PresseKat - Börsen-Zeitung: Nicht wirklich schade, Kommentar zu J. Safra Sarasin von Bernd Wittkowski

Börsen-Zeitung: Nicht wirklich schade, Kommentar zu J. Safra Sarasin von Bernd Wittkowski

ID: 1442974

(ots) - Erst die liechtensteinische LGT, dann die Credit
Suisse mit ihrem hierzulande gebuchten Private-Banking-Geschäft -
beides ging an die Bethmann Bank -, nun die schweizerische J. Safra
Sarasin: Sind die ausländischen Vermögensverwalter auf dem Rückzug
aus Deutschland? Gewinnt die lange erwartete Renationalisierung
gerade im Private Banking jetzt an Schwung? Umgekehrt lassen ja auch
viele deutsche Häuser die Schweiz oder Luxemburg längst links liegen,
weitere Institute sind dort auf dem Sprung.

Was die Absetzbewegung aus dem vom Potenzial her höchst
attraktiven Vermögensverwaltungsmarkt Deutschland angeht, wäre es
sicher verfrüht, von einem Trend zu sprechen. Gewiss ist es ein
branchenweites Problem, dass insbesondere Adressen, denen es an der
kritischen Masse fehlt, größte Mühe haben, auf dem hart umkämpften
Markt Geld zu verdienen. Es dürfte kaum drei eidgenössische Banken
geben, die hier in der Vergangenheit auf ihre Kosten gekommen sind,
schon gar nicht nachhaltig. Ferner ist im Zuge wachsender
Steuertransparenz das "Geschäftsmodell Schweiz" zunehmend unter die
Räder gekommen; das wirkt sich auch auf die Auslandsaktivitäten aus.
Die auf Hochtouren laufende Regulierungsmaschine sowie das Zins- und
Währungsumfeld machen die Sache nicht leichter. Das heißt indes
nicht, dass es für Ausländer von vornherein aussichtslos wäre, auf
dem deutschen Markt anzutreten.

Die jüngere Geschichte namentlich der LGT und von J. Safra Sarasin
spricht dafür, dass es sich ungeachtet der institutsübergreifend
schwierigen Bedingungen doch eher um Einzelfälle handelt. Der Name
der liechtensteinischen Fürstenbank, die noch 2011 die BHF-Bank
übernehmen wollte, mit diesem Vorhaben aber an der deutschen
Finanzaufsicht BaFin scheiterte, war in Deutschland durch die
Verbindung zum als Steuerhinterzieher verurteilten Ex-Post-Chef Klaus




Zumwinkel verbrannt. Derweil hat sich J. Safra Sarasin hierzulande
durch ihre Verwicklung in die für Anleihegläubiger teure Pleite des
Windparkentwicklers Windreich und mehr noch durch ihre unrühmliche
Rolle bei den vermeintlich besonders pfiffigen
Cum-ex-Aktiengeschäften zulasten des Fiskus "einen Namen gemacht".

Es bedarf keiner ausschweifenden Fantasie, sich vorzustellen, dass
auch diese Vorgänge die BaFin auf den Plan gerufen und die von ihr
verhängten oder angedrohten Konsequenzen der Bank den letzten Rest
von Spaß am deutschen Onshore-Geschäft verleidet haben. Aus Sicht des
Finanzplatzes ist es eingedenk solcher Verhaltensauffälligkeiten
nicht wirklich schade um diese Bank.



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Datum: 10.01.2017 - 20:50 Uhr
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