(ots) - Nach monatelangen Spekulationen über eine mögliche
Stahlfusion mit dem indischen Konkurrenten Tata fordert
Thyssen-Krupp-Konzernbetriebsratschef Wilhelm Segerath einen
Schlussstrich. "Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, an dem die
Beschäftigten von Thyssen-Krupp und insbesondere im Stahlbereich
endlich Klarheit haben müssen", sagte Segerath im Gespräch mit der
Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ, Dienstagausgabe).
"Die Sorgen der Beschäftigten sind groß. Die Unsicherheit dauert
schon viel zu lange. Wir wollen, dass der Vorstand die Gerüchte
beendet." Damit erhöht der Betriebsrat den Druck auf Vorstandschef
Heinrich Hiesinger, der bei der Hauptversammlung eindringlich für
eine Stahlfusion geworben und zugleich um Geduld gebeten hatte. "Ich
mache mir Sorgen um den gesamten Konzern", sagte Segerath. "Wir
wollen nicht, dass die Stahlsparte zur Bad Bank von Thyssen-Krupp
wird."
Für den 5. April ist eine Betriebsräte-Vollversammlung von
Thyssen-Krupp in Essen geplant. "Es wird immer deutlicher, dass sich
Beschäftigte aller Geschäftsbereiche angesichts der Gerüchte um die
Stahlsparte Sorgen um Thyssen-Krupp als Ganzes machen", sagte
Segerath. Der Betriebsratschef lehnt Tata als Partner für
Thyssen-Krupp ab. "Wir sehen in einem Zusammenschluss mit Tata keine
Logik", sagte er. Eine Fusion mit Tata löse "die entscheidenden
Probleme nicht". Segerath warnte zugleich: "Wir werden nicht
zulassen, dass eine Fusion zulasten der Beschäftigten in Deutschland
und NRW geht. Pläne für Standortschließungen würden unsere massive
Gegenwehr auslösen. Dann werden wir auf die Straße gehen."
Segerath hofft auch auf Unterstützung aus der Politik. Dabei setzt
er insbesondere auf NRW-Regierungschefin Hannelore Kraft (SPD).
"Ministerpräsidentin Kraft gehört ja bekanntlich zum Kuratorium der
Krupp-Stiftung. Ich glaube nicht, dass sie sehenden Auges den Stahl
vor die Wand fahren lässt", sagte er. "Jetzt geht es ums Ganze. Es
kann ja nicht sein, dass die Politik die Banken rettet, aber die
Stahlarbeiter im Regen stehen lässt. Wenn die Banken systemrelevant
sind, ist es der Stahl schon lange." Die Krupp-Stiftung ist größter
Einzelaktionär des Essener Industriekonzerns.
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