(ots) -
Milch ist so billig wie nie. Dank moderner Agrartechnik und
leistungsstarker "Turbokühe" können deutsche Landwirte viel mehr
Milch produzieren, als hierzulande verbraucht wird. Doch was passiert
mit dem Ãœberschuss? "ZDFzoom" beleuchtet am Mittwoch, 25. Januar
2017, 22.45 Uhr, den "Irrsinn mit der Milch - global, billig,
ruinös".
Deutsche Agrarpolitiker haben die Milchbauern immer wieder
ermuntert, weltweit neue Märkte zu erschließen. Auch gegen den
Preisverfall schien es ein probates Heilmittel zu geben: Die EU kauft
im Rahmen der so genannten Marktintervention in großen Mengen
Milchpulver auf und lagert es ein. Die Interventionsmenge wurde im
Jahr 2016 auf 350 000 Tonnen erhöht - Milch, für die es in Europa
keine Abnehmer gibt, aber in Afrika: Die Nachfrage nach
Milchprodukten ist dort in den vergangenen zehn Jahren rapide
gestiegen, vor allem nach Milchpulver, das den größten Teil des
europäischen Milchexports ausmacht.
Für Länder wie Kamerun hat die Milchschwemme aus Europa
verheerende Folgen. Vielversprechende Ansätze eigener Milchwirtschaft
werden dadurch im Keim erstickt. Molkereien, zum Teil sogar
finanziert von europäischen Entwicklungshilfegeldern, stehen leer,
weil die Bauern keine Milch anliefern: Sie wissen, dass ihre
Milchprodukte mit denen aus Europa preislich nicht konkurrieren
können. "Das ist nicht fair", sagt Hayatou El Hadji Souley, ein
kamerunischer Milchproduzent. "Wir müssen doch unsere heimische
Produktion steigern, um die Lebensbedingungen der Menschen hier zu
verbessern." Genau das fordern auch deutsche
Entwicklungshilfe-Politiker: Die Lebensbedingungen in den
afrikanischen Ländern südlich der Sahara sollen verbessert werden,
damit die Menschen nicht als Wirtschaftsflüchtlinge nach Europa
kommen.
Der Irrsinn mit der Milch geht aber noch weiter: Auf der
Euro-Tier-Messe in Hannover, der weltweit größten Messe für
Nutztierhaltung, erfährt "ZDFzoom"-Reporterin Katarina Schickling,
dass Kälber in der modernen Landwirtschaft keine Milch mehr bekommen,
stattdessen Ersatzstoffe aus Pflanzenöl, zum Beispiel aus dem
umstrittenen Palmöl. Denn für die Kälber ist selbst die Billigmilch
immer noch zu teuer.
Für Landwirt Erwin Reinalter aus dem Allgäu gab es keinen Ausweg
mehr aus den roten Zahlen. Trotz aller Anstrengungen, seinen Betrieb
immer wieder zu modernisieren, trotz Marktintervention - die letzten
Milchkühe musste er verkaufen, nur ein paar Kälber bleiben. 50 Cent
für den Liter Milch - das hätte gereicht, um seinen Hof zu retten.
Doch das hätte auch für den Verbraucher einen höheren Preis an der
Supermarktkasse bedeutet.
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