(ots) - Umweltbundesamt: Deutschland hinkt beim
Düngerecht hinterher
Präsidentin Krautzberger: "Verstöße müssen energisch sanktioniert
werden" - UBA fordert "deutlich weniger Antiobiotika und Hormone" in
der Tierhaltung
Osnabrück. Das Umweltbundesamt (UBA) hat die Bundesregierung
aufgefordert, schneller und entschiedener gegen die
"besorgniserregende Nitratbelastung" des Grundwassers vorzugehen. Der
entsprechende Gesetzentwurf der Bundesregierung reiche nicht aus,
erklärte die Präsidentin der Behörde, Maria Krautzberger, in einem
Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Freitag). Sie verwies
auf effektive Maßnahmen in den Niederlanden oder in Dänemark. "Diese
Länder zeigen, wie sehr wir in Deutschland beim Düngerecht
hinterherhinken", betonte sie.
Ziel in Deutschland sei, den Stickstoffüberschuss in den Böden von
derzeit 92 Kilo Stickstoff pro Hektar bis 2030 auf 70 Kilogramm
Stickstoff pro Hektar zu senken. Besser für die Umwelt wären 50
Kilogramm pro Hektar. "Davon ist Deutschland meilenweit entfernt",
kritisierte die UBA-Präsidentin. "Nötig ist eine gesamtbetriebliche
Nährstoffbilanz. Diese soll jetzt für einige wenige Betriebe
eingeführt werden. Wir brauchen das aber flächendeckend und müssten
Verstöße energisch sanktionieren", sagte Krautzberger. Die
EU-Kommission hatte Deutschland schon im November wegen zu hoher
Nitratwerte vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) verklagt. Als
Hauptursache gilt vor allem ein übermäßiger Einsatz von Gülle auf den
Äckern.
Das UBA fordert ferner deutlich weniger Antibiotika und Hormone in
der Tierhaltung. Nach einem aktuellen Bericht des UBA sind allein im
Jahr 2015 rund 805 Tonnen Antibiotika an Tierärzte geliefert worden.
Die Wirkstoffe würden sowohl im Dung behandelter Tiere, in Böden, im
Oberflächen- und auch bereits im Grundwasser gemessen. "Es würde sehr
viel helfen, Landwirte besser aufzuklären über den Einsatz von
Antibiotika", betonte Krautzberger. Sie forderte ein Verbot des
präventiven Einsatzes. Stattdessen sei durch Hygiene und Stallpflege
viel zu erreichen. "Klar ist: Je weniger Tiere gehalten werden, desto
geringer ist die Keimbelastung", betonte die Behördenchefin. Sie
wolle nicht die "Rückkehr zum Sonntagsbraten", fordere aber die
deutliche Reduzierung des Tierbestandes und ein Umdenken bei
eingeübten Konsumgewohnheiten. "Fleisch ist mittlerweile ein
Ramschartikel, der zu wenig kostet", sagte sie.
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