PresseKat - "Nachtcafé: Der Islam in unserem Alltag - wo ist das Problem?" (FOTO)

"Nachtcafé: Der Islam in unserem Alltag - wo ist das Problem?" (FOTO)

ID: 1457380

(ots) -
Michael Steinbrecher spricht u. a. mit Prof. Dr. Jochen Oltmer,
der seit über 20 Jahren zur Geschichte der Migration forscht /
Freitag, 17. Februar 2017, 22 Uhr, SWR Fernsehen

Kein Schweineschnitzel in Kantinen, Frauen mit Kopftüchern und
bodenlangen Mänteln, Islamkunde als Schulfach - der Glaube gilt zwar
als Privatsache, dennoch ist er im Alltag nicht zu übersehen und
nimmt Einfluss auf unsere Lebensgewohnheiten. Die einen sprechen von
einer Ãœberfremdungswahrnehmung, die anderen von Toleranz. So manchen
überkommt das ungute Gefühl, dass sich in Zukunft der Glaube viel zu
dominant in unserem Alltagsleben verankern könnte. Was aber macht am
gelebten Islam im Alltag solche Angst? Was ist Bereicherung, was
Beeinträchtigung und was Bedrohung? Wie viel Religion darf in einem
säkularen Staat wie unserem überhaupt sein? Darüber diskutiert
Michael Steinbrecher mit seinen Gästen im "Nachtcafé: Der Islam in
unserem Alltag - wo ist das Problem?", zu sehen am Freitag, 17.
Februar, 22 Uhr im SWR Fernsehen.

Mehr als 4,7 Millionen Menschen muslimischen Glaubens leben mit
uns. So mancher fühlt sich geradezu provoziert. Denn nicht nur am
Burkini im Schwimmbad oder dem Minarett in der Nachbarschaft
entzünden sich immer neue Konflikte. Einige Islamverbände rufen nach
mehr Anerkennung, fordern gesetzliche islamische Feiertage. Hingegen
fürchten Frauenverbände und Homosexuelle um ihre Rechte, die sie sich
über Jahrzehnte hart erkämpft haben.

Die Gäste im "Nachtcafé":

Birgit Plechinger, ist Rektorin an einer Mittelschule mit vielen
muslimischen Schülern Birgit Plechinger ist Rektorin einer
bayerischen Mittelschule, mehr als die Hälfte ihrer Schüler sind
Muslime. Ob im Schwimmunterricht oder beim Kantinenessen - immer
steht sie vor der Frage: Wie viel Entgegenkommen ist berechtigt,




welche Sonderregelungen gehen eindeutig zu weit? Auch die ungleiche
Erziehung von Mädchen und Jungs macht sich in der Schule deutlich
bemerkbar: "Oft lassen die Eltern ihren Söhnen alles durchgehen, den
Töchtern wird wenig erlaubt."

Dr. Michael Schmidt-Salomon, für den Atheisten gehört Religion nur
ins Privatleben Für Dr. Michael Schmidt-Salomon sind die Grenzen der
Toleranz schon längst erreicht: "Der Glaube nimmt in unserem Land
einen viel zu großen Einfluss auf unseren Alltag und die Politik. Ob
katholisch, evangelisch oder muslimisch - Religion sollte Privatsache
bleiben", so der Atheist. Für den Religionskritiker ist die Idee
einer Multi-Kulti-Gesellschaft längst gescheitert.

Meriem Lebdiri, die Designer kombiniert europäische Mode mit
islamischer Tradition "Jeder soll doch ungestört und offen seinen
Glauben ausleben", sagt Meriem Lebdiri. Die junge Designerin entwirft
Mode für Frauen, die ihren Körper selbst- und modebewusst bedecken
möchten. Das Kopftuch gehört für die praktizierende Muslima, die mit
fünf Jahren aus Algerien in die Pfalz kam, zu ihrer Identität: "Ich
kombiniere europäische Mode mit islamischer Tradition und will damit
Brücken bauen."

Jochen Blaich, der Krankenpfleger berichtet über seinen Alltag mit
muslimischen Patienten Was es bedeutet, wenn der muslimische Glaube
mit dem deutschen Klinikalltag kollidiert, das erfährt Krankenpfleger
Jochen Blaich täglich. Als Stationsleiter bekommt er immer wieder
mit, dass weiblichem Krankenhauspersonal wenig Respekt
entgegengebracht wird. Auch sorgen Krankenbesuche ganzer
Großfamilien, die sich ums Bett eines Angehörigen versammeln, häufig
für Ärger: "Unsere Bitte um Rücksichtnahme wird leider häufig
ignoriert."

Mina Ahadi, die gebürtige Iranerin erlebte drakonische Strafen im
Namen des Islam "Der Islam hat in Europa überhaupt nichts zu suchen",
davon ist Mina Ahadi überzeugt. Bereits als Neunjährige musste die
gebürtige Iranerin Tschador tragen, durfte in der Öffentlichkeit
weder reden noch lachen. Im engsten Familienkreis hat sie erlebt,
welch drakonische Strafen im Namen des Islam verhängt werden: Ihr
Mann wurde wegen seiner politischen Arbeit hingerichtet. Dem Islam
hat die Gründerin des Zentralrats der Ex-Muslime gänzlich
abgeschworen.

Prof. Dr. Jochen Oltmer, der Migrationsforscher steht der Zukunft
positiv gegenüber Prof. Dr. Jochen Oltmer forscht seit über 20 Jahren
zur Geschichte der Migration. Und blickt mit diesem Hintergrundwissen
optimistisch in unsere Zukunft. Der Historiker ist guter Dinge, dass
sich die grassierende Angst vor Ãœberfremdung auf lange Sicht hin
auflösen wird: "Religion hat enorm an Bedeutung verloren. Die
Probleme, die es zweifelsohne bei der Integration gibt, haben mit
Religion sowieso wenig zu tun", so der Migrationsforscher.

Gäste im Publikum:

David Karner, stellt sich die Frage, wie homophob der Islam ist
Wie homophob ist der Islam? Diese Frage stellte sich David Karner,
nachdem er mit einem Freund in einem Taxi Platz nahm. Als sich die
beiden im Auto küssten, rastete der Taxifahrer aus. Mit Verweis auf
seinen muslimischen Glauben hagelte es übelste Beschimpfungen, danach
flog die Faust. Bis heute beschäftigt David Karner der Vorfall: "Ich
bin sehr vorsichtig geworden. Hand in Hand laufe ich mit meinem
Freund auf der Straße nicht mehr."

Susanne Benz, die Katholikin lebt harmonisch Tür an Tür mit Syrern
Sie kamen als Fremde, nun fühlt es sich wie Familie an: Tür an Tür
lebt Susanne Benz mit zwei Männern aus Syrien - der Islam stand dem
harmonischen Zusammenleben noch nie im Weg. Seit einem Jahr teilen
sich die Katholikin und ihr Mann ihr Haus mit zwei jungen
Flüchtlingen. Der Kontakt ist innig, oft sitzen alle zu viert am
Esstisch: "So verschieden sind wir gar nicht. Sie schätzen unsere
westlichen Werte, sind modern und genießen einfach nur ihre
Freiheit."

"Nachtcafé: Der Islam in unserem Alltag - wo ist das Problem?" am
Freitag, 17. Februar 2017, 22 Uhr im SWR Fernsehen

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Karen Schuller, Tel. 0711 929
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Datum: 16.02.2017 - 13:00 Uhr
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