(ots) -
Wert der neuen Beteiligungen im deutschsprachigen Raum steigt 2016
um 82 Prozent, weltweit sinkt er um 23 Prozent
- Rückkehr zur neuen Normalität bei Beteiligungsverkäufen in
DACH-Region und weltweit, auf globaler Ebene reduziert sich die
Zahl der Exits um 18 Prozent
- Anleger engagieren sich 2016 mit 589 Milliarden US-Dollar
- Private-Equity-Branche verfügt mit rund 1,5 Billionen US-Dollar
über so viel nicht investiertes Kapital wie noch nie
- Europa bleibt eine sehr attraktive Region, wenn sich Fonds
richtig aufstellen
Angesichts volatiler Kapitalmärkte und niedriger Zinsen setzen
institutionelle Anleger weltweit auf die Ertragschancen von Private
Equity (PE). Und das mit Recht, denn auch 2016 war ein gutes Jahr für
Finanzinvestoren. So konnten PE-Fonds weltweit frisches Kapital in
Höhe von insgesamt 589 Milliarden US-Dollar einwerben (Abb. 1).
Danach verfügte die Branche Ende 2016 über rund 1,5 Billionen
US-Dollar nicht investiertes Kapital - so viel wie noch nie. Ein
Drittel davon steht für Leveraged-Buyout-(LBO-)Transaktionen bereit.
Die Gesamtsumme entspricht in etwa dem jährlichen
Bruttoinlandsprodukt des G7-Mitglieds Kanada und würde die PE-Branche
zu einer der zwölf größten Volkswirtschaften der Welt machen.
Bewertungen für neue Beteiligungen auf Rekordhöhe
Aus Sicht von Rolf-Magnus Weddigen, Leiter der
Private-Equity-Praxisgruppe von Bain & Company im deutschsprachigen
Raum, hat dies allerdings Konsequenzen: "Der Anlagedruck ist enorm,
zumal Unternehmen mit starken Bilanzen und tiefen Taschen zusätzlich
die Konkurrenz anfachen." Auch infolge dieses Wettbewerbs mit
strategischen Investoren liegen die Bewertungen in den USA und in
Europa mit EBITDA-Multiples von 10 und mehr auf Rekordhöhe. Dadurch
wiederum befindet sich die Branche in einem Dilemma. "Je höher die
Bewertung beim Einstieg, desto schwieriger wird es für
Private-Equity-Fonds, die Renditeerwartungen ihrer Investoren zu
erfüllen", so Weddigen. Weltweit sank die Zahl neuer
LBO-Beteiligungen im Vergleich zum Vorjahr um 18 Prozent, das
Investitionsvolumen reduzierte sich um 14 Prozent auf 257 Milliarden
US-Dollar (Abb. 2).
Auch in Europa hielten sich PE-Fonds mit neuen Investments zurück.
In Großbritannien kam es angesichts des Brexit-Votums sogar zu einem
deutlichen Einbruch. Anders stellt sich die Situation im
deutschsprachigen Raum dar. Hier sank zwar ebenfalls die Zahl der
neuen LBO-Deals leicht, doch deren Gesamtwert stieg um 82 Prozent auf
rund 26 Milliarden US-Dollar. Das größte Investment tätigte hier
Carlyle. Die Beteiligungsgesellschaft übernahm im vierten Quartal
2016 den Berliner Spezialchemieanbieter Atotech für 3,2 Milliarden
US-Dollar.
Exits nach Verwertung der Boomjahre 2006 und 2007 weltweit
rückläufig
Bei den Exits hingegen konnte sich der deutschsprachige Raum nicht
vom globalen Trend abkoppeln. Zahl und Volumen sanken deutlich.
Weltweit reduzierte sich das Volumen der Beteiligungsverkäufe von
Buyout-Fonds um 23 Prozent auf 328 Milliarden US-Dollar. Der größte
Exit fand in Europa statt. Dort erwarb Liberty Media für 7,9
Milliarden US-Dollar die Formel 1 von CVC Capital Partners.
Für Branchenkenner Weddigen ist der Rückgang indes keine
Überraschung, sondern vielmehr die Rückkehr zu normalen
Marktverhältnissen. "2016 war das viertbeste Jahr aller Zeiten für
Exits", stellt er fest. "Die Rekordgrößen in den Vorjahren sind eine
Folge des außergewöhnlich hohen Volumens an Beteiligungskäufen kurz
vor der Finanzkrise gewesen. Nun hat die PE-Branche ihre hohen
Investitionen aus den Jahren 2006 und 2007 realisiert." Entsprechend
sinken die Haltefristen von Portfoliounternehmen seit zwei Jahren
wieder. Mit rund fünf Jahren lagen sie zuletzt jedoch immer noch fast
24 Monate über dem historischen Tief des Jahres 2008.
Eine Haltefrist von rund fünf Jahren erfordert in Zeiten hoher
Bewertungen und einer in vielen Weltregionen steigenden
wirtschaftlichen Unsicherheit eine sehr sorgfältige Auswahl neuer
Beteiligungen. An dieser Stelle gibt es vielerorts noch
Verbesserungsbedarf. Eine strategische Herangehensweise ist
unerlässlich. "Private-Equity-Fonds müssen genau wissen, welche
Beteiligungen am besten zu ihren Stärken passen", erklärt Weddigen.
"Solche Unternehmen gilt es bereits zu einem Zeitpunkt aufzuspüren,
da ein möglicher Einstieg noch kein Thema ist." Im Fall einer
Übernahme hilft ein detailliertes Drehbuch, mit welchen Maßnahmen in
welchen Zeiträumen sich welche Wertsteigerungen erzielen lassen. So
aufgestellt können Fonds selbst einem anspruchsvolleren Marktumfeld
gelassen entgegensehen. "Wer bei den richtigen Unternehmen einsteigt
und gemeinsam mit ihnen nachhaltig Werte schafft, erzielt in der
Regel überdurchschnittliche Renditen", betont Weddigen. "So bleiben
Top-Performer für institutionelle Investoren auch in den kommenden
Jahren attraktiv."
Private-Equity-Geschäft in Europa noch ausbaufähig
Chancen ergeben sich auch in Europa - ungeachtet der anhaltenden
Eurokrise und dem bevorstehenden Brexit. Seit Jahren erwirtschaften
Buyout-Fonds hier ähnlich hohe Renditen wie in den USA. Zudem bleibt
das Angebot an potenziellen Beteiligungen hoch. Allerdings ist der
Anteil von Unternehmen in Private-Equity-Hand am Bruttoinlandsprodukt
im Vergleich zu den USA noch deutlich geringer. Auch müssen PE-Fonds
sehr genau auswählen, in welchen Ländern und Branchen sie
investieren, und dabei nicht zuletzt Szenarien zur zukünftigen
Entwicklung des Euroraums durchspielen.
Branchenkenner Weddigen weiß: "Die besten PE-Fonds machen schon
heute ihre Hausaufgaben von morgen." Dies bedeutet, in Szenarien zu
denken und das Portfolio so auszurichten, dass es eventuelle
Turbulenzen in den jeweiligen Märkten unbeschadet übersteht. Darüber
hinaus ist bei neuen Beteiligungen darauf zu achten, wie stark diese
im Weltmarkt positioniert sind, unabhängig von eventuellen
Währungseffekten. Gerade im deutschsprachigen Raum sieht Weddigen
noch Chancen: "Deutschland und die Schweiz sind die Länder der Hidden
Champions. Diese Unternehmen haben bereits wiederholt bewiesen, wie
gut sie weltwirtschaftliche Herausforderungen bewältigen." Viele
dieser Weltmarktführer im Mittelstand stehen vor Generationswechseln,
andere passen nicht mehr zu den globalen Strategien ihrer
Mutterunternehmen. Weddigen ist sich sicher: "Private Equity wird in
Europa und vor allem im deutschsprachigen Raum in den kommenden
Jahren eine wichtige Rolle spielen."
Bain & Company
Bain & Company ist eine der weltweit führenden
Managementberatungen. Wir unterstützen Unternehmen bei wichtigen
Entscheidungen zu Strategie, Operations, Technologie, Organisation,
Private Equity und M&A - und das industrie- wie länderübergreifend.
Gemeinsam mit seinen Kunden arbeitet Bain darauf hin, klare
Wettbewerbsvorteile zu erzielen und damit den Unternehmenswert
nachhaltig zu steigern. Im Zentrum der ergebnisorientierten Beratung
stehen das Kerngeschäft des Kunden und Strategien, aus einem starken
Kern heraus neue Wachstumsfelder zu erschließen. Seit unserer
Gründung im Jahr 1973 lassen wir uns an den Ergebnissen unserer
Beratungsarbeit messen. Bain unterhält 55 Büros in 36 Ländern und
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