(ots) -
Can Dündar, ehemaliger Chefredakteur der kritischen Tageszeitung
Cumhuriyet in Istanbul, ist seit einigen Wochen Herausgeber eines
zweisprachigen Onlinemediums, das in der Türkei prompt verboten
wurde; die Tageszeitung betreibt seit Neuestem ebenfalls ein
deutsch-türkisches Nachrichtenportal; der WDR sendet neuerdings
"Die Türkei - unzensiert" auf Deutsch und auf Türkisch; und
mindestens drei türkischsprachige TV-Sender, gegründet von
Exil-Journalisten, sitzen in Köln und Berlin in den Startlöchern.
Etwa hundert Teilnehmer des Workshops "Digitaler Aufstand in der
Türkei" am Wochenende, überwiegend aus dem Medienbereich, waren sich
schnell einig: In der Türkei herrscht zur Zeit ein Angst- und
Schreckensregime, das die Meinungs- und Pressefreiheit massiv
unterdrückt.
Der Sprecher des KulturForums TürkeiDeutschland, Osman Okkan,
machte darauf aufmerksam, dass immer mehr Journalisten und Akademiker
aus der Türkei versuchten, sich ins Ausland abzusetzen, weil sie in
ihrer Heimat massiv bedroht werden und keine Existenzgrundlage mehr
sehen. Ihre Zahl wurde auf der Tagung von einigen Teilnehmern auf
mindestens zwei Tausend geschätzt, Tendenz steigend.
Auch die von Erdogan kontrollierte türkischsprachige Presse in
Deutschland spiele eine unrühmliche Rolle: Durch Aufrufe zur
Denunziation, Beschimpfungen und Anfeindungen aggressivster Art
werden nicht nur unliebsame Politiker wie Cem Özdemir und
Andersdenkende wie Can Dündar zur Zielscheibe gemacht; die
sogennanten "AK-Trolls" der regierungsnahen Kreise könnten sich vor
allem in den sozialen Medien ungehindert ausbreiten und mit
Hassparolen zur Gewalt gegen Oppositionelle aufrufen.
Zum Schluss des Workshops riefen die Teilnehmer Berufsverbände,
öffentlich-rechtliche Anstalten wie private Medien- und Verlagshäuser
in Deutschland auf, ihre Möglichkeiten auszuschöpfen, dem "anderen,
demokratischen Teil der Türken " hier wie auch in der Türkei zu mehr
Medienpräsenz zu verhelfen.
Gefordert wurden auch Patenschaften mit inhaftierten Journalisten,
Akademikern und anderen Verfolgten in der Türkei, die den Terror
immer abgelehnt haben; andererseits auch fachspezifische
Sprachkurse, Praktika und Volontariate für die im Exil lebenden
Akademiker und Journalisten.
Mit Hilfe von Verbänden und Stiftungen wird die Gründung einer Art
"Media Watch" angestrebt, damit Vergehen des Erdogan-Regimes gegen
Meinungs- und Pressefreiheit dokumentiert werden. Eine erweiterte
Tagung zum Thema soll im Mai in Berlin stattfinden.
www.das-kulturforum.de
Pressekontakt:
Osman Okkan, osman.okkan(at)web.de, +491703560755
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