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Keine Ernährungssicherheit ohne Ernährungsindustrie - Branche fordert Unterstützung von Politik und Gesellschaft

ID: 1445716

(ots) -
"Die Ernährungsindustrie ist ein wesentlicher Stabilitätsfaktor
der ländlichen Räume. Sie ermöglicht außerdem der städtischen
Bevölkerung eine unbegrenzte Anzahl von persönlichen Lebensstilen.
Die Ernährungsindustrie ist damit einer der wichtigsten Säulen einer
modernen, offenen Gesellschaft. Mit Sorge betrachten wir die
politischen und gesellschaftlichen Debatten, in denen dieser Fakt
nicht angemessen berücksichtigt wird. Wenn beispielsweise ein
Grünbuch die Leitlinien für die zukünftige Ernährungspolitik vorgibt,
die Ernährungsindustrie darin aber nicht vorkommt, dann ist das
enttäuschend", kommentiert BVE-Hauptgeschäftsführer Christoph
Minhoff.

"Es ist lebenswert, gut und wichtig, dass sich der Staat für eine
bessere Ernährungsbildung und wissenschaftsbasierte
Verbraucher-Aufklärung einsetzt, Forschung fördert und eine
ökonomisch wie ökologisch nachhaltige Rohwarenerzeugung unterstützt.
Was jedoch fehlt, ist eine Strategie, um die wesentliche
Wertschöpfung sowie die gut 600.000 Arbeitsplätze in der
Ernährungsindustrie am Standort Deutschland im immer härter werdenden
Wettbewerb zu sichern. Verbraucher und Unternehmen brauchen
verlässliche, nachvollziehbare und maßvolle Rahmenbedingungen, um
verantwortungsbewusst Kauf- oder Investitionsentscheidungen treffen
zu können", so Minhoff weiter.

Ernährungsindustrie zieht positive Bilanz: Steigerung von Umsatz
und Export in 2016

Für das Jahr 2016 zieht die deutsche Ernährungsindustrie eine
positive Bilanz: Nach ersten Schätzungen konnte der Umsatz im
Vorjahresvergleich um 2 Prozent auf 172 Mrd. Euro gesteigert werden.
Dabei handelte es sich vor allem um ein Mengenwachstum, denn durch
die gesunkenen Verkaufspreise fiel hier das Plus von 2,6 Prozent noch
einmal deutlich höher aus. Besonders im Exportgeschäft hatte sich der




Preiswettbewerb 2016 verschärft, den Unternehmen gelang es jedoch,
kaufkräftige neue Märkte - insbesondere in Asien - zu erschließen.
Die Lebensmittelexporte erreichten 2016 ein neues Rekordhoch von
geschätzt 56,6 Mrd. Euro, ein Zuwachs von 3,3 Prozent im Vergleich
zum Vorjahr 2015. Nach zwei Jahren der Stagnation konnte 2016
erstmalig auch wieder ein Umsatzplus im Heimatmarkt Deutschland von
voraussichtlich 1,4 Prozent verbucht werden. Der sich abzeichnende
Konjunkturaufschwung in 2016 wirkte auch positiv auf die
Lebensmittelproduktion, der saison- und kalenderbereinigte
Produktionsindex stieg um 1,4 Prozent. Gleichzeitig konnte die
Beschäftigung um geschätzte 11.000 Arbeitsplätze ausgebaut werden.

Lebensmittelhersteller blicken verhalten optimistisch auf die
wirtschaftliche Entwicklung 2017

Zu einer Konjunkturprognose für 2017 äußern sich Unternehmen der
Ernährungsindustrie in einer aktuellen BVE-Umfrage verhalten
optimistisch. Besser als im Vorjahr fallen für 2017 die
Umsatzerwartungen aus: Sowohl im In- als auch im Auslandsgeschäft
erwarten 60 Prozent der Befragten höhere Umsätze. Dieser Optimismus
überträgt sich jedoch nicht in gleichem Maße auf die Gewinnprognose,
hier erwarten nur 25 Prozent eine Verbesserung. Über die Hälfte der
Umfrageteilnehmer erzielte in den vergangenen drei Jahren nur eine
Renditequote von eins bis zwei Prozent oder weniger. Der Wettbewerb
bleibt hart: 93 Prozent glauben daran, dass Kostensteigerungen nur
bedingt an den Handel weitergereicht werden können. Die Mehrheit geht
davon aus, dass die Verkaufspreise 2017 gleich bleiben. Dennoch wird
die Zahl der Beschäftigten nach Meinung von drei Viertel der
Teilnehmer nicht sinken. Gut 41 Prozent plant sogar mehr
Investitionen als im Vorjahr.

Qualitätsaspekte bei Lebensmitteln für Verbraucher
kaufentscheidend, aber nicht um jeden Preis

Die deutsche Ernährungsindustrie sorgt für Sicherheit, Qualität,
Vielfalt, Bezahlbarkeit und Nachhaltigkeit bei Lebensmitteln. Im
heimischen Ernährungswohlstand sind Genuss und Gesundheit sowie
globale Verantwortung dank einer fortschrittlichen und
wettbewerbsfähigen, aber auch komplexen Lebensmittelproduktion
möglich. Immer häufiger sind Qualitätsaspekte bei Lebensmitteln für
den Verbraucher kaufentscheidend. Die Kunden setzen hier allerdings
ganz individuelle Maßstäbe, der Kauf von Bio- oder Fair
trade-Produkten ist noch lange nicht selbstverständlich. Wichtig
bleiben auch bei hochwertigen Qualitätslebensmitteln vor allem ein
wettbewerbsfähiger Preis und genügend Auswahl. Eine aktuelle
Verbraucherumfrage von PricewaterhouseCoopers (PwC) belegt, dass bei
der Hälfte der Deutschen überwiegend konventionell erzeugte Waren im
Einkaufskorb landen. Nur jeder Siebte kauft mehr Bio- als
konventionelle Produkte. Jeder Fünfte kauft gar keine Bio-Produkte.
Während vom Bio-Kauf vor allem ein gesundheitlicher Vorteil erwartet
wird, begründen die Verbraucher den Griff zu konventionellen
Produkten vor allem mit einem günstigeren Preis und einer größeren
Auswahl. "Die Verbraucher erwarten von Lebensmitteln mehr Qualität
und Nachhaltigkeit, aber zum gleichen Preis", kommentiert Minhoff die
Studienergebnisse.

Informationsbedürfnis der Verbraucher wächst: Kundendialog über
Internet und Social-Media-Kanäle für Unternehmen von immer größerer
Bedeutung

Die Informationsdichte zu Herkunft, Produktionsmethoden und
Nachhaltigkeitsaktivitäten in der Branche nimmt dementsprechend zu.
Lebensmittelhersteller sind daher herausgefordert, nicht nur
nachfragegerechte, sondern auch den Informationsbedürfnissen
entsprechende Produkte zu entwickeln. Die Mehrheit der Unternehmen
erwartet für 2017 ein zunehmendes Informationsbedürfnis der
Verbraucher. Die Unternehmen nehmen die Bedürfnisse der Verbraucher
ernst und treten verstärkt mit ihnen in einen direkten Austausch.
Eine Umfrage von BVE und AFC in der Branche zeigt, dass 90 Prozent
der Unternehmen eine Zunahme der Verbraucheranfragen feststellen.
Eine wichtige Rolle im Kundendialog spielen bereits heute, vor allem
aber auch in der Zukunft das Internet und die Social-Media-Kanäle.
Pro Tag erhalten 51 Prozent der Unternehmen zwischen ein und zehn
Anfragen, 14 Prozent sogar mehr als 50. Knapp 40 Prozent der
Lebensmittelhersteller beantworten Kundenanfragen innerhalb von 24
Stunden, 56 Prozent innerhalb von drei Tagen. Die häufigsten Fragen
erreichen Unternehmen zu Qualitätsunterschieden, Kennzeichnung und
Verpackung. In Zukunft erwartet die Mehrzahl der Unternehmen vermehrt
Fragen zum Thema "Nachhaltigkeit".

"Die Lebensmittelhersteller nehmen die Verbraucherinteressen ernst
und schaffen sowohl in Bezug auf ihre Produkte als auch
Produktprozesse immer mehr Transparenz. Gerade das Thema
Nachhaltigkeit wird in Zukunft noch mehr Aufmerksamkeit bekommen. Die
Ernährungsindustrie leistet hier mit ihrer Transparenzinitiative auch
2017 einen wichtigen Beitrag", so das Fazit Minhoffs.

Für mehr Kommunikation mit dem Verbraucher engagieren sich darüber
hinaus die Spitzenverbände BVE und BLL auch im Rahmen ihrer
Standpräsenz auf der Internationalen Grünen Woche in diesem Jahr.
Unter dem Motto "Dialog Lebensmittel" klären sie Verbraucher
interaktiv über Lebensmittel und ihre Produktionswege auf. Im Fokus
stehen die Themen "Lebensmittelverschwendung" und
"Mindesthaltbarkeitsdatum", zu denen die beiden Verbände
interessierten Verbrauchern Rede und Antwort stehen werden.

Wahljahr 2017: BVE formuliert klare Forderungen an die Politik

Die Unternehmen der Ernährungsindustrie benötigen ein
branchengerechtes Marktumfeld, das Planungssicherheit,
Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit fördert. Für einen fairen
Wettbewerb braucht es dabei auch gebildete und selbstverantwortliche
Verbraucher. Die Rahmenbedingungen für Unternehmen und Verbraucher
bestimmt der Gesetzgeber. Angesichts der anstehenden Bundestagswahl
2017 befürchten die Lebensmittelhersteller mehrheitlich einen
zunehmenden Regulierungsdruck auf die Branche. Die BVE hat daher
frühzeitig ihre Forderungen an die Politik formuliert:

Der Ernährungsindustrie muss in Politik und Gesellschaft deutlich
mehr Aufmerksamkeit als Wertschöpfungsfaktor eingeräumt werden. Alle
Politikvorhaben müssen hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die
Wettbewerbsfähigkeit der Branche geprüft werden. Maßnahmen, die eine
Konsumlenkung zum Ziel haben, den Verbraucher bevormunden oder den
Unternehmen neue und aufwändige Kennzeichnungs- und
Informationspflichten oder Produktanpassungen ohne erkennbaren
Mehrwert für die Verbraucher auferlegen, lehnt die BVE ab. Gleiches
gilt für Steuer- oder Abgabenerhöhungen bei Lebensmitteln. Den
mittelständischen Strukturen der Branche ist vonseiten der Politik
Rechnung zu tragen. So muss der Wettbewerb insbesondere gegenüber dem
konzentrierten Einzelhandel fair gestaltet, das Auslandsgeschäft als
Ertragsstütze gefördert, die Verfügbarkeit bezahlbarer Energie und
Rohstoffe gesichert und die Innovationsfähigkeit unterstützt werden.
Als drittgrößter Arbeitgeber der gesamten deutschen Industrie sind
die Lebensmittelproduzenten auf qualifizierte Arbeitskräfte
angewiesen. Um ihren Beschäftigten Perspektiven bieten zu können, ist
eine branchengerechte Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik sowie eine
praxisorientierte Bildungspolitik unerlässlich. Schließlich fordert
die Branche eine auf allen Politikebenen kohärente und abgestimmte
Nachhaltigkeitspolitik, die die Unterstützung von freiwilligem
unternehmerischem Engagement und eine verhältnismäßige staatliche
Regulierung im Fokus hat. Viele Unternehmen der Ernährungsindustrie
sind durch ihr freiwilliges Nachhaltigkeitsengagement bereits
Vorbild. Diese Erfolgsbeispiele gilt es gemeinsam mit Politik und
Gesellschaft zu fördern.



Pressekontakt:
Laura Busch
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE)
Tel. 030-200 786 152
lbusch(at)bve-online.de

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Datum: 18.01.2017 - 11:15 Uhr
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Kategorie:

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