PresseKat - Mundart - legen wir uns mit unserem Dialekt Steine in den Weg?

Mundart - legen wir uns mit unserem Dialekt Steine in den Weg?

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Klares nein, sagt Petra Williams, saarlÀndische MundartsÀngerin

(firmenpresse) - Die SĂŒddeutsche Zeitung titelte unlĂ€ngst: Bayern treibt Kindern den Dialekt aus! Doch ist die Tatsache als solche genauso rabiat, wie der Titel es vermuten lĂ€sst?

Wir sind der Frage auf den Grund gegangen, ob es Kinder, die heutzutage mit Mundart und Dialekt aufwachsen, auf der Karriereleiter schwerer haben. Einfach aus dem Grund, dass sie so reden, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist.

"Klares nein", sagt Petra Williams, saarlĂ€ndische MundartsĂ€ngerin (www.petra-williams.de, aktuelle CD "Immer widda hemm"). "Der Dialekt unterstreicht ganz klar deine Persönlichkeit. Es ist ein kulturelles Erbe, welches sich ĂŒber tausende von Jahren entwickelt hat. So viele Dialekte stehen eh schon auf der roten Liste, die vom Aussterben bedroht sind. Das sollten wir auf jeden Fall mit allen Mitteln versuchen, zu erhalten."

Dass ein Dialekt in der Sprache nicht davon abhĂ€lt, beruflich erfolgreich zu sein, beweist nicht nur der bayrische Staatsminister D. Marcel Huber. Er spricht bayrisch, da er sich, wie er sagt "einfach besser ausdrĂŒcken kann".

"Gut ist es natĂŒrlich, wenn man switchen kann", so Petra Williams. "Wenn ich in Gegenden unterwegs bin, die Hochdeutsch reden und Probleme mit dem SaarlĂ€ndischen haben, spreche ich natĂŒrlich Hochdeutsch. Aber sobald ich zu Hause bin, verfalle ich ganz automatisch in meine Heimatsprache. Diese zu verlernen? FĂŒr mich unvorstellbar. Etwas, was man quasi mit der Muttermilch aufgesogen hat, ist verinnerlicht und geht auch nicht mehr weg!"

Vielerorts gilt der Dialekt immer noch als Unterstreichung der Persönlichkeit. Es stĂ€rkt das Wir-GefĂŒhl und vermittelt HeimatgefĂŒhle.

Nicht nur deshalb sind Veranstaltungen auf Mundart weit verbreitet und erfreuen sich grĂ¶ĂŸter Beliebtheit. Ob auf der BĂŒhne, in der Musik, bei Kunst und Kultur: immer stĂ€rker setzen KĂŒnstler auf Charme und Talent im Dialekt und der Zuhörer schĂ€tzt dabei die automatisch entstehende AuthentizitĂ€t.





So hat sich auch die Reggae-Ska-Band "La Brass Banda" 2013 beim Eurovision Songcontest mit ihrem bayrischen Dialekt "Nackert" beworben. Das Publikum in Fernsehen und Radio stimmte mit großem Vorsprung fĂŒr die Band. Doch das Publikum durfte nur zur HĂ€lfte entscheiden, die andere HĂ€lfte war eine sogenannte Fachjury, die der etablierten Pop-Band Cascada zum Sieg verhalf. Diese landete in Malmö dann auf einem enttĂ€uschenden 21. Platz.

Der Frust der La Brass Banda-Fans war groß. Bis heute sind sie davon ĂŒberzeugt, dass die bayrische Blaskapelle nicht nur ganz Deutschland, sondern auch ganz Europa mit ihrem Bayrisch-krachledernen Frohsinn erobert hĂ€tte.

Viele Mundartfestivals, die es in ganz Deutschland gibt, haben sich eine Sache zu Herzen genommen: "Ihre" Mundart zu retten.

"NatĂŒrlich habe ich frĂŒher eher auf Hochdeutsch oder auf Englisch Songs komponiert, da es einfach cooler war", erzĂ€hlt uns Petra Williams. "Doch dann habe ich gemerkt, wie viel besser ich meine Emotionen ausdrĂŒcken kann, wenn ich in meinem Dialekt, in meiner Muttersprache singe. Und wie gut sich die SaarlĂ€ndische Sprache auch in die Musik verpacken und formen lĂ€sst. Man hat einfach viel mehr Spielraum."



Im Dialekt ist die Betonung eine ganz andere. ErzÀhlungen, Witze, wie auch traurige Geschehnisse, werden ganz anders wahrgenommen.

Etwa in den 20er Jahren fing es an: Das große Dialektesterben. In dieser Zeit hielt der Rundfunk Einzug in die heimischen WĂ€nde und damit auch die hochdeutsche Sprache.

Um diesem Trend entgegenzuwirken und natĂŒrlich auch um das Kulturgut "Dialekt" in vielen Teilen Deutschlands zu erhalten, wurden Institutionen gegrĂŒndet, die dort eingreifen, wo im Elternhaus aus Prestige- oder anderen GrĂŒnden nur Hochdeutsch vermittelt wird. So wurde 1983 die "Akademie för uns kölsche Sproch" gegrĂŒndet. Hamburg hat, bislang als einziges Bundesland, das Schulfach "Plattdeutsch" eingefĂŒhrt. So wird derzeit an acht Grundschulen Mundart in Wort und Schrift unterrichtet.

Die Mundart, die die Deutschen ĂŒbrigens wirklich sexy finden, ist Bayrisch. Bei einer aktuellen statista-Umfrage lag der sĂŒddeutsche Dialekt auf der AttraktivitĂ€tsskala mit 42,3 Prozent und deutlich vor Wienerisch (28,4 Prozent). Platz drei und vier belegen Berlinerisch und Kölsch. Das Schlusslicht bildet SĂ€chsisch: Nur 9,1 Prozent der Befragten fanden die sĂ€chsische Mundart sexy.

Dass Bayrisch in ganz Deutschland so als salonfĂ€hig gilt, haben wir nicht zuletzt Fernsehserien wie "Rosenheimcops", "Der Bulle von Tölz" seinerzeit oder noch frĂŒher "Die LĂŒmmel von der ersten Bank" zu verdanken, bei denen wir uns nicht nur heimlich in Hansi Kraus verliebt haben, sondern auch ein bißchen in seinen charmant-witzigen Dialekt.

Doch so weit muss man gar nicht zurĂŒck gehen. Im Zeitalter der Internets erleben gerade Dinge wie E-Learning in Mundart, wie z.B. auf Oberpfalznet.de, ihre BlĂŒtezeit. Auch Amazon Echo startet in Deutschland und lernt Dialekte: Dabei hat man es mit einer Art intelligentem Lautsprecher zu tun, der die Wettervorhersage kommunizieren soll, gewĂŒnschte Musik ĂŒber das Internet abspielt oder eben Produkte auch auf Mundart bei Amazon bestellt.

Es scheint, als gĂ€be es noch genĂŒgend Menschen, die Wert drauf legen, ihren Dialekt auch an die nachkommenden Generationen weiter zu vermitteln. Und ebenso genĂŒgend, die zeigen, dass man auch, oder gerade wegen eines Dialektes, richtig erfolgreich sein kann.

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Manchmal kann es so einfach sein: Wenn eine saarlÀndische SÀngerin, die bereits durch Amerika tourte, auf der Los Angeles Music Academy zu Gast war und danach jahrelang Berlin ihr zu Hause nannte, sich dann wieder auf die Wurzeln besinnt, woher sie kommt: Petra Williams singt auf SaarlÀndisch.

Schon im Alter von 7 Jahren wurde Petra Williams von der Leidenschaft der Musik gepackt: Es folgten Klavierunterricht, Gesangsunterricht und musikalische Engagements in unterschiedlichen Genres, unzÀhlige Live- sowie Gastauftritte. Daneben komponierte sie Lieder und betreute als Co-Produzentin bereits einige Musiker.

In Berlin und Los Angeles entwickelte sich auch ihre vielseitige Musik mit Pop- und SouleinflĂŒssen, die dennoch sehr bodenstĂ€ndig und unaufgeregt daher kommt: In einer Sprache gesungen, die dem Publikum aus der Seele spricht.

Ihre neue EP "Immer Widda Hemm" beschreibt das GefĂŒhl, das jeder SaarlĂ€nder kennt. Ohne Kitsch und PlattitĂŒden zeichnet Petra Williams ein neues musikalisches Bild der saarlĂ€ndischen Seele:

BodenstĂ€ndig und dennoch offen fĂŒr Neues



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Datum: 21.02.2017 - 11:30 Uhr
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