(ots) - Die Entscheidung Janet Yellens passt gut in das
Weltbild von Donald Trump: Im Wahlkampf hatte er der Fed-Chefin noch
vorgeworfen, die Zinsen so niedrig zu halten, um die US-Wirtschaft
stabiler aussehen zu lassen, als sie ist, und so Hillary Clinton zu
unterstützen. Nun da der Plan nicht aufgegangen ist, tut Yellen das,
was Trump gefordert hat: Sie erhöht den Leitzins.
Doch Trumps Argumentation geht an der Realität vorbei: Die
konjunkturelle Lage in den USA ist bei weitem nicht so verheerend,
wie das der New Yorker dargestellt hat. Im Gegenteil. Und genau das
ist auch der Grund, warum die Fed nicht umhin konnte, die Geldpolitik
zu straffen.
Die US-Wirtschaft läuft, die Löhne steigen, die Inflation steuert
auf den Zielwert zu. Vor allem aber: Die Arbeitslosenrate - das
Kriterium, das die Fed als Leitwert für Zinsentscheidungen angeführt
hatte - ist auf 4,6 Prozent gefallen. Die zweite Zinsanhebung der Fed
seit dem Ende der Finanzkrise kündigt aller Voraussicht das Ende der
Ära der niedrigen Zinsen an. Aber vorerst nur in den USA - und nicht
in der Euro-Zone. Denn die meisten Gründe, die die Zinsanhebung für
die Fed unausweichlich machten, gelten diesseits des Atlantiks nicht.
Die EU ist noch immer weiter davon entfernt, dass die Wirtschaft
in allen ihren Mitgliedsstaaten läuft. Noch immer zeichnet sich kein
stabiler Aufschwung in der Euro-Zone ab. In den Krisenländern des
Südens gibt es keine Entwarnung auf dem Arbeitsmarkt. Die Gefahren in
Italien, die mit den hohen Staatsschulden und den instabilen Banken
einhergehen, haben sich verschärft. Völlig unklar ist zudem nach wie
vor, was der Brexit für die Euro-Zone bedeutet. Vor allem aber
verharrt die Inflationsrate noch deutlich unter dem Ziel von zwei
Prozent. Die Europäische Zentralbank hat aus dem Grund zuletzt ihre
Geldpolitik mit der Ausweitung des Anleihekaufprogramms noch weiter
gelockert.
Die Sparer in Europa müssen sich also weiter in Geduld üben. Bis
sich die Zinswende auch in Europa abzeichnet, muss noch einige Zeit
vergehen.
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