(ots) - Konfliktforscher Zick warnt vor verbalem
Ausschlachten des Anschlags in Berlin
Gewaltforscher kritisiert Äußerungen aus parteipolitischem Kalkül
- "Das verletzt die Angehörigen der Opfer ein zweites Mal"
Osnabrück. Angesichts scharfer Reaktionen von AfD-Politikern auf
den tödlichen Anschlag mit zwölf Toten in Berlin warnt der
Konfliktforscher Andreas Zick davor, die Ereignisse aus
parteipolitischem Kalkül heraus auszuschlachten. "Anschläge sollen
Chaos erzeugen und totale Unordnung. Halten wir das Bild von
Unordnung aufrecht, dann ist das Wasser auf die Mühlen von
Extremisten", warnte Zick, Leiter des Instituts für interdisziplinäre
Konflikt- und Gewaltforschung an der Universität Bielefeld, in einem
Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Mittwoch).
Obwohl viele Fragen, beispielsweise nach den Hintergründen oder
dem Motiv der Tat, noch unklar waren, hatte der
nordrhein-westfälische Vorsitzende der AfD, Marcus Pretzell, bereits
am Morgen nach dem Anschlag die Ereignisse mit der Flüchtlingspolitik
von Kanzlerin Angela Merkel in Verbindung gebracht. Beim
Kurznachrichtendienst Twitter hatte Pretzell die Formulierung "Es
sind Merkels Tote" benutzt. Später hatte AfD-Vize Alexander Gauland
erklärt, die "schreckliche Tat" sei "auch Folge des Kontrollverlustes
an den deutschen Grenzen". Diese Einlassungen hatten vielfach für
Empörung gesorgt. Auch der Konfliktforscher Zick kritisierte: "Das
verletzt die Angehörigen der Opfer ein zweites Mal."
Um den Stress und die Belastung nach derartigen Ereignissen zu
bewältigen, bräuchten die Menschen vielmehr "eine Kultur der
gegenseitigen Hilfe zur Bewältigung von Krisen", so der Bielefelder
Forscher. Für den Moment helfe es, die Situation einordnen zu können.
"Dazu suchen Menschen Informationen in Medien, aber auch bei anderen,
denen sie vertrauen."
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