(ots) -
Migranten in Bayern fühlen sich persönlich gut integriert, sind
als Gruppen nicht radikalisiert und sehen sich als Teil der
Gesellschaft. Dies sind grundlegende Ergebnisse einer
Repräsentativstudie, die Data4U im Auftrag der Hanns-Seidel-Stiftung
durchgeführt hat. Die Studie ist der erste umfassende Bericht zum
Stand der Integration und politischen Partizipation von Migranten (1.
und 2. Generation) in Bayern.
Die Integration von Migranten in Bayern befindet sich auf einem
bemerkenswert hohen Niveau. Die überwiegende Mehrheit der Befragten
fühlt sich hier sehr wohl, ist mit Wohnumfeld, Beruf,
Zukunftsperspektiven sowie der herrschenden Lebensqualität überaus
zufrieden und kommt mit Nachbarn und Kollegen ausgesprochen gut
zurecht. Jeder Zweite (51%) gibt an, die deutsche Sprache nahezu
perfekt zu beherrschen, ein weiteres Drittel (30%) verfügt nach
eigener Einschätzung über ausreichende oder befriedigende
Deutschkenntnisse.
Besonders gut integriert und zufrieden mit ihrem Leben in Bayern
fühlen sich die Migranten aus den Nachfolgestaaten des ehemaligen
Jugoslawien. Sie erreichen auf dem Integration-Lebensqualität-Index
einen Wert von 84 von 100 möglichen Punkten und bewegen sich damit
nahe an der Grenze zur "perfekten" Integration. Die größte Distanz
zum Leben in Bayern wurde - trotz zahlreicher positiver Aspekte - bei
türkeistämmigen Migranten ermittelt (67 von 100 Punkten).
Türkeistämmige weisen laut der Studie die höchste Rückkehrabsicht
sowie die engste Anbindung ans Mutterland auf und beteiligen sich
häufig noch an Wahlen im Herkunftsland.
Eine Radikalisierung konnten die Meinungsforscher nicht
feststellen: 38% der Migranten tendieren zur politischen Mitte, der
linke Flügel misst 16%, der rechte Flügel 12%. Über ein vollständiges
Wahlrecht in Deutschland verfügen 44% der Migranten, wobei jeder
Vierte trotz Wahlrecht bislang auf eine Teilnahme verzichtet hat.
Bei der Sonntagfrage (Landtagswahlen) würden unter Migranten die
CSU mit 46% und die SPD mit 26% die mit Abstand größten Stimmanteile
erzielen. Es folgen DIE LINKE (9%), DIE GRÃœNEN (8%) sowie die AfD
(6%). Alle weiteren Parteien scheitern bei den Migranten an der
5-Prozent-Hürde.
Fast die Hälfte (45%) besitzen die deutsche Staatsbürgerschaft,
30% eine doppelte Staatsbürgerschaft. Nur 4% der Türkeistämmigen
haben den Doppelpass. Bei der Religion bekennen sich 53% als
Christen, 23% als Muslime und 20% gehören keiner
Religionsgemeinschaft an.
Unter dem Strich darf Bayern - bis zum Beweis des Gegenteils - als
Modellland der gelebten Integration in Deutschland betrachtet werden.
"Nach 25jähriger Erfahrung als Migrationsforscher hätte ich ein
derart positives Ergebnis zum Stand der Integration in Bayern kaum
für möglich gehalten." erklärt Joachim Schulte, Geschäftsführer und
Studienleiter bei der Data4U. "Der Schlüssel für diese überaus
positive Entwicklung wird wohl in der ländlich geprägten Struktur des
Freistaates zu finden sein. 70 Prozent der Zuwanderer leben in
kleineren Städten und Gemeinden. Dies verhindert eine
integrationshemmende Ghettoisierung und Isolation, wie man sie in
vielen Großstädten sonst oft vorfindet. Das Zusammenleben in
kleineren Gemeinden fördert Kommunikation, gute Nachbarschaft und
damit gegenseitiges Verständnis und die Integration." Für Ursula
Männle, Vorsitzende der Hanns-Seidel-Stiftung, bringen die Ergebnisse
neue Impulse für Politik und Gesellschaft: "Wir waren selbst
überrascht über die hohe Akzeptanz des politischen Systems und der
politischen Parteien durch Migranten. Es zeigt sich, dass die
Integration in Bayern gut gelingen kann. Das gibt Zuversicht für die
aktuellen Herausforderungen bei der Integration neuer Mitbürger!"
Die Meinungsforscher fanden noch ein bemerkenswertes Ergebnis
heraus: Bei Sportwettkämpfen, z.B. Fußballländerspielen, schlägt das
Herz der Migranten offenbar weiter für die alte Heimat: 52% drücken
den Sportlern aus dem Herkunftsland die Daumen, nur 11% für
Deutschland, aber immerhin 23% beiden!
Das Institut Data4U befragte telefonisch im Auftrag der CSU-nahen
Hanns-Seidel-Stiftung im Zeitraum November/Dezember 2016 in Bayern
2.042 Migranten ab 18 Jahren (1. und 2. Generation).
Weitere Ergebnisse der Studie und Tabellen im Internet unter
www.hss.de .
Pressekontakt:
Hubertus Klingsbögl, Tel. 089 1258-262 E-Mail presse(at)hss.de
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