(ots) - Weißer Ring: An Weihnachten mehr Gewalt in
Familien
Geschäftsführerin Biwer empfiehlt mehr Freiräume
Osnabrück. Die Opferorganisation Weißer Ring erwartet auch an
diesem Weihnachtsfest eine steigende Zahl von gewalttätigen
Ãœbergriffen in Familien. In einem Interview mit der "Neuen
Osnabrücker Zeitung" sagte die Geschäftsführerin des Weißen Rings,
Bianca Biwer: "In vielen Familien eskaliert die Lage an Weihnachten,
weil alle eng beisammen sitzen und es keine Freiräume durch Arbeit
oder Schule gibt." Weihnachten sei mit unheimlich hohen Erwartungen
und dem Bild der trauten Familie verbunden - dabei sehe die Realität
in vielen Familien ganz anders aus. Biwer sagte: "Das führt zu Frust
und Aggressionen. Wenn dann noch Alkohol in rauen Mengen getrunken
wird, kann es zu Gewalt und Ãœbergriffen kommen." In 90 Prozent der
Fälle seien Frauen die Opfer.
Genaue Zahlen zu dem Anstieg gebe es nicht. Biwer sagte: "Der
Grund ist, dass die Täter an den Feiertagen präsenter sind als sonst
im Alltag. Die Opfer trauen sich deshalb nicht, Hilfe zu suchen, weil
die Familie ja um sie herum ist." An den Weihnachtstagen nutzten
daher weniger Menschen das Opfertelefon des Weißen Rings. Im Dezember
riefen durchschnittlich nur 2200 Menschen an, in anderen Monaten
seien es 2600 bis 3000 Anrufer.
Die Opferschutz-Vertreterin empfiehlt Gelassenheit an den
Feiertagen: "Jeder sollte gelassen bleiben und sich darüber im Klaren
sein, dass es auch mal Streit geben kann. Alle sollten aufhören,
Perfektion zu suchen." Weihnachten habe seine Höhen und Tiefen wie
alle anderen Tage. Einzelne Familienmitglieder sollten auch mal etwas
alleine machen können und ein paar Stunden Freizeit haben.
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Weißer Ring fordert mehr Geld von Bund und Ländern für
Trauma-Therapien
Geschäftsführerin Biwer: Manche Opfer von Gewalt müssen ein Jahr
warten
Osnabrück. Der Weiße Ring fordert von Bund und Ländern mehr
Therapie-Einrichtungen für die Opfer von häuslicher Gewalt. In einem
Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte die
Geschäftsführerin des Weißen Rings, Bianca Biwer: "Es gibt zu wenige
Therapiemöglichkeiten bei Traumata, gerade im ländlichen Raum." Sie
fügte hinzu: "Solche Therapien braucht man flächendeckend, jedes
Opfer muss raschen Zugang zu Spezialisten haben." In manchen
ländlichen Regionen gebe es Wartelisten von einem halben bis zu einem
Jahr. Biwer kritisierte: "Das ist zu lange, dann hilft die Therapie
nicht mehr so schnell und so gut."
Derzeit gebe es bundesweit 155 Trauma-Ambulanzen, zumeist an
Kliniken, wo Psychotherapeuten arbeiten, die auf die Behandlung von
traumatisierten Opfern etwa nach krimineller Gewalt spezialisiert
sind. Die regionale Verteilung sei aber sehr verschieden: Während es
in Nordrhein-Westfalen 43 und in Niedersachsen 29 solcher
Einrichtungen gebe, seien es in anderen Ländern nur zwei oder drei,
in Brandenburg keine.
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