(ots) - Das brasilianische Stahlwerk galt als Inbegriff der
Probleme von Thyssen-Krupp. Der Bau in der Bucht von Sepetiba im
Bundesstaat Rio de Janeiro verschlang Milliarden. Beinahe hätte das
Projekt den traditionsreichen Ruhrkonzern in den Abgrund gezogen. Nun
kann Konzernchef Heinrich Hiesinger endlich einen Schlussstrich
ziehen. Doch die Nachwirkungen der fatalen Fehlinvestition machen dem
Unternehmen mit seinen weltweit mehr als 150.000 Beschäftigten nach
wie vor zu schaffen. Es dauerte Jahre, bis Thyssen-Krupp die Lage
unter Kontrolle hatte. Und es wird weitere Jahre dauern, bis
Thyssen-Krupp die Spuren in der Bilanz beseitigt hat.
Hiesinger ist für das Brasilien-Desaster nicht verantwortlich. Die
großen Fehler wurden gemacht, bevor er ins Amt kam. Der ehemalige
Siemens-Manager konnte sich Respekt als Retter von Thyssen-Krupp
erarbeiten, doch sechs Jahre nach Beginn seiner Cheftätigkeit in
Essen nahm der Druck auf Hiesinger zuletzt merklich zu. Nach der
Rettung müsse die Rendite her, war als Forderung von Aktionären zu
vernehmen. Hiesinger positioniert sich indes als Moderator der
Interessen von Eigentümern und Arbeitnehmern. Auf Zeitpläne lässt er
sich nicht festlegen, wenn es um wichtige Entscheidungen geht.
Der Verkauf in Brasilien verschafft ihm Luft. Während die
Gespräche mit dem indischen Konzern Tata zu einer möglichen
Stahlfusion in Europa bislang erfolglos blieben, kann Hiesinger an
anderer Stelle ein gutes Ergebnis präsentieren. Vor allem liefert er
einen Beleg dafür, dass seine Strategie Gründlichkeit vor
Schnelligkeit aufgehen kann.
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