(ots) - Werden Cyberversicherungen ein Massenmarkt? In
der Assekuranz wie auch bei Beratern herrscht zunehmend
Goldgräberstimmung. Es zeichnet sich ab, dass der Markt in naher
Zukunft so richtig in Schwung kommt. Die spektakulären Hackerangriffe
auf prominente Großkonzerne in der jüngsten Zeit sind so etwas wie
kostenlose Produktwerbung für die Versicherer.
In Industrie und Mittelstand dürfte Cyberschutz bald zu einer
gängigen Deckung werden und die Palette von Standard-Versicherungen
für Unternehmen erweitern. International agierende Versicherer sind
in dem Markt aktiv, basteln individualisierte Lösungen und haben
angesichts eines US-Cyber-Marktes, der dem in Europa um Jahre voraus
ist, schon einiges an Erfahrung gesammelt.
Doch was ist mit Privatkunden? Nur mit Marktdurchdringung hier
winkt tatsächlich das große Geschäft. Dieses ist für Versicherer
zugleich hochattraktiv und gefährlich. Wer es richtig anpackt, kann
als kompetenter Schutzengel im Alltag das leicht ramponierte Image
der Branche aufpeppen: Aktuelle Warnungen vor den neuesten Trojanern
und anderen Hackertricks gepaart mit schneller Hilfe im Schadenfall,
wenn die eigenen Daten plötzlich gesperrt sind oder die Software
verrückt spielt. Cyberversicherungen bieten die Chance auf häufigen
Kundenkontakt, ein lang gehegter Wunsch der Branche.
Doch das Geschäft dürfte gleichzeitig äußerst schwierig sein: In
keinem anderen Versicherungszweig ist die Datenlage so dünn, ist die
Schadenhistorie so kurz und das Veränderungstempo so hoch. Technisch
wird die Welt in ein paar Jahren schon wieder ganz anders aussehen,
wenn internetfähige Haushaltsgeräte, Autos und sonstige
Alltagsgegenstände sich durchgesetzt haben. Die
Versicherungsmathematiker stellt das vor erhebliche Probleme in der
Kalkulation von möglichen Schäden und auskömmlichen
Versicherungspreisen.
Wer Cyberversicherungen anbieten will, auf einen Milliardenmarkt
hofft und auf Dauer eine relevante Rolle darin spielen will, muss
spätestens jetzt kräftig anfangen zu investieren. Im
Privatkundengeschäft tummeln sich in der Schadenversicherung in
Deutschland haufenweise kleinere Adressen, denen das neben anderen
Digitalisierungsanforderungen nicht leicht fallen dürfte. Die
Attraktivität des Geschäfts in Sachen Kundenkontakt könnte jedoch
manchen dazu verleiten, auch mit halbgaren Produkten auf den Markt zu
kommen - und dann mit ausufernden Schadenquoten auf die Nase zu
fallen.
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