PresseKat - Ex-Rodel- und Bobweltmeisterin Susi Erdmann: "Mein Leben mit dem Tumor"

Ex-Rodel- und Bobweltmeisterin Susi Erdmann: "Mein Leben mit dem Tumor"

ID: 1438591

(ots) - Susi Erdmann (48) feierte als Rennrodlerin und
Bobfahrerin große Erfolge. Doch dann plagten sie jahrelang Schmerzen.
Eine Bundeswehr-Ärztin erkannte schließlich die Ursache: ein Tumor an
der Hirnanhangsdrüse. "Die Zeit war nicht leicht, durch die
Medikamente habe ich an Gewicht zugelegt. Locker zehn Kilo", sagt
Susi Erdmann im Interview mit der Zeitschrift FRAU IM SPIEGEL. Aber
zumindest sei es ihr seelisch besser gegangen. "Das Medikament hat
mir auch körperlich geholfen, ich konnte wieder schlafen. Ich bin
ruhiger geworden, die Schweißausbrüche waren weg", so Erdmann. Jetzt
nehme sie das Mittel seit einem Dreivierteljahr nicht mehr. "Mein
Körper reguliert sich langsam wieder, ich habe auch schon ein paar
Kilo abgenommen." Sport tue ihr auch gut - "ein bisschen schwimmen
und walken".

Gewissheit hatte sie vor zwei Jahren. Die Truppenärztin sei
relativ neu in der Sanitäts-Akademie gewesen. Erdmann: "Sie hatte
sich die ganze Krankengeschichte angeschaut und fragte mich: ,Hat
sich jemand bei Ihnen schon mal den Kopf angesehen? Zum Beispiel die
Hypophyse.' Zwei Tage später kam ich in die Radiologie, dort hat man
mich in den Kernspin geschoben und stellte fest, dass ich einen
kleinen Tumor an der Hypophyse habe." Er sei etwa 0,5 Zentimeter groß
gewesen, die Größe eines Kirschkerns. "Ich war geschockt, aber die
Ärztin sagte, der Tumor müsse nicht bösartig sein. Damit hatte sie
Recht. Ich habe Medikamente gegen die Geschwulst bekommen, auch um
die Schilddrüse in den Griff zu kriegen." Der Tumor sei nach wie vor
da. "Aber er wächst nicht", erklärt Susi Erdmann. "Man muss ihn aber
beobachten, dafür gehe ich einmal im Jahr zur Kontrolle. Wird die
Geschwulst größer, muss man sie rausholen - über die Nase."

Und wer hat sie getröstet? - "Naja, damals kam die Trennung von
meinem Mann noch dazu. Ich hatte das volle Paket Probleme", erzählt




Susi Erdmann FRAU IM SPIEGEL. In dieser Zeit habe sie Thomas Bruns
auf dem Schießplatz bei der Bundeswehr kennengelernt. "Über viele
Jahre war es eine Skype-Freundschaft. Dann wurde daraus Liebe - er
ist inzwischen von Lüneburg zu mir nach München gezogen." Bruns ist
IT-Fachmann bei der Bundeswehr.

Jahrelang war Erdmanns Tumor nicht erkannt worden. "Als ich 2008
nach 30 Jahren mit dem Leistungssport aufhörte, war das eine brutale
Umstellung für mich", erinnert sie sich. "Ich hatte bis dahin pro Tag
etwa sechs Stunden trainiert. Bei der Bundeswehr kam ich in den
Bereich Personalwesen. Ich musste noch mal komplett auf die Schule
gehen und die Bundeswehr richtig kennenlernen." Sie habe sich voll
reingekniet in die Materie, aber das Problem sei gewesen, dass es
eine sitzende Tätigkeit war. "Dazu die Arbeit am Computer acht
Stunden lang. Ich bin abends völlig platt nach Hause gegangen."

Sie war müde, konnte aber trotzdem nachts nicht schlafen, hatte
Schweißausbrüche, litt unter Gelenk- und Muskelschmerzen. Ihre Augen
wurden schlechter, sie konnte sich nicht mehr konzentrieren. "Ich bin
daher zum Arzt gegangen, habe mich untersuchen lassen, mir wurde Blut
abgenommen", so Erdmann. "Da hieß es: ,Sie hatten Pfeiffersches
Drüsenfieber.' Das musste ich schon während meiner Sportkarriere
gehabt haben. Doch auch die Schilddrüsenwerte waren sehr schlecht.
Man sagte, das käme durch eine Autoimmunkrankheit." Danach habe man
sie von einem Endokrinologen zum nächsten geschickt. "Einer sagte,
dass ich Hashimoto habe, also eine Entzündung der Schilddrüse. Die
anderen diagnostizierten Morbus-Basedow." So sei es jahrelang
gegangen. "Und am Ende hieß es auch noch: ,Sie sind frühzeitig in den
Wechseljahren.' Ich hatte das Gefühl, dass mich keiner richtig
ernstgenommen hatte. Ich war richtig verzweifelt, weil mir niemand
helfen konnte."

Im Rodeln war Erdmann dreifache Einzelweltmeisterin geworden. 1992
gewann sie bei den Olympischen Spielen Bronze, 1994 Silber. In den
Bob stieg sie 1999 um und holte auch dort zwei WM-Titel sowie Bronze
bei den Olympischen Spielen. Heute kann man bei ihr Gäste-Fahrten im
Vierer-Bob buchen - unter www.susi-erdmann.de.



Pressekontakt:
Ulrike Reisch
Ressortleitung Aktuell
Frau im Spiegel
Tel.: 089-272708977
E-Mail: ulrike.reisch(at)funke-zeitschriften.de

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Datum: 21.12.2016 - 08:30 Uhr
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