(ots) - Hamburg hat eine Elbphilharmonie, ein Tor zur Welt
- aber keine Rote Liste für Wildbienen. Im Auftrag der Deutschen
Wildtier Stiftung leitet Dr. Christian Schmid-Egger, einer der
europaweit führenden Wildbienen- und Wespenexperten, ein Monitoring,
um diese Rote Liste für Hamburg zu erstellen. Schmid-Egger hat jetzt
erste Ergebnisse vorgestellt. "Unter den 127 Wildbienenarten, die wir
zwischen April und August 2016 in Hamburg gesammelt haben, ist ein
echtes Highlight", sagt er. "Auf dem Gelände des Flughafens in
Fuhlsbüttel wurde die in Norddeutschland fast ausgestorbene Sandbiene
- Andrena nigriceps - entdeckt." Dieser Fund lässt den Experten ins
Schwärmen geraten. "Damit war nicht zu rechnen", sagt er. "Letztmalig
wurde diese Wildbiene 1938 in Hamburg gesichtet."
Wildbienen sind zum Teil hoch bedroht, denn als Nahrungs- und
Nestbauspezialisten leben sie höchst anspruchsvoll. Die einen nisten
in lockeren Sandböden, die anderen nur in Stängeln und Totholz.
Wieder andere suchen sich leere Schneckenhäuser für die Nestanlage.
"Oder sie brauchen Ritzen in Mauern, um dort ihren Nachwuchs
unterzubringen", erläutert Schmid-Egger. Damit nicht genug; auch das
"Essverhalten" ist neben dem Nistverhalten äußerst kapriziös: "175
deutsche Wildbienenarten sind an eine bestimmte Pflanzenart gebunden:
Sie fliegen entweder auf Heide- oder Fingerkraut, sind auf Weiden
oder Glockenblumen angewiesen oder nur auf Ölpflanzen zu finden."
Blüte weg - Biene weg!
Insgesamt waren in Hamburg sechs Bienensammler ganz klassisch mit
Kescher, Netz und gelben Plastikschalen unterwegs. Sie haben rund 40
Biotope "abgegrast". Bis 2019 wird in Hamburg jetzt jedes Jahr
gesammelt und erfasst, 2020 findet dann die Datenauswertung und
Veröffentlichung der Roten Liste statt. Bei der Inventur von Biene
Majas wilden Verwandten wertet Schmid-Egger auch bereits vorhandene
Altdaten aus. Die wesentliche Quelle dafür ist das Zoologische Museum
der Universität Hamburg. Masterstudenten und Mitarbeiter des
Zoologischen Institutes arbeiten an dem Projekt mit, das von der
Deutschen Wildtier Stiftung finanziert wird.
"So ein Monitoring ist eine wichtige Grundlage, um Lebensräume für
Wildbienen zu verbessern", sagt Schmid-Egger. "Gerade eine Stadt wie
Hamburg mit kleinräumigen Strukturierungen wie Park- und
Kleingartenanlagen, Gärten und weiträumigen Grünflächen bietet gute
Voraussetzungen für Wildbienen."
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