(ots) - Nach Ansicht des Ifo-Instituts muss man sich
konjunkturell noch keine Sorgen machen wegen des Politikwechsels in
Washington. Dass der Geschäftsklimaindex um 1,2 auf 109,8 Punkte
gefallen sei, habe nichts mit der Verunsicherung zu tun, die aus dem
protektionistischen Kurs unter dem neuen US-Präsidenten Donald Trump
erwachsen ist, betonen die Wirtschaftsforscher. Das signalisierten
schon die ebenfalls abgefragten Exporterwartungen. Sie seien im
Januar sogar noch gestiegen.
Angesichts der sich abzeichnenden tektonischen Veränderungen der
Handels- und Wirtschaftsbeziehungen wäre es aber naiv anzunehmen,
dass der Trump-Faktor gar keine Rolle spielt. Wie die Finanzkrise
gezeigt hat, schlägt ein Stimmungsumschwung immer recht schnell auf
die Konjunktur durch. Es genügt dabei schon, wenn alle
Wirtschaftsakteure aus Verunsicherung innehalten. Darauf reagieren
dann die Frühindikatoren, die wiederum für neue Verunsicherung sorgen
und die Wirtschaftsdynamik ganz einbrechen lassen können.
Der radikale Kurswechsel in der wichtigsten Volkswirtschaft der
Welt könnte eine solche Wirkungskette lostreten, zumal sich die
Weltwirtschaft derzeit ohnehin nicht in bester Verfassung zeigt. Auch
wenn an den Börsen derzeit die Freude über das Ausgaben- und
Deregulierungsfeuerwerk vorherrscht, das Trump entzünden will,
schnell dürfte aber die Erkenntnis reifen, dass mittel- und
langfristig der Schaden durch den Protektionismus damit kaum
kompensiert wird.
Schon der frühere deutsche Bundeskanzler Ludwig Erhard sagte
einst: "Wirtschaft ist zu 50 Prozent Psychologie!" Und auch der
britische Ökonom John Maynard Keynes war sich dessen bewusst, als er
schrieb: "Märkte werden durch animalische Geister bewegt, nicht durch
die Vernunft." Bevor die Sorgen und Ängste vor dem amerikanischen
Politikwechsel und der neuen geowirtschaftlichen Lage die deutsche
Konjunktur nun herunterziehen, kommt es deshalb darauf an, eine
Antwort auf Trump zu präsentieren: Es geht etwa um die Sicherung des
Freihandels durch weitere Handelsabkommen nach dem Vorbild des
Ceta-Vertrags mit Kanada, die in jene Lücken stoßen, die der
US-amerikanische Isolationismus hinterlässt. Und es geht um eine
Revitalisierung der Standort- und Steuerpolitik, um Investitionen
verstärkt wieder in den Heimatmarkt zu holen. Schneller als den
meisten lieb ist, muss Deutschland obendrein seinen riesigen
Leistungsbilanzüberschuss angehen, um in der Globalisierungsdebatte
nicht länger als Buhmann dazustehen.
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