(ots) - Der Chef der Wirtschaftsweisen, Christoph M.
Schmidt, hat die griechische Regierung aufgefordert, endlich zu den
nötigen Reformen zu stehen, um die Akzeptanz in der Bevölkerung zu
erhöhen. Das sei entscheidend dafür, den ewigen Kreislauf aus
Hilfspaketen, Protesten und Reformstau zu durchbrechen. "Ein
wichtiger Schritt für eine Beendigung der Debatte wäre, wenn eine
griechische Regierung einmal sagen würde: ,Wir müssen Reformen
umsetzen, weil sie unseren Bürgern nützen." Und nicht mehr wie
bisher: ,Die EU zwingt uns zu Reformen, die wir eigentlich gar nicht
wollen'", sagte Schmidt der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ,
Freitagausgabe).
Einen Grexit sieht der Präsident des RWI-Leibniz-Instituts für
Wirtschaftsforschung absehbar nicht. "Ein Austritt Griechenlands aus
der Währungsunion wäre für den übrigen Euroraum kein wirtschaftliches
Desaster, wohl aber für Griechenland", sagte der Vorsitzende des
Sachverständigenrats, "von daher denke ich, Griechenland hat kein
Interesse an einem Grexit. Und der übrige Euroraum hat nicht die
Möglichkeit, Griechenland die Mitgliedschaft zu kündigen."
Ein vom IWF geforderter, aber insbesondere von Deutschland
abgelehnter Schuldenschnitt wäre für die Geldgeber rein finanziell
kein großer Nachteil, meint der Ökonom, denn die immer wieder
verlängerten Rückzahlungsfristen entwerteten die Kreditbeträge
ebenso. Da mache es "einen recht geringen Unterschied, ob
Griechenland heute Schulden erlassen werden oder ob das Land
aufgefordert bleibt, in der fernen Zukunft seine Schulden zu tilgen".
Dennoch warnt der RWI-Chef vor einem Schuldenschnitt, weil davon
falsche Signale ausgingen. Er würde zum einen "die Zustimmung der
deutschen Wähler für Hilfen an andere europäische Länder beschädigen"
und zum anderen den Anreiz für Reformen in Griechenland weiter
senken.
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