt das Bruttoinlandsprodukt pro Jahr um 415
Milliarden Euro erhöhen und über 100.000 neue Arbeitsplätze in der EU
schaffen kann. Doch Faktoren wie unterschiedliche
Datenschutzregelungen oder nationale Schranken für digitale
Transaktionen behindern nach wie vor die freie Entfaltung der
Digitalwirtschaft in Europa. Dementsprechend hat der Kontinent
Nachholbedarf: Aktuell können europäische Startups im Vergleich zu
ihrer amerikanischen Konkurrenz lediglich auf ein Fünftel des
Risikokapitals zurückgreifen. Auch bei der Entwicklung von "Unicorns"
steht Europa deutlich hinten an: Weltweit stammen 39 Prozent aus dem
Silicon Valley, nur 11 Prozent sind europäischen Ursprungs.

Um diese Entwicklung zu durchbrechen, haben die Digitalexperten
von Roland Berger die einschlägigen Voraussetzungen von Deutschland
und Frankreich analysiert. Unter dem Titel "Towards a Franco-German
Digital Valley" haben sie daraus ein Konzept für ein gemeinsames




Digital Valley entwickelt. "Wir sollten enger zusammenarbeiten und
dabei nicht einfach nur eine Lücke schließen wollen", sagt
Charles-Edouard Bouée, CEO von Roland Berger. "Es geht vielmehr
darum, dass unsere Unternehmen das Tempo des technologischen Wandels
gegenüber den USA und Asien mitbestimmen. Dazu sollten Frankreich und
Deutschland, wie vor über 50 Jahren mit der Gründung der Montanunion,
ihre jeweiligen Stärken einbringen. Ein gemeinsames "Digital Valley"
ist ein erster Schritt, um Europa als Weltmarktführer bei den
Technologiethemen der Zukunft - wie der künstlichen Intelligenz - zu
etablieren."

Defizite in beiden Ländern

Allerdings gibt es sowohl in Frankreich als auch in Deutschland
verschiedene Defizite, die Europas Aufbruch in die digitale Zukunft
noch im Wege stehen. "Zum Beispiel ist der Zugang zu Risikokapital
für Startups in beiden Ländern ausbaufähig", stellt Roland
Berger-Partner Anne Bioulac fest. "In Frankreich werden Investoren
von den fiskalischen Rahmenbedingungen abgeschreckt, in Deutschland
herrscht allgemein eine eher risikoscheue Kultur."

Zusätzlich fehlt in Frankreich ein ausreichendes Cloud-Angebot.
Und obwohl Deutschland in diesem Bereich besser aufgestellt ist, wird
der Markt weiterhin von amerikanischen Lösungen dominiert. "Die
europäischen Unternehmen sind für Sicherheitsfragen natürlicherweise
sensibilisiert. Daher vertrauen sie nicht mehr auf Cloud-Lösungen aus
den USA", erläutert Philipp Leutiger, Partner von Roland Berger. Aus
diesem Grund existieren in Europa viele nationale Lösungen, die aber
nicht die kritische Masse erreichen, um rentabel wirtschaften zu
können.

Handlungsempfehlungen für ein deutsch-französisches Digital Valley
Damit diese Defizite auf beiden Seiten des Rheins überwunden werden
können, schlagen die Experten von Roland Berger einen Aktionsplan mit
drei zentralen Handlungsempfehlungen vor:

1. Finanzstarke und länderübergreifende Risikokapitalfonds:
Bereits heute unterstützen französische und deutsche Unternehmen
Startups im jeweils anderen Land mit Risikokapital, um Innovationen
in ihrem Bereich zu fördern. Zudem kooperieren deutsche und
französische Organisationen im Digitalbereich, zum Beispiel die
deutsche "Industrie 4.0-Initiative" und die französische "Alliance
pour l'industrie du future". Dieses Engagement sollte ausgebaut
werden, damit auf der deutsch-französischen Achse mehr Risikokapital
im Bereich Digitalisierung zur Verfügung steht und auf andere Länder
ausstrahlt.

2. Unabhängige deutsch-französische Cloud-Lösungen: Europa bietet
aktuell nicht die notwendige digitale Infrastruktur. Mit einer
gemeinsamen Cloud-Plattform könnten Deutschland und Frankreich ein
eigenständiges europäisches System für den ganzen Kontinent
etablieren. Und somit den Unternehmen mehr Unabhängigkeit von
amerikanischen Anbietern verschaffen. Neben der Einführung von
europäischen Software-Sicherheitsstandards, gehört dazu auch die
Weiterentwicklung neuer Cloud-Technologien, zum Beispiel auf der
Basis eines dezentralisierten, unveränderbaren Datenregisters
(Blockchain). Damit kann Europa die nächste Innovationswelle in
diesem Bereich mitgestalten.

3. Gemeinsamer internationaler Auftritt in Digitalisierungsfragen:
"Alleine fehlt es beiden Ländern in der Digitalwirtschaft an
internationaler Reputation, um von Investoren und jungen Talenten
wahrgenommen zu werden", sagt Leutiger. Doch gemeinsam sind
verschiedene Ansatzpunkte denkbar. "Zum Beispiel könnten Frankreich
und Deutschland in Grenzstädten wie Freiburg oder Mulhouse eine
Smart-City-Initiative starten", schlägt der Experte vor. Zudem
benötigen Frankreich und Deutschland für ein gemeinsames Digital
Valley eine Harmonisierung der wirtschaftlichen und fiskalischen
Rahmenbedingungen und einheitliche technische Standards.

"Deutschland und Frankreich müssen jetzt handeln, damit die EU
gegenüber den USA und den asiatischen Ländern nicht weiter an Boden
verliert", warnt Bioulac. "Mit dem Aufbau eines Digital Valley
zwischen Berlin und Paris können beide Länder die digitale Zukunft
des Kontinents aktiv gestalten."

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