(ots) -
Entspannte Feiertage und eine motivierte Rückkehr an den
Schreibtisch sind eine Frage der Organisation. Deutschlands führender
Effizienzexperte Jürgen Kurz verrät im Interview, mit welchen
einfachen Vorbereitungen er für stressfreie Weihnachten sorgt -
sowohl beruflich als auch privat.
Beginnen wir mit dem Klassiker, dem Geschenkmarathon. Wie kommt es,
dass wir jedes Jahr erneut in Zeitnot geraten?
Aufgaben auf die lange Bank zu schieben ist völlig menschlich. Diese
Tatsache macht natürlich auch vor Geschenkeinkäufen keinen Halt.
Darüber kann man sich jedes Jahr aufs neue ärgern. Oder aber man
akzeptiert die Tatsachen und beginnt, mit ihnen statt gegen sie zu
arbeiten.
Die häufigste Antwort auf die Frage, weshalb meine Kunden unter
Zeitdruck geraten, ist: "Ich kann mich nicht durchringen,
anzufangen." Wenn es also um Weihnachtsgeschenke geht, würde ich
empfehlen, das ganze Jahr als Möglichkeit zu sehen, Geschenke zu
kaufen. Warum immer einen Startpunkt setzen, im Sinne von "spätestens
Mitte Dezember will ich alles zusammen haben"? Warum nicht sagen: Ich
kaufe Geschenke, wenn ich sie sehe, ich notiere mir Ideen, wenn sie
mir einfallen - das ganze Jahr über. Und Anfang Dezember nehme ich
dann diese Liste zur Hand und besorge, was mir noch fehlt.
Ich persönlich führe neben der konkreten Liste außerdem eine mit
Geschenkideen für Personen, die schon alles haben.
Welche war das zuletzt?
Ich glaube, es war die Möglichkeit, bei der Post Briefmarken mit
eigenen Motiven zu bestellen. Ãœber personalisierte Briefmarken freut
sich einfach jeder.
Angenommen, die private Geschenke-Organisation klappt einwandfrei:
Woran hakt es im Büroumfeld während der Weihnachtszeit?
Meine Erfahrung ist, dass Zuständigkeiten bei Abwesenheit der
Kollegen unzureichend geklärt sind. Die Information, wer wann im Büro
ist, sollte immer auch übersichtlich schriftlich festgehalten werden.
Besprechungen sind sinnvoll und wichtig, aber die Ergebnisse geraten
einfach zu schnell in Vergessenheit, wenn sie nicht schriftlich
fixiert werden. Wir bieten eine Vorlage für ein
Zuständigkeitenprotokoll zum kostenlosen Download an, das ich
Verantwortlichen und Teamleitern dringend ans Herz legen möchte.
Mit welchen Infos sollten die Vertreter versorgt werden, damit man
selbst unbesorgt in die Feiertage starten kann?
Die Vertreterinfo ist unheimlich wichtig, wird aber gerne
vernachlässigt. Besonders wer sich über Weihnachten frei nimmt, will
den Kollegen oft auch nicht zu viel Arbeit aufdrücken. Dabei macht es
eingespielten Teams überhaupt keine Mühe, Status-Quo-Berichte mit den
wichtigsten Projektdaten auszufüllen und zu übergeben. Darin sind die
wichtigsten Eckdaten enthalten, die die Vertretung kennen muss.
Passieren Fortschritte, aktualisiert der Vertreter die Ãœbersicht und
der Urlauber kann nach seiner Rückkehr leicht wieder ins Geschehen
einsteigen.
Klingt nicht allzu kompliziert.
Ist es auch nicht. Hier geht es vor allem darum, sich an einen
neuen Prozess zu gewöhnen und die eigenen Abläufe zu verändern.
Proaktiv zu handeln ist immer besser als reaktiv. Zum Beispiel, indem
man immer einen Schritt weiter denkt und Abwesenheiten wirklich
frühzeitig einplant.
Wie früh bedeutet frühzeitig?
Ein bis zwei Monate im Voraus. Für meine Schulungen Ende Januar
habe ich beispielsweise gerade jetzt die Termine für die Feinplanung
der Schulungstage festgelegt. So können sowohl der Kunde als auch ich
entspannt die Feiertage genießen. Rechtzeitige Planung reduziert
Stress - so einfach ist die Rechnung.
Jürgen Kurz' nicht ganz ernst gemeinten 10 Tipps, wie Sie Ihr
Weihnachtsfest garantiert gegen die Wand fahren: http://ots.de/7zgdd
Was, wenn trotz aller Planung noch Aufgaben liegenbleiben?
Dann muss delegiert werden, das bleibt natürlich nicht aus. Wer
seinen Vertreter frühzeitig informiert, bekommt damit auch keine
Probleme. Gefährlich wird es nur, wenn wenige Stunden vor
Urlaubsbeginn noch eine Mail mit Aufgaben eintrudelt, die "möglichst
zeitnah" in Vertretung bearbeitet werden sollen.
Bevor die Ãœbergabe stattfindet, bietet die Weihnachtsfeier noch
großes Fettnäpfchenpotenzial.
Das ist wahr. Im Rausch der Emotionen und der freundschaftlichen
Atmosphäre kann es schnell passieren, dass man auf der
Weihnachtsfeier Dinge sagt, die man am nächsten Tag bereut. Das ist
menschlich, aber es sollte vermieden werden. Wer etwas ansprechen
möchte, das auf der Seele brennt, sollte dafür immer eine neutrale
Situation auswählen.
Welcher Jahresabschluss erleichtert den Wiedereinstieg im Büro
nach Weihnachten oder im neuen Jahr?
Das ist für mich natürlich vor allem das systematisch aufgeräumte
Arbeitsplatz. Stellen Sie sich doch mal vor, Sie kommen aus dem
Urlaub zurück und auf dem Schreibtisch türmen sich die Akten so hoch,
dass Sie die Farbe der Tischplatte nicht mehr erkennen können. So
etwas löst doch automatisch einen Fluchtreflex aus! Obwohl Sie gerade
aus dem Urlaub kommen, ist ein Großteil der Erholung wie verpufft.
Damit man darüber gar nicht erst nachdenken muss, empfehle ich, allen
Dingen eine Heimat zu geben - ganz im Sinne von Büro-Kaizen. So
räumen Sie am letzten Arbeitstag wie immer auf und kommen am ersten
Arbeitstag in ein gewohnt ordentliches uns strukturiertes Büro.
Wie geht es dann strukturiert und reflektiert im neuen Jahr
weiter?
Unter Zeitmanagement-Experten heißt es "Wer nicht plant, der wird
verplant." Ich empfehle jedem, die Feiertage zu nutzen, um darüber
nachzudenken, was in diesem Jahr gut gelaufen ist, was hätte besser
laufen können und - ganz wichtig - warum.
Auch die Frage, was im nächsten Jahr erreicht werden soll, ist
wichtig zu stellen. Selbst wenn sich alles ständig ändert - der
Zielplan ist ja auch nicht in Stein gemeißelt! Ich selbst stelle mir
gerne vor, wie es sein wird, wenn ich ein Jahr später in meinem
Sessel sitze und auf das dann abgelaufene Jahr zurückblicke. Was muss
bis dahin passiert sein, damit ich zufrieden zurückblicken kann?
Daraus lassen sich wunderbar Ziele ableiten - sowohl persönliche als
auch berufliche.
Das müssen keine 100 Ziele sein - Dieser Erwartungsdruck würde ja
direkt wieder Stress erzeugen. Aber egal, was in diesem Moment durch
den Kopf schwirrt, die Gedanken sind es wert notiert und abgeheftet
zu werden. Ich schaue mir meine Jahresziele mindestens ein Mal in der
Woche an und leite daraus meine Wochenziele ab. Die Liste hält mich
auf Kurs und sorgt dafür, dass ich in Bezug auf meine persönliche und
Berufliche Entwicklung nicht die Orientierung verliere.
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