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Künstliche Intelligenz: "Wer KI verschläft, wird es schwer haben gegen die Giganten zu bestehen!"

ID: 1459457

(ots) - Muss ein Online-Händler künstliche Intelligenz
einführen, um wettbewerbsfähig zu bleiben? Was kann er tun, wenn er
die Ressourcen nicht hat? Kostet die neue Technologie in Zukunft Jobs
im Handel? Mit einer neuen Technologie wie künstlicher Intelligenz
sind viele Fragen verbunden. Gerade im E-Commerce, wo mehrere Player
mit Chat- und Servicebots erste KI-Schritte gehen, ist viel Bewegung
drin. Sicher ist, dass das Ausmaß von KI für die Arbeitswelt noch
nicht absehbar ist. Dominique Ziegelmayer, Director Enterprise
Platform bei Trusted Enterprise, ist Experte für künstliche
Intelligenz. Die wichtigsten Fragen an ihn im Interview.

In welchen Bereichen der kompletten Wertschöpfungskette des
Handels werden KI-Technologien Einzug halten (vom Einkauf, über
eventuell die Produktion, Logistik, Warenwirtschaft, Beratung,
Personal, Kundenservice, Bezahlen, Onlineangebot, Marketing, etc.)?
Bitte beschreiben Sie kurz. Dominique Ziegelmayer: Ich gehe davon
aus, dass lernende Systeme künftig aus keinem Bereich der
Wertschöpfungskette mehr wegzudenken sein werden. Intelligente
Prognose- und Preissysteme werden den Einkauf, die Produktion, die
Logistik und die Warenwirtschaft beeinflussen. In Beratung und
Kundenservice finden wir bereits heute Chatbots und in anderen
Ländern im stationären Handel sogar Beratungsroboter. Im
Personalwesen habe ich erst kürzlich von einer Software gelesen, die
auf Basis gelernter statistischer Daten den jeweiligen Manager darauf
aufmerksam macht, dass ein Motivations- oder Tadelgespräch notwendig
sein könnte. In der Bezahlung setzen wir künftig auf
Betrugspräventionssysteme die auf Basis von Verhaltens-, Zahlungs-
und Produktdaten in Sekundenschnelle entscheiden, welche
Zahlungsarten einem Käufer angeboten werden. Und im Marketing und
Online-Angebot geht es vor allem um Personalisierung.





Wird jeder Händler in Zukunft auf KI setzen müssen, um
wettbewerbsfähig zu bleiben? Oder hängt das vom Geschäftsmodell oder
der Größe ab? Dominique Ziegelmayer: Auch wenn sich KI durch
Cloud-Anbieter wie Amazon Webservices, Microsoft Azure oder IBM
Watson zunehmend zu einer Massenware entwickelt, braucht es zum
richtigen Einsatz der Algorithmen auch immer qualifiziertes Personal
in Form von Data Scientists oder KI Spezialisten. Wir sind selbst
ständig auf der Suche nach entsprechenden Profilen und sehen daher,
dass dies vor allem ein Thema für größere Unternehmen ist. Aber
selbst wenn ein Händler nicht über die Ressourcen verfügt, KI-Wissen
in seiner eigenen IT-Abteilung aufzubauen, empfehle ich, dass er sich
über smarte Lösungen und Trends von Drittanbietern informiert. Denn
wer Automatisierung durch KI verschläft, wird es aus meiner Sicht in
Zukunft schwer haben gegen die Giganten in der Industrie zu bestehen.

Wenn letzteres der Fall ist: Bei welchen Geschäftsmodellen wird KI
besonders wichtig? Dominique Ziegelmayer: Eine Eingrenzung auf
bestimmte Geschäftsmodelle erscheint mir schwierig. Im Grunde kann
man sich als Faustregel merken, dass KI überall dort von wichtig
wird, wo aus Daten Entscheidungen vorbereitet oder sogar getroffen
werden müssen. KI kann uns helfen Routinearbeiten zu automatisieren,
Prognosen über zukünftige Entwicklungen zu geben und Erkenntnisse aus
großen oder unklaren Daten zu ziehen. Das KI für den Handel - egal ob
Online oder Offline - wichtig wird, steht aus meiner Sicht vollkommen
fest.

Werden in Zukunft auch kleinere bis sehr kleine Handelsunternehmen
in Sachen KI mithalten können? Oder begünstigt hier wieder einmal der
technische Fortschritt die größeren Handelsunternehmen? Dominique
Ziegelmayer: Durch Cloud-Dienste wie Amazon Webservices wird KI auch
für kleinere Unternehmen erschwinglich und anwendbar. Zudem werden
auch kleinere Händler von den Errungenschaften der Software-Anbieter
profitieren. Um KI jedoch als Wettbewerbsvorteil einzusetzen, sehe
ich nur zwei Möglichkeiten: Entweder man investiert das Geld in
eigene KI-Expertise in Form von Data Scientists und Entwicklern oder
man sucht sich innovative Partner. Da KI dann vor allem eine
Budget-Frage ist, sehe ich große Handelsunternehmen definitiv im
Vorteil.

Welche Tätigkeiten im Handel werden wohl nicht so schnell durch
Künstliche Intelligenzen ersetzt? Dominique Ziegelmayer: Jede neue
Technologie kostet Jobs - das wissen wir spätestens seit der
industriellen Revolution. Aber die häufig in den Medien gehypte
These, dass KI uns vollends arbeitslos machen wird, teile ich nicht.
Ich verstehe KI in der Zukunft eher als "Augmented Intelligence" also
ein System, das unsere eigene Intelligenz noch effizienter nutzbar
macht. Das dies unsere Art zu arbeiten verändern wird, ist aber klar:
Während das intelligente System Informationen bewertet und auswertet,
treffen wir Entscheidungen und Erledigen die wichtigen Aufgaben. So
wird ein Service-Mitarbeiter nicht etwa weniger zu tun haben, das
System gibt ihm aber bessere und mehr Informationen und hilft ihm
sich im richtigen Moment um den richtigen Kunden zu kümmern.
Zusammenfassend kann man aber sagen, dass mit dem Maß an
Entscheidungskompetenz auch die Wahrscheinlichkeit für einen
Jobverlust durch KI abnimmt.



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