PresseKat - Fotograf Albert Watson: "Schauspieler sind oft unsicher"

Fotograf Albert Watson: "Schauspieler sind oft unsicher"

ID: 1462484

(ots) - Der Fotograf spricht in Lufthansa Exclusive über
das Geheimnis guter Fotografie, den Unterschied zwischen Joaquin
Phoenix und Johnny Depp und die Arbeit seiner Kollegen

Für den Fotografen Albert Watson gibt es eine Grundbedingung für
gute Fotografie. Im Interview mit Lufthansa Exclusive (Ausgabe
3/2017) sagte der 74-Jährige: "Man muss nett sein. Freundlich. Zu
einem Händler auf dem Markt in Marrakesch genauso wie zu einem König.
Und dann bleibt immer noch die Frage, wie sicher sind Menschen,
wissen sie, wer sie sind? Am schwierigsten sind unsichere Menschen."
Nicht immer erkenne er gleich, wenn jemand unsicher ist.
"Komischerweise sind es oft Schauspieler, bei denen man denkt, sie
setzen sich dauernd mit ihrer Wirkung auf andere auseinander und
wissen, wie sie wirken. Aber dann sind sie nur sicher in ihren
Rollen, nicht als Mensch." Joaquin Phoenix etwa wolle geführt werden,
Johnny Depp dagegen sei ganz anders. "Ihm ist es egal, er ist einfach
da und steht vor der Kamera."

Watson fotografierte unter anderem Alfred Hitchcock mit einer
toten Ente, Mick Jagger geschminkt als Raubtier und Steve Jobs in
seinem markanten Rollkragenpullover - eines seiner bekanntesten
Bilder. "Das Steve-Jobs-Bild war für die italienische Vogue",
erzählte der gebürtige Schotte. "Wir hatten tolles Licht aufgebaut,
und ich wollte eine Linse, die nur einen Vier-Zentimeter-Fokus hat.
Die Idee war, nur die Augen scharf zu haben, und dafür haben wir
einen Ringblitz benutzt."

Im Interview mit Lufthansa Exclusive verriet Watson auch, was er
an der Arbeit seiner Kollegen schätzt - und was weniger. "Terry
Richardsons Bilder haben eine Rauheit, wenn sie gut sind. Aber ich
vermisse Intimität, Vertrautheit zu dem, den er fotografiert. Aber
das ist bloß mein persönlicher Geschmack. Ich finde auch die Bilder




von Helmut Newton nicht sexy. Ab und zu vielleicht. Aber meist
erinnern sie mich an Militärparaden. Ich finde es nicht sexy, wenn
drei nackte Frauen auf mich zumarschieren." Seine Sicht auf Peter
Lindbergh? "Peter hat zu viel Zeit mit Models verbracht. Ich bin
gelangweilt von perfekten Augen, perfekten Wangenknochen. Bei
Castings sehen für mich alle Models gleich schön aus. Perfektion ist
langweilig. Ich suche die anderen Gesichter, die interessanten
Frauen. Doch bei aller Kritik an Lindbergh, er ist ohne Zweifel ein
großer Fotograf."

"Mode ist tot", sagte Watson weiter. "Was aktuell wirklich Mode
ist, sind Ausstellungen im MoMA von Alexander McQueen, wo 96 Prozent
der gezeigten Stücke nie in die Produktion gegangen sind. Wir leben
im Zeitalter der Technologien. Wenn mir jemand ein neues Kleid zeigt,
beeindruckt mich das nicht mehr. Wenn mir jemand einen Song vorspielt
... nichts. Aber mit einem Klick am Computer aus 190.000 Filmen
auswählen zu können, das beeindruckt mich."



Pressekontakt:
Joachim Haack
E-Mail: presse(at)territory.de
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Datum: 02.03.2017 - 10:30 Uhr
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