(ots) - Der Dax hat wieder einmal eine beeindruckende
Rally hingelegt. Ausgehend von einem Stand von unter 10.600 Punkten
Anfang Dezember hat der deutsche Leitindex binnen drei Monaten rund
1500 Indexpunkte hinzugewonnen. Er rückte damit auf den höchsten
Stand seit April 2015 vor. Mit in der Spitze 12.031 Zählern stand er
jüngst nicht weit von seinem Allzeithoch von 12.391 Punkten entfernt.
Inzwischen hat es jedoch insbesondere am Freitag deutliche
Gewinnmitnahmen gegeben. Der Dax ist vor dem Wochenende bis auf fast
11.700 Zähler zurückgefallen. Damit ist der Index unter das
Januarhoch von 11.893 Punkten gefallen, was aus charttechnischer
Sicht als Verkaufsindikator gilt.
Zu der Rally hat eine ganze Reihe von Faktoren beigetragen. Nach
wie vor ist die ultralockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank
(EZB) der wohl wichtigste Antrieb für den Aktienmarkt, was auch
erklärt, weshalb sich dieser mittlerweile relativ weit von der
realwirtschaftlichen Basis entfernen konnte. Dies wird zwar auf
längere Sicht ein Problem darstellen, kurz- und mittelfristig
allerdings wohl noch nicht, da die EZB ihren geldpolitischen Kurs
noch eine ganze Weile weiterführen wird. In den USA zieht die Federal
Reserve zwar bereits die Zügel an - dies allerdings in einem
positiveren konjunkturellen Umfeld als in Europa und auch nur mit
Augenmaß.
Hinzu kommt, dass der europäische Markt von der Wall Street
mitgerissen worden ist. Dort gibt es bereits seit vielen Monaten ein
Rekordhoch der Indizes nach dem anderen. Die Anleger zeigen sich mit
Blick auf die erhoffte fiskalpolitische Stimulierung durch die neue
Administration Trump in guter Stimmung. Sie setzen auch darauf, dass
im laufenden und im kommenden Jahr eine kräftige Expansion der
Unternehmensgewinne stattfindet, dass also die jüngsten Kursgewinne
durchaus ihre fundamentale Basis haben.
Ferner ist auffällig, dass sich die deutschen Nebenwerte längst
der Hausse in Ãœbersee angeschlossen hatten, so dass MDax und SDax
neue Rekordstände erreichten. Analysten konnten nur schwache
Argumente vorbringen, weshalb die Nebenwerte eine deutlich höhere
Performance aufweisen als die Blue Chips. Der Dax hat nun den
Rückstand gegenüber den Nebenwerten zumindest verkleinert, und
scheint - trotz des Rückschlags vor dem Wochenende - nicht unmöglich,
dass der Index in der neuen Handelswoche das Rekordhoch noch ins
Visier nimmt. Er dürfte dabei auch weiterhin von dem Anlagenotstand
der Investoren und damit von der Alternativlosigkeit der Aktienanlage
profitieren.
Dass sich der Dax in den kommenden Monaten auf einem Niveau
oberhalb des bisherigen Rekordstands nachhaltig etabliert, erscheint
allerdings eher unwahrscheinlich. Die Aktienanleger insbesondere in
der Eurozone müssen sich nämlich nachsagen lassen, dass sie die
durchaus ernstzunehmenden politischen Risiken weitgehend ignorieren.
Die Eurozone und die Europäische Union stehen nach wie vor, wie
sich in den kommenden Monaten erweisen könnte, auf tönernen Füßen.
Zwar sind sich die Meinungsforscher weitgehend einig, dass die
Rechtspopulistin Marine Le Pen bei den französischen
Präsidentschaftswahlen am 23. April und dann in der entscheidenden
zweiten Runde am 7. Mai nicht in den Élysée-Palast einziehen wird -
die Auguren hatten allerdings auch kaum Zweifel daran, dass sich
Hillary Clinton gegen Donald Trump durchsetzt. Nach dem Skandal um
die Scheinbeschäftigung seiner Ehefrau ist der konservative Bewerber
François Fillon als Wunschkandidat der Börse angeschlagen. Sein
sozialliberaler Widersacher Emmanuel Macron dürfte hingegen trotz
seiner wirtschaftsliberalen Agenda nur wenig Begeisterung bei den
Anlegern (und den Wählern) wecken - so dass eine Protestwahl für Le
Pen durchaus in den Karten ist.
Ein erhebliches Risiko stellen auch die niederländischen
Parlamentswahlen dar, die am 15. März - also bereits in Kürze -
stattfinden. Ob es den gemäßigten politischen Parteien in einer
gemeinsamen Kraftanstrengung gelingt, den Rechtspopulisten Geert
Wilders von der Macht fernzuhalten, ist keineswegs gesichert.
Unangenehme Überraschungen können auch die kommenden Wahlen in
Italien und - mit Blick auf das Abschneiden der AfD - Deutschland
bieten.
Zu erwarten ist daher, dass nach der Party am Aktienmarkt in Kürze
eine Katerstimmung einsetzen wird, die dann in eine spürbare
Korrektur münden dürfte.
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