(ots) - Die Pläne der Europäischen Union zur Rückführung
minderjähriger Flüchtlinge treten das Kindeswohl mit Füßen. Sie
berücksichtigen nicht einmal die Grundvoraussetzungen für einen
altersgerechten Umgang mit Kindern und verstoßen gegen die vom
Kinderrechtsausschuss der Vereinten Nationen festgelegten
Mindeststandards. Dies kritisiert das internationale Kinderhilfswerk
terre des hommes anlässlich der bevorstehenden Tagung des Rates der
Europäischen Union nächste Woche in Brüssel.
«In seinen Richtlinien fordert der UN-Kinderrechtsausschuss gerade
im Umgang mit Flüchtlingskindern besondere Sensibilität angesichts
ihrer verletzlichen Situation als Minderjährige«, sagte Jörg
Angerstein, Vorstandssprecher von terre des hommes. «Die EU hingegen
setzt auf schnelle Abschiebung, will Minderjährige gemeinsam mit
Erwachsenen in nordafrikanischen Transitstaaten in Abschiebehaft
nehmen und wie Terroristen behandeln. Dies ist keine
»kinderfreundliche Abschiebungspraxis», vielmehr wird hier das
Kindeswohl, das oberster Maßstab für die Behandlung minderjähriger
Flüchtlinge sein muss, mit Füßen getreten«.
Die Idee zur Gründung von Auffanglagern in Libyen und anderen
nordafrikanischen Staaten mit zweifelhafter Menschenrechts-Bilanz
bedeuten eine verantwortungslose Externalisierung der
Flüchtlingsproblematik. So werden Kinder nicht betreut und geschützt,
sondern sehenden Auges der Gefahr von Kidnapping, Menschenhandel oder
einfach dem «Verschwinden ausgesetzt.«
terre des hommes fordert den Rat der Europäischen Union auf, das
Europäische Asylsystem so zu gestalten, dass das Wohl von Kindern im
Mittelpunkt steht. Flüchtlingskinder sollen grundsätzlich nicht
abgeschoben und wenn möglich mit ihren Familien untergebracht werden.
Unbegleitete Flüchtlingskinder brauchen besonderen Schutz und
Zuwendung. Spätestens 30 Tage nach Ankunft sollen Kinder Zugang zu
Unterricht und Bildung erhalten.
»An Bundeskanzlerin Angela Merkel appellieren wir, die Pläne zur
Kasernierung von Flüchtlingen außerhalb des Hoheitsgebietes der EU
nicht weiter zu verfolgen und auf ihrer bevorstehenden Reise nach
Ägypten und Tunesien hierzu keine Vereinbarungen zu treffen», so Jörg
Angerstein.
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