(ots) - Binnen zwölf Jahren hat sich das von den
deutschen Assetmanagern verwaltete Vermögen auf 2,8 Bill. Euro mehr
als verdoppelt. Doch trotz dieses neuerlichen Rekordes: So ganz "auf
Kurs" geblieben, wie der Fondsverband BVI insinuiert, ist die Branche
nicht. Der Einbruch des Neugeschäfts mit Publikumsfonds um 91 Prozent
auf bescheidene 6,5 Mrd. Euro ist - auch wenn 2015 hier ein Ausreißer
war - eine herbe Enttäuschung.
Was läuft da schief? Sicher: Wachstumssorgen mit Blick auf China,
der Brexit, Trump, Italien - dieser Cocktail ist geeignet, Anlegern
auf den Magen zu schlagen. Aber das reicht als Erklärung nicht aus,
zumal wenn die Börsen jeden tatsächlichen oder vermeintlichen Schock
abschütteln, als wäre nichts gewesen. Vermutlich muss die
Verbesserung der Finanzbildung, die der BVI und Bankenverbände seit
Jahr und Tag fordern und über ein Schulfach "Wirtschaft" erreichen
wollen, zuerst bei den Beratern in Banken und Sparkassen ansetzen.
Sogar BVI-Präsident Tobias Pross macht kein Hehl daraus, dass es bei
der Beratung respektive im Vertrieb gewisse Defizite gibt. Wie sollen
dann erst die Kunden verstehen, wie sie "richtig" anlegen?
Doch die Fondsanbieter müssen sich auch an die eigene Nase fassen.
Publikumsbeschimpfung ("Der Deutsche investiert und spart falsch.
Ende der Durchsage.") wird ihnen so wenig helfen wie zwangsweise
Umerziehung der Kunden in Form von Garantieverboten bei der
betrieblichen Altersvorsorge oder beim Riestern. Das mit dem
Betriebsrentenstärkungsgesetz geplante Opting-out ist in der Tat eine
sinnvolle Weiterentwicklung. Ge- und Verbote dagegen haben wenig mit
dem Leitbild des mündigen Verbrauchers zu tun, das der BVI zu Recht
anmahnt. Wenn die Deutschen nun mal derart auf Sicherheit fixiert
sind, dass sie ihr Anlageverhalten selbst bei Niedrig-, Null- und
Negativzinsen nicht radikal verändern, muss man sie eben besser
aufklären, ihnen die für das Umdenken nötige Zeit lassen und ihnen
vor allem die gewünschten, auch zu ihrem Gefühlsleben passenden
Produkte anbieten.
Wenn es um die Sicherung einer auskömmlichen Altersvorsorge und
des Wohlstands überhaupt durch das Wertpapier- und namentlich das
Fondssparen geht, sind aber nicht zuletzt auch Politik und Regulierer
in der Verantwortung. Das ständige Gerede über eine Systemrelevanz
der Fondsbranche ist ebenso kontraproduktiv wie etwa die ewigen, in
ihrer Absurdität kaum noch zu toppenden Debatten über die
"Abschaffung" der Abgeltungsteuer oder über eine neue
Finanztransaktionssteuer. Das sind obendrein Förderprogramme für
andere Finanzplätze.
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