PresseKat - EY Mittelstandsbarometer: Fachkräftemangel kostet 50 Milliarden an Umsatzeinbußen / Jeder sechste

EY Mittelstandsbarometer: Fachkräftemangel kostet 50 Milliarden an Umsatzeinbußen / Jeder sechste Mittelständler beschäftigt Flüchtlinge (FOTO)

ID: 1448751

(ots) -
Fachkräftemangel im Mittelstand spitzt sich zu - Mittelstand
entgehen knapp 50 Milliarden Euro Umsatz

- EY Mittelstandsbarometer: 59 Prozent der Mittelständler
uneingeschränkt zufrieden mit Geschäftslage
- höchster Wert seit 2004
- Ein Drittel will neue Jobs schaffen - aber 78 Prozent haben
Probleme bei der Mitarbeitersuche
- Fast 50 Milliarden Euro entgangene Umsätze wegen fehlender
Fachkräfte im deutschen Mittelstand
- Jeder sechste Mittelständler beschäftigt Flüchtlinge - größte
Barriere ist die Sprache

Trotz wirtschaftlicher und politischer Turbulenzen innerhalb und
außerhalb Europas: Die Geschäfte im deutschen Mittelstand laufen so
gut wie seit Jahren nicht. Mehr als jeder zweite Mittelständler (59
Prozent) ist derzeit uneingeschränkt zufrieden mit der Geschäftslage
- das ist der höchste Wert seit dem Jahr 2004, als die Studie
erstmals durchgeführt wurde. Auch der Ausblick ist optimistisch: 38
Prozent erwarten, dass sich die eigene Geschäftslage in den kommenden
sechs Monaten verbessert, nur sieben Prozent rechnen mit sinkenden
Umsätzen.

Doch vor allem der Fachkräftemangel trübt die Stimmung: 78 Prozent
der Unternehmen geben an, dass es ihnen schwer falle, ausreichend
qualifizierte Mitarbeiter zu finden - vor einem Jahr lag der Anteil
noch bei 69 Prozent, Anfang 2015 bei 67 Prozent. Besonders zwei
deutsche Vorzeigebranchen - der Kraftfahrzeugbau und die
Elektrotechnik - berichten von Problemen bei der Rekrutierung
qualifizierter Mitarbeiter: In diesen Branchen fällt es 89 bzw. 84
Prozent der Unternehmen schwer, offene Stellen adäquat zu besetzen.
Zudem wird der Fachkräftemangel von den mittelständischen Unternehmen
derzeit als das größte Risiko für das eigene Unternehmen gesehen -
noch vor einer möglichen Konjunkturabschwächung, Hackerangriffen oder




zunehmenden geopolitischen Spannungen.

Der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften macht sich bereits
ganz konkret in den Büchern der Unternehmen bemerkbar: Gut jeder
zweite Mittelständler (53 Prozent; Vorjahr: 49 Prozent) beklagt, dass
er Aufträge nicht annehmen kann, weil ihm geeignete Fachkräfte fehlen
- jeder neunte beklagt sogar erhebliche Umsatzausfälle von mehr als
fünf Prozent. Insgesamt dürfte sich der Schaden, der dem deutschen
Mittelstand durch derartige entgangene Umsätze entsteht, nach
EY-Berechnung auf jährlich gut 49 Milliarden Euro belaufen.

Grundsätzlich ist dabei die Bereitschaft, zusätzliche Mitarbeiter
einzustellen, so hoch wie seit Jahren nicht: 33 Prozent der
Mittelständler planen, die Zahl der Mitarbeiter in Deutschland zu
erhöhen - der höchste Wert seit zehn Jahren.

Das sind Ergebnisse des Mittelstandsbarometers der Prüfungs- und
Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young), für das 3.000
mittelständische Unternehmen in Deutschland befragt wurden.

"Der deutsche Mittelstand macht derzeit beste Geschäfte - trotz
der schwierigen wirtschaftlichen und politischen Großwetterlage",
kommentiert Hubert Barth, Vorsitzender der Geschäftsführung von EY in
Deutschland, die Umfrageergebnisse. "Dabei profitieren die
Unternehmen vor allem von der Konsumlaune der Verbraucher, aber auch
von der steigenden Nachfrage aus dem europäischen Ausland. Allerdings
geraten die Unternehmen zunehmend an Grenzen - denn ihnen fehlt das
Personal, um weiter zu wachsen."

"Viele Unternehmen suchen händeringend nach hoch qualifizierten
Mitarbeitern", ergänzt Peter Englisch, Partner bei EY. "In manchen
Regionen ist der Arbeitsmarkt leer gefegt. Größere Unternehmen suchen
daher zunehmend im Ausland nach Mitarbeitern oder bauen entsprechende
Funktionen außerhalb Deutschlands aus."

Beschäftigungsdynamik auf 6-Jahres-Hoch - Ingenieure und
Vertriebler gefragt

Während in den kommenden sechs Monaten ein Drittel der Unternehmen
Personal aufbauen will, soll die Mitarbeiterzahl nur bei elf Prozent
sinken - der Saldo liegt mit 22 Punkten auf dem höchsten Stand seit
sechs Jahren.

Besonders gesucht sind Fachkräfte in den Bereichen Produktion -
hier berichten 50 Prozent der Unternehmen von zahlreichen offenen
Stellen - und Vertrieb/Kundendienst (25 Prozent). Ãœber zahlreiche
Vakanzen im IT-Bereich berichten 15 Prozent der Unternehmen -
zukünftig dürfte dieser Anteil aber deutlich steigen, erwartet Barth:
"Die Digitalisierung erfasst immer mehr Branchen, auch in bislang
IT-fremden Bereichen werden zunehmend Softwarespezialisten gesucht.
Während einfache Tätigkeiten zukünftig dank der zunehmenden
Automatisierung und Digitalisierung in Produktion und Logistik immer
seltener nachgefragt werden, wird in den kommenden Jahren die
Nachfrage nach Softwareexperten erheblich steigen. Wenn aber die
entsprechenden Stellen nicht besetzt werden können, weil nicht genug
Fachkräfte zur Verfügung stehen, werden die Unternehmen an
Wettbewerbsfähigkeit verlieren."

Im Wettbewerb etwa um solche Digitalisierungsexperten sieht
Englisch den Mittelstand im Nachteil: "Gerade kleinere Unternehmen in
ländlicheren Regionen, deren Produkte in der breiten Bevölkerung
wenig bekannt sind, werden es tendenziell immer schwerer haben,
qualifizierte Mitarbeiter zu finden."

Jeder sechste Mittelständler beschäftigt Flüchtlinge

Können Flüchtlinge dazu beitragen, den Fachkräftemangel in
Deutschland zu mildern? Im vergangenen Jahr waren noch 55 Prozent
dieser Meinung, in diesem Jahr nur noch 45 Prozent. Immerhin aber
beschäftigen derzeit 16 Prozent der Unternehmen Flüchtlinge - weitere
59 Prozent wären grundsätzlich bereit, Flüchtlinge einzustellen.

Als größte Hürde für eine erfolgreiche Integration von
Flüchtlingen in den deutschen Arbeitsmarkt nennen vier von fünf
Mittelständlern mangelnde Deutschkenntnisse; fehlende Qualifikationen
sieht wie im Vorjahr knapp jeder zweite Befragte (46 Prozent).
Deutlich weniger Schwierigkeiten als Anfang 2016 bereitet offenbar
die Bürokratie: Vor einem Jahr sahen noch 58 Prozent der Unternehmern
die unklare Gesetzeslage während laufender Asylverfahren als Problem
- inzwischen sind es nur noch 34 Prozent. Und der Anteil der
Mittelständler, die die fehlende Planungssicherheit - etwa die Gefahr
der Abschiebung - beklagen, hat sich binnen Jahresfrist von 52 auf 25
Prozent mehr als halbiert.

Obendrein scheinen sich auch die Möglichkeiten für Unternehmen,
Flüchtlinge als Arbeitskräfte zu rekrutieren, verbessert zu haben:
Vor einem Jahr bezeichneten noch 43 Prozent den Zugang für Betriebe
zu qualifizierten Flüchtlingen als schwierig, derzeit sehen dies nur
noch 23 Prozent als Problem an.

"Die Integration der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt ist derzeit
eine der vordringlichsten Herausforderungen für Deutschland - sowohl
gesellschaftlich als auch wirtschaftlich", betont Barth. "Und zu
diesem Kraftakt können und wollen die mittelständischen Unternehmen
einen Beitrag leisten - zumal viele als Ausbildungsbetriebe über
entsprechende Erfahrungen verfügen und gerade jungen Flüchtlingen
eine Perspektive geben können. Die Menschen, die zu uns kommen,
müssen so schnell wie möglich die deutsche Sprache lernen - das ist
die wichtigste Voraussetzung für eine gelungene Integration in die
Arbeitswelt und in die Gesellschaft." Dazu seien allerdings
erhebliche weitere Anstrengungen und Investitionen im Bereich der
Bildung und Ausbildung notwendig.

Alle Unterlagen finden Sie unter:
www.de.ey.com/Mittelstandsbarometer



Pressekontakt:
Dag-Stefan Rittmeister
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
0711 9881 15980
dag-stefan.rittmeister(at)de.ey.com

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Datum: 26.01.2017 - 10:00 Uhr
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