(ots) -
Personalmangel, Kostendruck und neue Qualitätsvorgaben zwingen
Kliniken, ihre Prozesse zu reorganisieren.
Business-to-Business-Modelle (B2B) werden dabei wegweisend sein,
meinten Experten auf dem Beschaffungskongress 2016 in Berlin
Während 40 Prozent der deutschen Krankenhäuser mittlerweile rote
Zahlen schreiben, werden die Rahmenbedingungen immer enger: Da werden
Fallpauschalen (DRGs) durch die Absenkung des Sachkostenanteils
gekürzt, da ist das Krankenhausstrukturgesetz mit seinen gestiegenen
Qualitätsanforderungen, da ist die neue
Medizinproduktebetreiberverordnung, die eine aufwändige Umrüstung der
Sterilisationsvorgänge erforderlich macht, und last but not least ist
da noch ein besorgniserregender Fachkräftemangel. Viel Holz für die
2.000 Krankenhäuser, die außerdem auf einem Investitionsstau in Höhe
von rund 30 Milliarden Euro sitzen, und von denen wohl eine relevante
Zahl demnächst schließen wird.
All das kam beim 8. Beschaffungskongress am 8. und 9. Dezember in
Berlin zur Sprache. Aber statt zu jammern, wurden gangbare
Lösungswege aufgezeigt, die - fasst man sie zusammen - in eine klare
Richtung zeigen: in Richtung Outsourcing und Digitalisierung.
Charité holt sich neue Dienstleiter in den OP
Gut nachvollziehbar ist dieser Trend im OP-Bereich. In dem
Hochkostentrakt werden immerhin 30 Prozent aller Erlöse eines
Krankenhauses generiert, weshalb ein effizienter OP-Betrieb als mit
die wichtigste Stellschraube für den wirtschaftlichen Erfolg eines
Hauses gilt. Die Charité hat deshalb ihr zentrales OP-Management
direkt der Geschäftsleitung unterstellt und mit digitaler
Unterstützung die Prozesse weitgehend standardisiert. Heute sei man
mit dem Konzept auf einem guten Weg zur Medizin 4.0, erklärte der
Leiter des OP-Managements der Charité Matthias Diemer. "Alles was wir
machen, muss steuerbar, transparent und messbar sein", sagte er.
"Diese Transparenz gibt uns die Möglichkeit zur Reflektion, etwa wenn
es erhebliche Abweichungen von der durchschnittlichen
Schnitt-Naht-Zeit gibt."
Unabdingbar für ein effizientes OP-Management sind nach Ansicht
des Mediziners die Standardisierung der Prozesse und der Logistik
sowie klar definierte Zuständigkeiten. Eine OP-Schwester sei wegen
ihres hohen Spezialisierungsgrades nicht austauschbar, jedoch könne
man einige Aufgaben an Dritte delegieren, erklärte er mit Blick auf
den Fachkräftemangel. "Es muss ja nicht alles selber gemacht werden,
sondern wir haben die Möglichkeit, bestimmte Verantwortungsbereiche
an neue Dienstleister zu übertragen." Als Beispiel nannte er
standardisierte Siebe und das vorgepackte Fallwagenkonzept. "Wenn man
das gut koordiniert, können enorme Synergieeffekte entstehen",
betonte Diemer.
Kaum eine Klinik für neue Medizinprodukteverordnung gerüstet
Dieser Punkt ist insbesondere vor der neuen
Medizinproduktebetreiberverordnung interessant. Nach der EU-weiten
Verordnung müssen wiederverwendbare Medizinprodukte der Klassen 2 und
3 künftig eindeutig gekennzeichnet werden. Die Aufbringung einer
solchen Unique Device Identification (UDI) bei Mehrweginstrumenten
obliegt zwar dem Hersteller, sie muss jedoch von den
Sterilisationsabteilungen der Kliniken gelesen und nachverfolgt
werden können. Durch das digitalisierte Tracking lässt sich dann sehr
leicht eine korrekte oder nicht korrekte Aufbereitung erkennen. Dies
sei ein wichtiger Schritt für mehr Transparenz und
Patientensicherheit, meinte Hygieneexperte Klaus-Dieter Zastrow von
den Vivantes Kliniken Berlin. Allerdings werde die Verschärfung der
Dokumentation und Überwachung für die Kliniken zu einer echten
Herausforderung. "Die Mehrzahl der deutschen Krankenhäuser ist dazu
momentan gar nicht in der Lage", sagte er.
Drei Jahre haben die Krankenhäuser Zeit, die neue Verordnung
umzusetzen. Die Umrüstung werde teuer und personalintensiv,
prophezeiten Experten auf dem Beschaffungskongress. Zudem würden die
Häuser künftig stärker haftungsrechtlich in die Pflicht genommen,
betonte der Medizinrechtler Andreas Haak von der Düsseldorfer
Anwaltskanzlei Taylor Wessing. Dies gelte natürlich auch für die
Aufbereitung jener Produkte, denen keine sachgerechte
Reinigungsanleitung beiliege. Letzteres ist offenbar ein zunehmendes
Problem. Oft seien Anleitungen nicht ausreichend spezifiziert, um ein
Produkt risikofrei wieder in den Verkehr zu bringen, kritisierte
Hygieniker Zastrow. Sinnvoll sei es deshalb, diese Aufgabe an
spezialisierte Betriebe outzusourcen, auch aus haftungsrechtlichen
Gründen. "Ich bin sehr gespannt, wie sich die Kliniken entscheiden
werden", so Zastrow.
Robert Schrödel, Vorstandsvorsitzender der Pioneer Medical Devices
AG, glaubt indes, dass künftig mehr Kliniken ihre Verantwortung nach
außen verlagern werden. Um etwa die neuesten laparoskopischen
Instrumente mit immer kleineren Lumen keimfrei zu bekommen, brauche
es Spezialmaschinen für mehrere Millionen Euro. "Ich kenne keine
einzige Klinik, die so eine Maschine hat", sagte er. Seiner Ansicht
nach wird es vor allem bei schwer zur reinigenden Produkten wie
Endoskopen zu einer größeren Arbeitsteilung und neuen Angebotsformen
kommen, etwa Pay-per-use-Modellen. "Wir sehen das daran, dass uns in
diesem Bereich immer mehr Anfragen erreichen", meinte Schrödel, "weil
sich die Kliniken erstens den gestiegen Anforderungen nicht gewachsen
sehen und sich zweitens solche Modelle auch wirtschaftlich rechnen."
"Brauchen mehr Complicance bei der Händehygiene"
Doch nicht nur die neue Medizinproduktebetreiberverordnung, auch
das vor einem Jahr in Kraft getretene Krankenhausstrukturgesetz
stellt Kliniken vor wachsende Herausforderungen. Beispielsweise
werden Hygienefachkräfte gefordert, die aber dem Markt de facto gar
nicht zur Verfügung stehen. Experten beziffern das Defizit auf 80
Prozent. Besonders brisant dürfte der Personalmangel werden, wenn es
bald zu den gefürchteten Qualitätsabschlägen kommen wird. In
Fachkreisen gilt es als gesichert, dass das Qualitätsinstitut IQTIG
hier unter anderem die Zahl der nosokomialen Infektionen als
Bewertungsmaßstab heranziehen wird. Ob man mit finanziellen
Abstrichen allerdings das Ziel erreicht, die Zahl der jährlich
600.000 Krankenhausinfektionen tatsächlich zu senken, ist längst
nicht ausgemacht. Neben zu wenig Personal gilt vor allem die
mangelnde Händedesinfektion als wichtigste Einflussgröße. Studien
zufolge beträgt die Compliance bei der Händehygiene im Krankenhaus
lediglich 40 Prozent. "Wir brauchen ein neues Hygienebewusstsein",
forderte Klaus-Dieter Zastrow. Ärzten und Pflege müsse klar gemacht
werden, dass die Händedesinfektion Teil der medizinischen Prozedur
sei. Selbst langjährigen Chefärzten sei dies nicht immer klar.
Vor diesem Hintergrund regte der Gesundheitsökonom Prof. Wilfried
von Eiff vom Centrum für Krankenhaus-Management am
Universitätsklinikum Münster an, neue Forschungsschwerpunkte im
Bereich der Hygiene zu setzen. Konkret wandte er sich an den
Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium Lutz Stroppe, der auch
im Ausschuss des Innovationsfonds sitzt. "Warum fördern Sie mit dem
Innovationsfonds nicht mal neue technologisch basierte Logistik- und
Hygienekonzepte, die zum Beispiel das Potenzial haben, die Compliance
zu verbessern?", fragte er. Stroppe versprach, diesen Vorschlag in
der nächsten Ausschussrunde einzubringen. "Das habe ich notiert",
erklärte der CDU-Politiker verbindlich.
B2B-Revolution und Medizin 4.0 gehen Hand in Hand
Solche Modellprojekte können auch deshalb wichtig sein, um gute
von schlechten Innovationen zu unterscheiden. Laut von Eiff werden
Produktneuheiten oft als Innovationen verkauft, obwohl ihr (Zusatz-)
Nutzen fraglich sei. Dabei seien Hersteller besser beraten, auf
Fairness zu setzen. Denn es sei, so von Eiff, auf dem
Krankenhausmarkt eine B2B-Revolution ausgebrochen, deren Ausmaß noch
gar nicht ganz verstanden sei. "Diese Revolution bedeutet, dass wir
zunehmend Abstand vom Handelsmodell nehmen und stattdessen zu einem
Vernetzungsmodell kommen, dass den Kunden nicht vom Hersteller
entkoppelt, sondern im Gegenteil, beide weiter zusammenbindet."
Entscheidend für die Zukunftsfähigkeit einer Klinik werde außerdem
sein, ob es gelinge, personalisierte Versorgung mit Medizin 4.0 zu
verbinden. Von Eiff nannte in diesem Zusammenhang die individuelle
Knieprothese aus dem 3D-Drucker, doch auch die elektronische
Patientenakte und fallspezifische Logistikkonzepte gehören zu der
digitalen Vernetzung.
Firmenchef Robert Schrödel kann sich über diese Entwicklung nur
freuen. Immer mehr Krankenhäuser interessieren sich auf einmal für
sein Kerngeschäft, nämlich Technologiepartnerschaften im Bereich der
OP-Logistik, des Medizinproduktemanagements einschließlich
validierter Aufbereitung. Ob man es nun Outsourcing, B2B oder
Systempartnerschaften nennt, Medizin 4.0 geht nicht ohne Partner, ist
Schrödel überzeugt. "Eine Klinik allein kann diese Investitionen
nicht stemmen, jedenfalls dann nicht, wenn sie wirtschaftlich
arbeiten will."
Die Pioneer Medical Devices AG versorgt seit vielen Jahren
Krankenhäuser, Medizinische Versorgungszentren und Spezialpraxen mit
innovativen Medizinproduktelösungen, die vom Produkt-Tracking, über
die Spezialaufbereitung und Just-in-time-Belieferung bis hin zur
Finanzierung reichen. Das Unternehmen versteht sich als der führende
Highend-Spezialist für Kosteneinsparungen bei medizinischen
Leistungserbringern, die gleichzeitig ihre Leistung und Qualität
steigern möchten.
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