PresseKat - Abhängigkeit von internationalen Einflüssen steigt / Ehlers: Wir haben ein schwieriges Jahr gemeis

Abhängigkeit von internationalen Einflüssen steigt / Ehlers: Wir haben ein schwieriges Jahr gemeistert

ID: 1458994

(ots) -
"Das Bilanzjahr war von einschneidenden Preisrückgängen bei
pflanzlichen und tierischen Agrarrohstoffen, bei landwirtschaftlichen
Betriebsmitteln sowie Mineralölprodukten gekennzeichnet. Die 2.186
genossenschaftlichen Mitgliedsunternehmen des Deutschen
Raiffeisenverbandes (DRV) melden in der Summe einen Umsatzrückgang um
4,8 Prozent auf 58,8 Mrd. Euro", erläutert DRV-Hauptgeschäftsführer
Dr. Henning Ehlers vor Journalisten. Gravierend waren die
Veränderungen in der Warenwirtschaft (-6,4%), Milchwirtschaft (-4,8%)
und bei den Agrargenossenschaften (-10%). Ein leichtes,
exportbedingtes Plus um 2,5 Prozent meldet die genossenschaftliche
Vieh- und Fleischwirtschaft.

Das Geschäftsergebnis bestätigt die Abhängigkeit des deutschen
Agribusiness von internationalen wirtschaftlichen und politischen
Entwicklungen. Insbesondere die Lage der Betriebe in der Tierischen
Veredelung war 2016 angespannt. Als eine Folge stellen die Landwirte
u. a. ihre Investitionen in kostenintensive Agrar- und Stalltechnik
zurück.

"Die Milchpreiskrise stellte Erzeuger und Vermarkter gleichermaßen
vor große Herausforderungen. Die seit Ende 2016 anziehenden
Rohstoff-und Milcherzeugerpreise bestätigen unsere klare
marktwirtschaftliche Position. Wir setzen weiterhin in enger
Abstimmung mit unseren Mitgliedern auf das Erfolgsmodell der
Selbsthilfe und Selbstverantwortung", so Dr. Ehlers.

Die Perspektiven für das Agribusiness bleiben insgesamt getrübt.
Geopolitische Unsicherheiten, eine geschwächte Europäischen
Gemeinschaft, fortwährende Handelsblockaden und
gesellschaftspolitische Diskussionen stellen die Zukunft der Branche
in Frage. "Unsere Genossenschaften und ihre Mitglieder sehen die
notwendige Planungssicherheit gefährdet und den Rückhalt in der
Gesellschaft schwinden", so Dr. Ehlers.





"Für eine erfolgversprechende Wachstumsstrategie müssen wir
weitere zahlungskräftige Drittlandmärkte für unsere hochgradig
veredelten und Know-how-intensiven Produkte erschließen", fordert der
Hauptgeschäftsführer. Damit werden Abhängigkeiten, Preisschwankungen
und Risiken abgefedert. Die größten Probleme bei der Marktöffnung
sind knappe Ressourcen in den Unternehmen, volatile Märkte und vor
allem nicht-tarifäre Handelshemmnisse. Die Genossenschaften fordern
verlässliche politische Rahmenbedingungen, eine branchengerechte
Exportförderung und den Abbau von Handelsblockaden. Der DRV drängt
auf die enge Zusammenarbeit von Politik, Administration und
Wirtschaft. Sie muss ergebnisorientiert weiter ausgebaut werden.

Warenwirtschaft: Erneut niedrige Preise für Getreide

Die Warenwirtschaft (5 Hauptgenossenschaften, 282 Bezugs- und
Absatzgenossenschaften sowie 109 Kreditgenossenschaften mit
Warengeschäft) ist die umsatzstärkste Sparte im DRV. Die Unternehmen
haben sich auf dem wettbewerbsintensiven nationalen Markt gut
behauptet. Ihr Gesamtergebnis beträgt 33,8 Mrd. Euro nach 36,1 Mrd.
Euro in 2015. Ausschlaggebend für den Rückgang um 6,4 Prozent sind
die im Vergleich zum Vorjahr weiter gesunkenen Erlöse für Getreide,
landwirtschaftliche Betriebsmittel und Mineralölprodukte.

Wetterkapriolen in weiten Teilen Deutschlands führten zur einer
enttäuschenden Getreideernte von 45,2 Mio. t (Vorjahr: 48,2 Mio. t).
Weltweit wurde hingegen zum vierten Mal in Folge ein Rekordresultat
von über 2 Mrd. t erzielt. Damit wird die Nachfrage übertroffen und
hat einen weiteren Anstieg der Bestände zur Folge. Somit stehen die
Notierungen unter Druck und bescheren Erzeugern und Vermarktern
geringere Erlöse. Die Hoffnungen auf eine Belebung des Exports haben
sich bislang nicht erfüllt. Der DRV unterstützt gemeinsam mit anderen
Getreidehandelsverbänden die Bundesregierung beim Abschluss eines
Marktzugangsverfahrens für Gerste und Weizen nach China. Mit Blick
auf intensivere Handelsmöglichkeiten mit dem Iran hat der DRV
gemeinsam mit der DLG die Kofinanzierung eines Handelsbeauftragten
der deutschen Agrarwirtschaft initiiert.

Futterwirtschaft: "Ohne-Gentechnik"-Produkte gefragt

Die genossenschaftliche Futterwirtschaft meldet, trotz der
angespannten Einkommenslage in der Landwirtschaft, nur geringe
Absatzeinbußen. Die Mengen blieben über alle Produktionszweige
stabil. Der DRV geht für 2017 von einer stagnierenden bis leicht
steigenden Nachfrage im Futtermittelbereich aus.

Stark gestiegen ist der Bedarf an Futtermitteln für die
"Ohne-Gentechnik"-Produktion von Lebensmitteln. Entsprechende
Forderungen des Lebensmitteleinzelhandels wirken sich vor allem auf
den Milchsektor aus. Dieser Trend zeigt sich auch beim Einsatz von
heimischen Hülsenfrüchten im Mischfutter. Die genossenschaftliche
Futterwirtschaft hat sich auf die geänderte Nachfrage eingestellt.
Dr. Ehlers erwartet, dass Futtermittel für die
"Ohne-Gentechnik"-Produktion von Lebensmitteln weiter auf dem
Vormarsch bleiben. Er geht davon aus, dass vor allem in der
Milchviehfütterung der Einsatz von Rapsschrot steigen wird.

Milchwirtschaft: Vorsichtig optimistisch

Für die Molkereien und ihre Milcherzeuger war 2016 das zweite Jahr
in Folge mit sehr schwierigen Rahmenbedingungen. Der Markt war durch
starke Schwankungen der Preise und des Milchangebots gekennzeichnet.
Das führte zu erheblichem Mengendruck mit sehr niedrigen Notierungen.
Erst zur Jahresmitte trat eine Stabilisierung ein. Die Umsätze der
216 genossenschaftlichen Molkereien, darunter 34
Verarbeitungsbetriebe, verringerten sich um rund 5 Prozent auf 11,8
Mrd. Euro.

Nachdem bereits im Vorjahr weltweit die Milchproduktion deutlich
erhöht worden war, traf in der ersten Jahreshälfte eine zunächst
weiter steigende Anlieferung auf eine schwache Nachfrage. Die war vor
allem durch die Kaufzurückhaltung Chinas und der erdölexportierenden
Länder geprägt. Die Erzeugerpreise brachen im ersten Halbjahr auf
knapp 23 Cent/kg im Bundesdurchschnitt ein. Der Jahresdurchschnitt
liegt bei etwa 26,5 Cent/kg, rund 10 Prozent unter dem Vorjahr. Das
ist der niedrigste Wert seit 2009. Das war für viele Erzeugerbetriebe
existenzgefährdend und hat den Strukturwandel in der Milchviehhaltung
beschleunigt.

In den ersten Monaten 2017 zeigt sich der Markt in einer besseren
Verfassung. Die Milcherzeugung bewegt sich in Deutschland und der EU,
aber auch in wichtigen Exportregionen, unter Vorjahresniveau. Auch
die EU-Kommission rechnet für 2017 mit einem moderaten Mengenplus um
0,5 Prozent. Zudem dürfte sich die Erholung der globalen Nachfrage
nach Milch und Milcherzeugnissen fortsetzen. Damit werden die
Erzeugerpreise in den nächsten Monaten deutlich über den sehr
niedrigen Vorjahreswerten liegen.

Gegen Pfandpflicht auf alle Getränkeverpackungen

Kein Verständnis hat der DRV-Hauptgeschäftsführer für jüngste
Überlegungen im Bundesrat, Pfandregelungen für alle
Getränkeverpackungen einzuführen. Aus Sicht der genossenschaftlichen
Molkereiwirtschaft ist eine Pfandabgabe nicht umsetzbar. "Durch die
heutige Lizenzierung von Verkaufsverpackungen für die stoffliche
Verwertung leistet die Branche einen wichtigen ökologischen Beitrag
zur maßgeblichen Reduzierung von Müll und damit zur
umweltverträglichen Produktion", so Dr. Ehlers. Massive Kritik kommt
auch von den Winzergenossenschaften. Im Sinne einer nachhaltigen
Wirtschaftsweise macht ein Pfand auf Weinflaschen angesichts der
Vielfalt an unterschiedenen Produktaufmachungen sowohl aus
ökologischer als auch aus ökonomischer Sicht keinen Sinn.

Vieh- und Fleischwirtschaft: Starke Impulse im Export

2016 verlief für die 85 Unternehmen der genossenschaftlichen Vieh-
und Fleischwirtschaft in den einzelnen Geschäftsfeldern
unterschiedlich. Insgesamt erzielte die Sparte ein Umsatzplus von 2,5
Prozent auf 6,35 Mrd. Euro. Nach dem sehr niedrigen Preisniveau in
den ersten vier Monaten erholten sich die Notierungen für
Schlachtschweine, nicht zuletzt gestützt durch Drittlandausfuhren. Im
Vergleich zum Vorjahr gab es einen deutlichen Zuwachs beim
Drittlandexport, der insbesondere von der Volksrepublik China
(+80,5%) getragen wurde.

Intensiv bringt sich die genossenschaftliche Branche in die
gesellschaftspolitische Debatte um die Weiterentwicklung der modernen
Nutztierhaltung ein. 2016 wurden wichtige Weichen zur Fortführung der
Initiative Tierwohl für den Zeitraum 2018 bis 2020 gestellt. "Mit der
finanziellen Absicherung der Mehraufwendungen, die von den Landwirten
erbracht werden, haben führende Lebensmitteleinzelhändler sowie
Discounter ein klares Signal gesetzt. Damit können entscheidende
Verbesserungen in der Tierhaltung umgesetzt werden, ohne dass die
Wettbewerbsfähigkeit gefährdet wird", so Dr. Ehlers. Bei der
Diskussion über neue Programme und Label muss die Wirtschaftlichkeit
für alle Marktpartner beachtet werden, wenn die Tierhaltung nicht ins
Ausland verdrängt werden soll. Durch Parameter wie die Nämlichkeit
der Produkte werden die Prozesskosten aufgrund der
Teilstückvermarktung deutlich erhöht. "Jedes Label benötigt
kalkulatorische Sicherheit, vor allem wenn ein hoher
Durchdringungsgrad im LEH erzielt werden soll. Deshalb bewerte ich
die aktuellen inhaltlichen und organisatorischen Entwicklungen eines
staatlichen Tierschutzlabels kritisch", so der Hauptgeschäftsführer.

Obst, Gemüse und Gartenbau: Negative Witterungseinflüsse

Die 85 Unternehmen der genossenschaftlichen Obst-, Gemüse- und
Gartenbauwirtschaft erzielten ein leichtes Plus mit einem
Jahresumsatz von 3,4 Mrd. Euro. Einen gelungenen Start hatte die
Apfel-Vermarktungssaison. Die Erwartungen der deutschen
Erzeugerorganisationen für den weiteren Geschäftsverlauf sind daher
positiv. Das zeigte sich auch Anfang Februar 2017 bei der Fruit
Logistica. Anlässlich des 25-jährigen Messejubiläums hatte die
Bundesvereinigung der Erzeugerorganisationen Obst und Gemüse (BVEO)
das offizielle Partnerland-Projekt übernommen. Finanziell unterstützt
vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft brachten die
BVEO-Mitgliedsunternehmen den Fachbesuchern aus aller Welt die
Vielfalt und Qualität deutscher Erzeugnisse nahe. Das Engagement
stand unter dem Slogan "Germany - Your Garden."

Winzergenossenschaften: Sehr ansprechende Weine

Die 165 im DRV organisierten Weingärtner- und
Winzergenossenschaften haben 2016 rund 2,8 Mio. hl gelesen.
Bundesweit betrug die Ernte ca. 9,0 Mio. hl. Für die EU liegt die
Schätzung bei 168 Mio. hl. Dies sind rund 3 Prozent weniger als 2015.
In allen Anbaugebieten wurde eine mengenmäßig zufriedenstellende
sowie qualitativ gute Ernte mit sehr ansprechenden Weinen aller
Qualitätsstufen eingefahren. Der Umsatz liegt erneut bei 800 Mio.
Euro.

Die Winzergenossenschaften sind nun gefordert, die guten
Leistungen ihrer Winzer und Kellermeister erfolgreich am Markt
umzusetzen. Dabei driften die Mengen- und Wertentwicklungen immer
weiter auseinander. Umsatzwachstum ist nur noch über
Wertschöpfungsstrategien möglich. Dabei unterstützte der DRV seine
Mitgliedsunternehmen. Offen ist, wie sich das seit 1. Januar 2016
geltende EU-Autorisierungssystem für Rebpflanzungen langfristig
auswirkt. Der DRV begrüßt das Gesetzesvorhaben der Bundesregierung,
die Ausweitung der Rebflächen um weitere zwei Jahre auf moderate 0,3
Prozent zu begrenzen.

Agrargenossenschaften: Endlich Licht am Horizont

Die 730 dem DRV angeschlossenen Agrargenossenschaften blicken
inzwischen auf eine 25-jährige bewegte, aber erfolgreiche
Unternehmensgeschichte zurück. Dabei geht 2016 als sehr schwieriges
Jahr in die Bilanzen ein. Der DRV erwartet nach den deutlichen
Erlösminderungen im Vorjahr einen weiteren Rückgang um 10 Prozent
über alle Produktionszweige. Der aggregierte Umsatz der Gruppe liegt
bei 1,8 Mrd. Euro. Vor allem die niedrigen Milchauszahlungspreise und
gesunkenen Erträge in der pflanzlichen Erzeugung führten zu
deutlichen Rückgängen. Diese Entwicklungen unterstreichen die
wirtschaftlichen Instabilitäten und Risiken, denen die Land- und
Agrarwirtschaft zunehmend ausgesetzt ist. Der DRV tritt mit Nachdruck
dafür ein, dass die Unternehmen verstärkt Instrumente des
Risikomanagements nutzen. Das gilt insbesondere für die
Milchpreisabsicherung an Warenterminbörsen.

Mit Blick auf den Preisanstieg bei tierischen Erzeugnissen sind
die Erwartungen positiver gestimmt. Die Agrargenossenschaften haben
allerdings noch erheblichen Nachholbedarf, um die massiven Rückgänge
der Vorjahre annährend auszugleichen. Dennoch ist der Ausblick 2017
von leichter Zuversicht geprägt.

Ãœber den DRV

Der DRV vertritt die Interessen der genossenschaftlich
orientierten Unternehmen der deutschen Agrar- und
Ernährungswirtschaft. Als wichtiges Glied der Wertschöpfungskette
Lebensmittel erzielen die 2.186 DRV-Mitgliedsunternehmen im Handel
und in der Verarbeitung von pflanzlichen und tierischen Erzeugnissen
mit rund 82.000 Mitarbeitern einen Umsatz von 58,8 Mrd. Euro.
Landwirte, Gärtner und Winzer sind die Mitglieder und damit
Eigentümer der Genossenschaften.



Pressekontakt:
Monika Windbergs
Deutscher Raiffeisenverband e.V.
Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Pariser Platz 3 - 10117 Berlin
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Datum: 21.02.2017 - 12:33 Uhr
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