(ots) - Auf Neujahrsempfängen, Firmenjubiläen oder
sonstigen Anlässen mit Sonntagsreden gehört er zu den viel zitierten
Persönlichkeiten: der ehrbare Kaufmann. In der Aufarbeitung der
Finanzkrise und dem oft beschworenen Kulturwandel der Bankenbranche
spielt die Orientierung am Verhalten eines ehrbaren Kaufmanns eine
zentrale Rolle. Nur so lasse sich das Vertrauen in die Finanzbranche
zurückgewinnen, hieß es allseits. Dazu gehörte auch die Einsicht,
dass nicht alles, was legal ist, auch legitim sei. Was liegt also
näher, als in die Präambel des Deutschen Corporate Governance Kodex
das Leitbild des ehrbaren Kaufmanns aufzunehmen, wie von der
Kodexkommission vorgeschlagen?
Ausgerechnet die Deutsche Bank, die bekanntermaßen nicht nur mit
der Legitimität, sondern schon mit der Legalität ihrer Geschäfte
gewaltige Probleme hatte, erachtet nun die Aufnahme ethischer
Begriffe in die Präambel des Kodex als "problematisch". Dies eröffne
"Spielraum für Diskussionen" und eventuell für Aktionärsklagen, wenn
Organe der Gesellschaft diese ethischen Maßstäbe dann nicht
einhielten. Aus einer solchen, öffentlichen Stellungnahme zu den
geplanten Kodexänderungen der Regierungskommission lässt sich nur ein
Schluss ziehen: Entweder die Verantwortlichen der Deutschen Bank
leben immer noch in einer Parallelwelt und haben die Zeichen der Zeit
nicht erkannt oder die Bank und zuvorderst ihre Juristen leiden unter
Verfolgungswahn.
Immerhin hat der Aufsichtsratsvorsitzende der Bank, Paul
Achleitner, dieser Tage in einem Interview bekräftigt, dass das
Investment Banking zwar fester Bestandteil des
Deutsche-Bank-Geschäfts sei, aber gefordert, es in einer Art und
Weise auszuüben, "wie es den heutigen gesellschaftlichen, politischen
und regulatorischen Vorgaben entspricht". Und zur Ehrenrettung der
Bank soll nicht verschwiegen werden, dass deren
Assetmanagement-Tochter die Verankerung des Leitbildes des ehrbaren
Kaufmanns "ausdrücklich" begrüßt, da auch ethisch verantwortliches
Handeln wesentliches Anliegen nachhaltigen Wirtschaftens sein müsse.
Der Industrieverband BDI übrigens meint, das Leitbild des ehrbaren
Kaufmanns werde dem heutigen komplexen Wirtschaftsleben nicht
gerecht. Der BDI plädiert lieber für internationale Selbstregulierung
wie beim Thema Corporate Social Responsibility. Toller Vorschlag!
Vielleicht sollte man einfach abwarten, was US-Präsident Trump
demnächst über ethisches Handeln von Unternehmen twittert?
Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
Original-Content von: B?rsen-Zeitung, übermittelt durch news aktuell