(ots) - Mit einem Höhenflug hat der Dollar auf die
Zinsanhebung der amerikanischen Notenbank Fed reagiert. Auf breiter
Front haben Währungen sowohl der Emerging Markets als auch der
Industrieländer nachgegeben. Der Dollar-Index, der den Wert des
Greenback zu sechs anderen Industrieländerwährungen abbildet, ist auf
den höchsten Stand seit 14 Jahren geklettert, der Euro erreichte
unterhalb von 1,04 Dollar Tiefen, die er zuletzt Anfang 2003 gesehen
hatte. Dabei war der mehr als überfällige Zinsanhebungsschritt von
den Marktteilnehmern fest erwartet worden und stellte somit alles
andere als eine Ãœberraschung dar.
Nicht auf dem Zettel hatte der Markt aber die Tatsache, dass die
Mitglieder des Offenmarktausschusses in ihrer Einschätzung der
weiteren Entwicklung nicht mehr von zwei, sondern von drei weiteren
Leitzinserhöhungen im nächsten Jahr ausgehen, denen dann, so die
unverändert gebliebene Prognose, im Jahr 2018 drei Schritte folgen
sollen. Damit würde der Leitzins Ende des übernächsten Jahres bei 2
Prozent liegen. Die Reaktion des Marktes, der bislang von zwei
Zinsschritten im kommenden Jahr ausgegangen war, ist folgerichtig. Da
die übrigen Notenbanken der Industrienationen ihren lockeren Kurs
beibehalten - trotz eines recht starken Inflationsauftriebs auch die
Bank of England -, weiten sich die geldpolitischen Scheren aus. Eben
deswegen nimmt der Euro nun Kurs auf die Parität, die er in der
nächsten Zeit durchaus erreichen könnte.
Eine große Unbekannte erschwert allerdings die Einschätzung der
Marschroute. Es muss sich erst noch zeigen, wie viel Donald Trump von
seinen potenziell inflations- und damit auch zinstreibenden Plänen in
welchen Zeiträumen umsetzen wird beziehungsweise kann. Die
Währungsexperten von Nomura glauben, dass die Inflationsdynamik eine
Schlüsselrolle im nächsten Jahr spielen wird. Ihrer Auffassung nach
müssten die Inflationserwartungen bei steigenden Anleiherenditen
sinken. Bei früheren Beispielen einer solchen Kombination sei es mit
Ausnahme der Finanzkrise zu einer Dollar-Rally um 10 Prozent
gekommen. Daher werde die Fähigkeit der Fed, die
Inflationserwartungen nach unten zu führen, entscheidend sein. Komme
ein einfacher US-Steuersenkungsplan früher als erwartet hinzu,
bestehe die Möglichkeit einer noch stärkeren Outperformance des
Dollar. Das Institut glaubt, dass die Zinsdifferenz ausreichen
könnte, den von politischen Risiken belasteten Euro weiter zu
drücken, und hält die Parität für möglich. Seine Prognose für das
vierte Quartal 2017 hat es daher von 1,03 auf 1,00 Dollar reduziert.
Allerdings könnte der bereits sehr weit fortgeschrittene Höhenflug
der US-Währung - der Dollar-Index ist seit dem Tief des Jahres 2008
um rund 45 Prozent gestiegen - im weiteren Verlauf auch zum Halt
kommen. Während die sich öffnende Zins- und Wachstumsschere den
Dollar derzeit stützt, sprechen die Leistungsbilanzsalden für den
Euro. Ein Risiko für den Greenback ist auch eine eventuell sich im
Jahresverlauf verstärkende Diskussion über ein allmähliches Auslaufen
der außergewöhnlichen Stützungsmaßnahmen der EZB. Das Gleiche gilt
für die Wahlen im Euroraum, sofern sich die Furcht vor einem weiteren
Vormarsch der Populisten als unbegründet erweisen sollte. Faktoren
wie diese könnten - so ein "Gedankenspiel" der DZ Bank - auch zu
einem Anstieg des Euro auf 1,20 Dollar führen. Dazu bedürfe es aber
auch der Unterstützung von der US-Dollar-Seite.
Eine nachlassende Euphorie gegenüber den weiterhin sehr vage
formulierten Fiskalplänen des künftigen US-Präsidenten und eine Fed,
die sich auf ihre Tugenden vergangener Monate in Form einer sehr
vorsichtigen und zurückhaltenden Vorgehensweise besinnt, würden
wahrscheinlich ausreichen, um den notwendigen Auftrieb für das
Währungspaar zu liefern. Das Institut hält zwar die Parität nun für
möglich, glaubt aber, dass es mittelfristig gute Gründe für eine
Rückkehr des Euro in einen Bereich um 1,10 Dollar gibt.
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