(ots) - Jahresabschluss und Ausblick der Commerzbank
machen es dem geneigten Publikum nicht leicht, einzuschätzen, wie gut
oder schlecht es der nach Bilanzsumme nur noch viertgrößten deutschen
Bank wirklich geht. Zum einen ist das Zahlenwerk wieder mal ein
Sammelsurium von Sonder- und Bewertungsfaktoren, was sich schon jetzt
absehbar auch 2017 nicht grundlegend ändern wird. Zum anderen leben
die Gelben seit Generationen auf einer schwer überschaubaren
Dauerbaustelle, auf der - so viel ist sicher - auch in den nächsten
Jahren Hochbetrieb herrschen wird. Beides - die Verzerrung der
Erfolgsrechnung durch angebliche Einmaleffekte und der permanente
Umbruch - sind freilich zumindest unter den privaten Großbanken keine
Spezifika der Commerzbank. Ehrlich gesagt ist uns aus den vergangenen
Jahrzehnten keine Rechnungsperiode erinnerlich, die man auch nur für
eines dieser Häuser in beiderlei Hinsicht als "Normaljahr" einstufen
könnte.
Beim Blick auf das aktuelle Zahlenbild der Commerzbank erscheint
das Prädikat "ganz ordentlich", das Vorstandschef Martin Zielke der
operativen Entwicklung gibt, recht wohlwollend. Nun gut, er ist
Partei. Tatsächlich macht das operative Ergebnis mit 1,4 Mrd. Euro
und einem Rückgang um 28% einen eher traurigen Eindruck. Man fragt
sich zudem, was darin enthaltene Beiträge aus dem Verkauf der
Visa-Beteiligung, der Wertaufholung beim Heta-Engagement oder
Immobilienveräußerungen mit dem operativen Geschäft zu tun haben
sollen.
Andererseits gibt es enorme Belastungen etwa aus
Goodwillabschreibungen, durch die Zinspolitik der EZB und nicht zu
vergessen aus der Risikovorsorge für Schiffskredite, die hoffentlich
nicht noch allzu weit über 2017/18 hinaus zur Gewohnheit werden. In
diesen "Übergangsjahren" müssen ohnehin der milliardenschwere
Restrukturierungsaufwand und mögliche negative Folgen der neuen
Rechnungslegung (IFRS 9) verdaut werden. Bis dahin sieht es bei
vermutlich eher bescheidenem Ertragswachstum mau aus.
Die gute Nachricht: Es stimmt, die Commerzbank liefert, was sie
versprochen hat. Sie hat trotz externer Zusatzbelastungen die Kosten
im Griff. Die Kapitalausstattung dürfte auskömmlich sein. Die
Digitalisierung wird entschlossen vorangetrieben, der Umbau (nicht
Abbau) des Filialnetzes ebenfalls. Mehr als 1 Million Privatkunden
hat die Bank seit 2012 netto gewonnen, allein 137000 seit Oktober,
das ist äußerst respektabel. Der deutsche Markt war wohl doch nicht
so verkrustet und verteilt, wie es manch früherer Commerzbank-Chef
immer beklagt hatte.
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