(ots) - Im Zirkus setzen Artisten schon mal zum Salto
mortale an, einen mehrfachen, besonders imposanten Salto. Nichts
anderes wagte Marco Morelli, Chef der italienischen Krisenbank Monte
dei Paschi di Siena. Unter seiner Führung vollzog die italienische
Krisenbank einen Wandel von nachrangigen Anleihen in Aktien, der
beachtliche 2,45 Mrd. Euro einbrachte. Der italienische
Bankenrettungsfonds Atlante verpflichtete sich zudem, dem Institut
knapp 28 Mrd. Euro an notleidenden Krediten abzunehmen. Doch trotz
beachtlicher Akrobatik missglückte der Salto, den Morelli vollzog.
Die Kapitalerhöhung von 5 Mrd. Euro scheiterte, weil die Bank keinen
Ankeraktionär fand, der auch andere Investoren zum Einstieg hätte
motivieren können. Der kurze Flirt mit dem Staatsfonds von Katar
führte zu keinem konkreten Ergebnis. Mehr als 90 Investoren soll der
Bankchef in den vergangenen Wochen kontaktiert haben.
Dass überhaupt ein solcher Salto notwendig wurde, hat einen
offensichtlichen Grund: Die Lösung des Debakels der ältesten Bank der
Welt wurde zu lange verschoben. Nicht nur, dass bereits während der
Regierungszeit von Mario Monti 2012 klar war, dass sich die Bank in
trübem Fahrwasser befand, aber im Gegensatz zu anderen Ländern
keinerlei Staatshilfe für Italiens Banken beantragt wurde. Die EZB
verwies zuletzt im Sommer dieses Jahres auf die prekäre Lage der
Bank. Erst im Dezember aber wurde die Kapitalaufstockung dann in die
Wege geleitet. Als die Verfassungsreform im Referendum vor wenigen
Wochen scheiterte und sich die italienische Regierung unter dem neuen
Kabinettschef Paolo Gentiloni neu ordnen musste, sank auch die
Zuversicht der Investoren. Zudem ist die Liquiditätslage der Bank
prekärer als erwartet. Das Traditionshaus könnte mit seinen flüssigen
Mitteln nur rund vier Monate überleben.
Staatliche Unterstützung wurde somit zuletzt unausweichlich, und
eine Krisensitzung des Regierungskabinetts rückte näher. Mit dem
Bankendekret in Höhe von 20 Mrd. Euro ist die Regierung in der Lage,
neben der angeschlagenen Monte dei Paschi auch anderen Instituten
beizuspringen. Doch am Ende dürfte die staatliche Hilfe weder
ausreichen, um die schwache Kapitaldecke der italienischen Banken zu
festigen, noch um die absehbaren Bilanzverluste vieler Institute zu
decken. Auch dürfte es die Regierung kaum wagen, Kleinsparer bei
einer Kapitaloperation zu belasten. Und allzu leicht kommen die
Hilfen mit dem EU-Regelwerk in Konflikt. Weitere Akrobatik ist also
gefragt, um die Misere zu lösen.
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