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HBCD-haltige Polystyrol-Dämmplatten: Deutsche Umwelthilfe und DNR fordern Beibehaltung der Einstufung als Sondermüll und Aufbau von Recyclingkapazitäten

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(ots) - Deutsche Umwelthilfe und Deutscher Naturschutzring
fordern den Stopp des Antrags von Sachsen und Saarland im Bundesrat
zur Rückstufung HBCD-haltiger Polystyrol-Dämmplatten als ungefährlich
- Umsetzung der Abfallhierarchie und Recycling von Dämmstoffen
notwendig

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und der Umweltdachverband Deutscher
Naturschutzring (DNR) fordern eine Beibehaltung der Einstufung von
Dämmstoffen mit dem Flammschutzmittel Hexabromocyclododecan (HBCD)
als gefährlicher Abfall und den Aufbau von Kapazitäten für ein
umweltfreundliches Recycling.

Durch die Novelle der Abfallverzeichnis-Verordnung werden
Polystyrol-Dämmplatten, die HBCD enthalten, seit dem 30. September
2016 als gefährlicher Abfall eingestuft. In der Folge müssen
HBCD-haltige Dämmstoffe dokumentiert, getrennt erfasst und gesondert
abtransportiert werden. Nach Berechnungen der Umweltverbände ergeben
sich dadurch ideale Möglichkeiten für ein hochwertiges Recycling von
jährlich mehr als 40.000 Tonnen schadstoffbelasteter
Polystyrol-Dämmstoffe. Der aktuelle Antrag der Länder Sachsen und
Saarland im Bundesrat, die Einstufung HBCD-haltiger Dämmstoffe als
gefährlicher Abfall wieder rückgängig zu machen, ist daher
kontraproduktiv und rückwärtsgewandt. Die Umweltverbände fordern die
Bundesländer dazu auf, den Antrag am 16. Dezember im Bundesrat
abzulehnen.

Für die Gebäudedämmung wird seit mehr als 50 Jahren mit
Flammschutzmitteln behandeltes expandiertes Polystyrol (EPS)
eingesetzt. Demontierte Dämmplatten wurden bislang als Beimischung zu
normalem Haus- und Gewerbemüll gebührenpflichtig in
Müllverbrennungsanlagen (MVA) thermisch verwertet. "Da die
Müllverbrennungsanlagen in Deutschland derzeit ausgelastet sind und
HBCD-haltiges Polystyrol nach der Einstufung als gefährlicher Abfall




gesondert behandelt werden muss, verweigern diese seit Ende September
2016 dessen Abnahme. Dadurch steigen auch die Entsorgungspreise
deutlich. Damit ergeben sich ideale Voraussetzungen und ein
finanzieller Anreiz für das Recycling dieses wichtigen und
energiereichen Kunststoffes", sagt der DUH-Bundesgeschäftsführer
Sascha Müller-Kraenner.

Durch Verfahren zur Ausschleusung von Schadstoffen, wie
beispielsweise HBCD, aus Polystyrol-Kunststoffen, können die
Werkstoffe gereinigt und wieder nutzbar gemacht werden. Weil auch im
Elektro-, Haushalts- und Automobil-Bereich Polystyrol mit bromierten
Flammschutzadditiven (auch POPs) eingesetzt wird, ist der Aufbau von
Recyclingkapazitäten umso wichtiger.

"Anstatt veraltete und ineffiziente Verbrennungsanlagen zu
füttern, sollte die Abfallhierarchie umgesetzt, Recyclingkapazitäten
für expandiertes Polystyrol aufgebaut und durch den Staat gefördert
werden", fordert der DNR-Generalsekretär Florian Schöne. Um bis zum
Aufbau ausreichend vorhandener Recyclingkapazitäten
Entsorgungsengpässe HBCD-haltiger Polystyrol-Dämmplatten zu
vermeiden, wäre eine zweijährige Übergangsregelung mit
Ausnahmetatbeständen denkbar.

Hintergrund:

Der Bundesrat hat im November 2015 eine Vernetzung der
Abfallverzeichnis-Verordnung (AVV) mit der POP-Verordnung
beschlossen. POP (Persistent Organic Pollutants) sind chemische
Verbindungen, die nur langsam in der Umwelt abgebaut werden, sich in
der Nahrungskette anreichern und auf Mensch und Umwelt giftig wirken.
Diese Stoffe werden als so gefährlich betrachtet, dass man deren
Produktion und Verwendung weltweit verboten hat. Darum müssen
Abfälle, die mehr als 1.000 ppm (parts per million) solcher Stoffe
enthalten, ab Oktober 2016 als "gefährlich" gekennzeichnet und
separat entsorgt werden. Expandiertes Polystyrol (EPS/XPS) ist ein
wichtiger Kunststoff, der in Europa zu 20 Prozent in Verpackungen und
zu 80 Prozent in der Gebäudedämmung eingesetzt wird. Zum Brandschutz
wurden die Dämmstoffe, die seit zirka 50 Jahren verbaut wurden, mit
dem Flammschutzmittel Hexabromocyclododecan (HBCD) ausgerüstet. Im
Zuge der staatlich geförderten Gebäudesanierung fallen immer mehr
HBCD-haltige Dämmstoffe zur Entsorgung an, deren Recycling als
deutlich umweltfreundlicher eingeschätzt wird, als die thermische
Verwertung in Müllverbrennungsanlagen mit niedrigen Wirkungsgraden.



Pressekontakt:
Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer, Deutsche Umwelthilfe
0160 90354509, mueller-kraenner(at)duh.de

Thomas Fischer, Leiter Kreislaufwirtschaft, Deutsche Umwelthilfe
030 2400 867 43, 0151 18256692, fischer(at)duh.de

Florian Schöne, Generalsekretär, DNR Deutscher Naturschutzring e.V.
030 678 1775 99, florian.schoene(at)dnr.de

DUH-Pressestelle:
Daniel Hufeisen, Ann-Kathrin Marggraf, 030 2400867-20, presse(at)duh.de
www.duh.de, www.twitter.com/umwelthilfe, www.facebook.com/umwelthilfe

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Datum: 15.12.2016 - 12:03 Uhr
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