(ots) - Historisch kann man die Ãœbereinkunft der
Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) und der
Ölförderländer außerhalb des Kartells schon nennen. Schließlich hat
es einen solchen Schulterschluss in der immerhin 56-jährigen
Geschichte der Organisation noch nicht gegeben: Erstmals erklärt sich
eine Reihe von Nichtmitgliedern bereit, im Gleichschritt mit dem
Kartell die Förderung zu kürzen. Dementsprechend hat der Ölpreis
stark reagiert, Brent notierte zeitweise oberhalb von 57 Dollar je
Barrel.
Ob das Ereignis in ein paar Monaten oder Jahren jedoch noch andere
Personengruppen als die Wirtschaftshistoriker beschäftigt, steht auf
einem anderen Blatt. Es ist nämlich fraglich, ob der Schritt den
Ölpreis nachhaltig auf ein höheres Niveau hieven wird. Zweifel sind
aus mehreren Gründen angebracht.
So ist kaum damit zu rechnen, dass sich die Staaten innerhalb und
außerhalb der Opec an die Versprechen halten. Das Unterlaufen der
Quoten durch eine insgeheim höhere Förderung hat es in der
Opec-Geschichte häufig gegeben. Wie sagte unlängst sogar der frühere
saudische Ölminister Ali al-Naimi: "Wir neigen zum Schummeln." Als
Vorboten eines solchen Verhaltens könnte man ansehen, dass die Opec
vor dem Inkrafttreten der Beschlüsse per Anfang Januar derzeit den
Ölhahn aufdreht wie noch nie. Erstmals - schon wieder ein Ereignis
für Historiker - produziert sie mehr als 34 Mill. Barrel pro Tag
(bpd). Nicht übersehen werden sollte auch, dass der Iran hart daran
arbeitet, alte Marktanteile wiederzugewinnen, an Kürzungen also
keinerlei Interesse hat.
Was Saudi-Arabien betrifft, so übernimmt das Land zwar den
Löwenanteil der Kürzungen. Diese stimmen jedoch zeitlich mit der
üblichen Wartungsphase der Ölfelder überein. Saudi-Arabien kann also
seine aktuellen Mengen auch ohne Kürzungsverpflichtung kaum halten.
Russland wiederum wird die versprochenen 300.000 bpd erst gegen Ende
des ersten Quartals erreicht haben. Man könnte also sagen, dass die
Staaten mit ihren Beschlüssen zumindest teilweise auf Show-Effekte
setzen.
Vor allem aber sind zeitweilig höhere Preise ein Signal für die
nordamerikanischen Schieferölproduzenten, die Förderung kräftig
hochzufahren. Diese Produzenten werden durch Kostensenkungen immer
konkurrenzfähiger, sie können zudem rasch auf veränderte
Marktgegebenheiten reagieren. Sie - und nicht mehr die Opec-Staaten -
gelten inzwischen als die Herren des Ölmarktes. Was man ebenfalls als
eine historisch bedeutsame Entwicklung bezeichnen könnte.
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