(ots) -
Menschenrechte müssen verteidigt werden. Das gilt inzwischen
selbst für Deutschland, zumindest wenn es um das Recht auf
Religionsfreiheit geht. Derzeit erleiden besonders christliche
Flüchtlinge - darunter traditionelle Christen und in noch stärkerem
Maß Konvertiten aus dem Islam - massive Anfeindungen und sogar Gewalt
in Flüchtlingsunterkünften. Das zeigt die erweiterte Erhebung von
Open Doors vom 17. Oktober dieses Jahres mit Berichten von 743
Flüchtlingen, die religiös motivierte Übergriffe erlebt haben.
Damit ist hierzulande eine Herausforderung angekommen, von der
Millionen von Menschen in Ländern Zentral-, Süd- und Südostasiens
oder Afrikas seit vielen Jahren betroffen sind. Ihnen wird die
Freiheit verwehrt, auf die laut Artikel 18 der Allgemeinen Erklärung
der Menschenrechte jeder Mensch einen unveräußerlichen Rechtsanspruch
hat: "Jedermann hat das Recht auf Gedanken-, Gewissens- und
Religionsfreiheit. Dieses Recht umfasst die Freiheit, eine Religion
oder eine Weltanschauung eigener Wahl zu haben oder anzunehmen, und
die Freiheit, seine Religion oder Weltanschauung allein oder in
Gemeinschaft mit anderen, öffentlich oder privat durch Gottesdienst,
Beachtung religiöser Bräuche, Ausübung und Unterricht zu bekunden."
Christenverfolgung weltweit
Das überkonfessionelle christliche Hilfswerk Open Doors steht seit
mehr als 60 Jahren verfolgten Christen mit einer Vielzahl von
Hilfsprojekten zur Seite. Jährlich neu dokumentiert und analysiert
Open Doors im Weltverfolgungsindex die Situation der 50 Länder, in
denen Christen am stärksten verfolgt werden. So hat sich
beispielsweise die Anzahl der um ihres Glaubens willen ermordeten
Christen sowie zerstörten Kirchen im Jahr 2015 gegenüber dem Vorjahr
in etwa verdoppelt. "Christen in diesen Ländern werden oft ihrer
Religionsfreiheit beraubt. Sie können ihren Glauben häufig nur im
Untergrund leben, verfolgt von islamischen Regimen sowie Diktatoren
und extremistischen Gruppierungen", erklärt Markus Rode, der Leiter
von Open Doors Deutschland. "Millionen verfolgter Christen fühlen
sich vielerorts von westlichen Regierungen und Kirchen im Stich
gelassen. So erleben etwa Christen im Nahen Osten, dass die Hilfe der
Weltgemeinschaft an ihnen und den lokalen Kirchen weitgehend
vorbeigeht. Sie sind dankbar und ermutigt, wenn in den Ländern mit
Religionsfreiheit auf ihre Situation aufmerksam gemacht wird." Am 11.
Januar 2017 erscheint der neue Weltverfolgungsindex von Open Doors.
Religionsfreiheit in Europa und Deutschland
Bei der Konferenz "Christen in Bedrängnis" am 25.-26. November in
Wien forderte der EU-Sonderbeauftragte für Religionsfreiheit, Jan
Figel, es müsse weltweit mehr gegen religiös motivierte Verfolgung
getan werden. 84 Prozent aller Menschen gehörten einer
Religionsgemeinschaft an, 74 Prozent lebten in Ländern, in denen
religiöse Freiheit unterdrückt werde. "Wer Religion und den
Missbrauch von Religion nicht versteht, kann nicht verstehen, was
derzeit in der Welt geschieht." Religion sei ein bedeutsamer
weltpolitischer Faktor.
Der katholische Wiener Weihbischof Stephan Turnovszky bezeichnete
die Lage von Christen weltweit als so bedenklich wie nie zuvor. Auch
in Europa erfahren Menschen Gewalt wegen ihrer religiösen
Ãœberzeugung. Das treffe christliche Asylsuchende besonders hart, so
Bischof Turnovszky: "Nachdem sie ihr Leben aufs Spiel setzten um nach
Europa zu gelangen, schlägt ihnen hier oft erneut Gewalt, Bedrohung
und Diskriminierung aufgrund ihres christlichen Glaubens entgegen,
was von den staatlichen Autoritäten gerne übersehen wird."
Den verantwortlichen politischen und kirchlichen Leitern der
freiheitlichen Gesellschaften ist deshalb zu raten, sich weitaus
stärker für den Schutz der von religiös motivierten Übergriffen
Betroffenen im eigenen Land einzusetzen. Andernfalls verlieren sie
ihre Glaubwürdigkeit und ihr Mandat, auch solche Länder zur
Einhaltung von Religions- und Gewissensfreiheit aufzufordern, in
denen diese Menschenrechte massiv verletzt werden.
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