(ots) - Weltweiter Luxusgütermarkt ist 2016 um 4 Prozent
auf 1,08 Billionen Euro gewachsen
- Luxus als Erlebnis wird immer wichtiger, Hotels, Reisen und Wein
gewinnen zunehmend an Bedeutung
- Persönliche Luxuswaren stagnieren bei 249 Milliarden Euro
- E-Commerce-Anteil wächst auf 7 Prozent und ist gemessen am
Umsatz weltweit der drittgrößte "Markt" nach den USA und Japan
- Marken, die auf Kundenfokus im Omnikanal setzen, werden weiter
zulegen
Der weltweite Markt für Luxusgüter ist 2016 um 4 Prozent
gewachsen, auf 1,08 Billionen Euro. Hauptverantwortlich dafür waren
Luxusautos mit einem Plus von 8 Prozent. Gleichzeitig geht der Trend
immer mehr hin zu Luxuserlebnissen wie Reisen und Kreuzfahrten,
hochwertige Lebensmittel, Wein und Spirituosen. Dagegen stagnierte
der Verkauf von Luxusprodukten für den persönlichen Gebrauch wie
Lederwaren, Mode, Schmuck, Uhren, Parfüm und Kosmetik 2016 bei 249
Milliarden Euro. Zwar zogen die Ausgaben der chinesischen Kunden nach
einer dreijährigen Pause wieder an, dies aber konnte die
Kaufzurückhaltung der US-Amerikaner nicht kompensieren. Das sind die
wichtigsten Ergebnisse der Studie "Worldwide Luxury Market Monitor",
die die internationale Managementberatung Bain & Company gemeinsam
mit dem italienischen Verband der Luxusgüterhersteller Fondazione
Altagamma zweimal pro Jahr veröffentlicht.
"Der Markt für Luxusgüter hat einen hohen Reifegrad erreicht",
erklärt Serge Hoffmann, Bain-Partner und Luxusgüterexperte. "Die
Markenhersteller müssen sich deutlich differenzieren, um weiterhin
erfolgreich zu wachsen. Wir sehen Anzeichen einer Polarisierung von
Marken. In allen Produktkategorien und Segmenten werden Gewinner und
Verlierer erkennbar."
Terrorgefahr belastet Shoppingtourismus in Europa
Brexit und Terrorgefahr haben Spuren bei den Konsumenten
hinterlassen, was sich nicht zuletzt an der geringeren Zahl der
Touristen in Europa zeigt. Entsprechend sind deren Luxusausgaben 2016
zurückgegangen. Kompensiert wurde dies durch das Kaufverhalten der
Einheimischen, so dass sich am Jahresende ein leichtes Wachstum von
währungsbereinigt 1 Prozent in Europa ergibt. In Großbritannien
sorgte die Schwäche des britischen Pfunds für gute Umsätze der
Touristen - und damit für einen Silberstreif am Horizont.
Der Luxusumsatz in Frankreich litt 2016 unter den Terroranschlägen
in Städten wie Paris und Nizza. Auch in Deutschland zieht der Terror
eine Eintrübung der Geschäfte nach sich. Dagegen sind in Spanien,
Italien und auch Nordeuropa die Umsätze der Touristen stabil, weil
diese Länder als weniger riskant wahrgenommen werden.
Chinesen halten sich zurück, starker US-Dollar strapaziert
Luxusgeschäft in Amerika
Festland-China entwickelt sich zunehmend besser als der
Gesamtmarkt für Luxusgüter. Dies ist vor allem auf die Zunahme des
Binnenkonsums der Chinesen zurückzuführen. Dieses Plus im Heimatmarkt
konnte allerdings das Minus bei den Luxusausgaben chinesischer
Touristen im Ausland, insbesondere in Europa, nicht ausgleichen.
Dafür sind laut Bain-Partner Hoffmann, der viele Jahre in China
gearbeitet hat, lokale Faktoren entscheidend: "Die Preisgestaltung
der Luxusmarken in China ist noch sehr uneinheitlich, das
Serviceniveau im Vergleich zum Ausland bescheiden. Das führt zu einem
deutlich schlechteren Einkaufserlebnis der Chinesen im eigenen Land
und damit zu geringeren Volumina als im Ausland." Erstmals ging 2016
der Anteil der chinesischen Konsumenten am gesamten Luxusgütermarkt
zurück; nach 31 Prozent 2015 auf jetzt nur noch 30 Prozent.
In Hongkong und Macau setzte sich 2016 der Abwärtstrend mit einem
währungsbereinigten Umsatzminus von 15 Prozent fort. Da die Furcht
vor MERS-CoV (Nahost-Atemwegssyndrom-Coronavirus) nachgelassen hat,
sind chinesische Luxuskäufer nach Südkorea zurückgekehrt. Dies führte
währungsbereinigt zu einem Plus von 13 Prozent. Insgesamt war die
Entwicklung des Luxusmarkts in Südostasien mit einem Plus von 3
Prozent (währungsbereinigt) positiv.
Die Ergebnisse in Nord- und Südamerika sind 2016 uneinheitlich -
mit einem Negativwachstum von insgesamt 2 Prozent
(währungsbereinigt). Die Luxusgüterhersteller hatten in den USA wegen
des abnehmenden Tourismus und schwacher lokaler Umsätze zu kämpfen.
In Lateinamerika bevorzugten die Kunden wegen des starken Dollars
Käufe im eigenen Land. Und in Kanada stagnierten die Ausgaben für
Luxuswaren.
E-Commerce wird zum führenden Absatzkanal für Luxus
Der stationäre Einzelhandel, der bis 2015 noch zulegte, hat 2016
weltweit an Dynamik verloren. Dagegen führte die
Wachstumsgeschwindigkeit des Onlinehandels zu einem E-Commerce-Anteil
von 7 Prozent. "Damit hat E-Commerce bei Luxusgütern deutlich Boden
gutgemacht und reiht sich gemessen am Umsatz hinter den
Luxusgesamtmärkten der USA und von Japan ein", stellt Hoffmann fest.
Auch das Off-Price-Segment wird für die Luxusbranche immer
wichtiger. Heute stehen preisreduzierte Produkte für 37 Prozent des
Markts für persönliche Luxuswaren. Dabei gewinnen Outlets an
Bedeutung. Sie machten 2016 rund ein Drittel des Umsatzes im
Off-Price-Markt aus - Tendenz steigend. "Luxuslabels, die den
Outlet-Kanal aktiv managen und die Rabatte in ihren Niederlassungen
reduzieren, können von diesem Trend profitieren", ist Luxusexperte
Hoffmann überzeugt.
Trend zu Accessoires ist ungebrochen
Luxusaccessoires und Schmuck schlagen im Wachstum nach wie vor den
Gesamtmarkt. Besser läuft nur das Segment Beauty. Hier gibt es
allerdings große Unterschiede zwischen den einzelnen Marken, und die
Polarisierung nimmt zu. So laufen beispielsweise Einstiegs- oder auch
die Top-Linien besser als das breite Mittelfeld. Die Abstände
zwischen den Marken werden größer. Gegenwärtig kristallisieren sich
Gewinner heraus, andere fallen zurück.
Der Markt für persönliche Luxuswaren wird bis 2020 um jährlich 3
bis 4 Prozent auf bis zu 285 Milliarden Euro zulegen. "Ein
Spaziergang wird das aber nicht werden", warnt Bain-Partner Hoffmann.
"Die Luxusartikelhersteller müssen ihre Erwartungen und Strategien an
eine Ära anpassen, in der Wachstum kein Automatismus mehr ist. Nur
die Marken, die ihr Geschäftsmodell entsprechend ausrichten und sich
auf Omnikanal-Distribution sowie absolute Kundenorientierung
einlassen, werden auch weiterhin erfolgreich sein."
Ãœber die Studie
Seit dem Jahr 2000 untersucht Bain & Company in Zusammenarbeit mit
Fondazione Altagamma - dem führenden italienischen Verband der
Luxusgüterhersteller - den Markt und die Ertragslage von 250 weltweit
führenden Luxusgüterherstellern und -marken. Der
Unternehmensdatenbestand, der unter der Bezeichnung "Luxury Goods
Worldwide Market Observatory" bekannt ist und jährlich als Studie
veröffentlicht wird, hat sich zu einer führenden und weltweit
beachteten Informationsquelle für die internationale
Luxusgüterindustrie entwickelt.
Bain & Company
Bain & Company ist eine der weltweit führenden
Managementberatungen. Wir unterstützen Unternehmen bei wichtigen
Entscheidungen zu Strategie, Operations, Technologie, Organisation,
Private Equity und M&A - und das industrie- wie länderübergreifend.
Gemeinsam mit seinen Kunden arbeitet Bain darauf hin, klare
Wettbewerbsvorteile zu erzielen und damit den Unternehmenswert
nachhaltig zu steigern. Im Zentrum der ergebnisorientierten Beratung
stehen das Kerngeschäft des Kunden und Strategien, aus einem starken
Kern heraus neue Wachstumsfelder zu erschließen. Seit unserer
Gründung im Jahr 1973 lassen wir uns an den Ergebnissen unserer
Beratungsarbeit messen. Bain unterhält 53 Büros in 34 Ländern und
beschäftigt weltweit 6.400 Mitarbeiter, 750 davon im
deutschsprachigen Raum. Weiteres zu Bain unter: www.bain.de.
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