(ots) - Afrika-Historiker: Klage von Herero kann zu
weiteren Reparationsforderungen führen
Hamburger Forscher Zimmerer rechnet mit Klagen gegen Deutschland
wegen anderer Kolonialverbrechen
Osnabrück. Die Schadenersatzklage von Vertretern der Herero- und
Nama-Völker wegen des Genozids durch deutsche Kolonialtruppen vor
mehr als 100 Jahren kann nach Ansicht des Hamburger Historikers
Jürgen Zimmerer weitreichende Folgen haben. Im Gespräch mit der
"Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstag) sagte Zimmerer: "Wenn es
gelingt, Deutschland zu direkten Verhandlungen mit Vertretern
einzelner Bevölkerungsgruppen und zu Reparationen zu zwingen, können
viele weitere Fälle aus der Kolonialzeit akut werden."
Der Professor für die Geschichte Afrikas an der Universität
Hamburg sagte, ein Erfolg der Klage in New York könnte zu
Reparationsforderungen gegen Deutschland auch wegen Massakern während
des Maji-Maji-Aufstands im heutigen Tansania führen, ebenso wegen
Massakern und Strafaktionen in Togo, in Kamerun und in der Südsee.
Auch Opfer unter der Zivilbevölkerung im Zuge des Ersten Weltkriegs
in Afrika könnten Anlass von Klagen und Verhandlungen werden, sagte
der Direktor der Forschungsstelle "Hamburgs (post)koloniales Erbe und
Berater des Deutschen Historischen Museums in Berlin.
Seiner Einschätzung nach stärkt die UN-Erklärung über die Rechte
indigener Völker von 2007 die Klage der Herero- und Nama-Vertreter.
Indirekt, so Zimmer, unterstütze auch die Resolution des Bundestages
von 2015 zum Völkermord an den Armeniern die Position der Kläger. Die
Bundesregierung verhandelt bisher ausschließlich mit der namibischen
Regierung über mögliche Wiedergutmachungen wegen des Genozids
deutscher Truppen an den Herero und Nama zwischen 1904 und 1907 im
damaligen Deutsch-Südwestafrika.
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: +49(0)541/310 207
Original-Content von: Neue Osnabr?cker Zeitung, übermittelt durch news aktuell