(ots) - Ein von der grünen Bundestagsfraktion beauftragtes
Gutachten kommt zu dem Ergebnis, dass Deutschlands größtes
Atomkraftwerk (AKW) Gundremmingen gegen die deutschen
AKW-Sicherheitsanforderungen verstößt. Das Not- und Nachkühlsystem
erfüllt die notwendigen Voraussetzungen zur Störfallbeherrschung
nicht: Im Erdbebenfall oder bei anderen starken Erschütterungen wie
bei Explosionen, Flugzeugabstürzen oder Terrorangriffen wäre die
Gefahr einer Kernschmelze groß. Deshalb fordert das Umweltinstitut,
dass das AKW Gundremmingen umgehend stillgelegt werden muss.
"Mehr als 20.000 Menschen unterstützen bereits unsere Forderung,
beide Reaktorblöcke in Gundremmingen noch dieses Jahr abzuschalten",
so Franziska Buch, Energiereferentin im Umweltinstitut München. "Das
nun vorgelegte Gutachten bestätigt, dass dies aus Sicherheitsgründen
dringend notwendig ist."
Die Not- und Nachkühlsysteme in Atomkraftwerken sind elementar
wichtig, um beim Ausfall der Hauptkühlung eine Kernschmelze zu
verhindern. An diesem Sicherheitssystem wurde bei der Errichtung des
AKW Gundremmingen gespart. Als Resultat daraus steht ein Teil des
Not- und Nachkühlsystems im Fall eines Erdbebens oder anderer ähnlich
starker Erschütterungen nicht zur Verfügung. Das in den 1990er Jahren
nachgerüstete "Zusätzliche Nachwärmeabfuhrsystem (ZUNA)" wiederum
verfügt laut dem Gutachten nicht über die umfassenden Funktionen und
die Autarkie eines Sicherheitssystems und besteht aus qualitativ
minderwertigeren Werkstoffen.
Die Studie, die zusätzlich über ein Peer Review bestätigt wurde,
widerlegt damit die Ergebnisse eines 2016 erschienenen Gutachtens im
Auftrag des Bundesumweltministeriums (BMUB) als oberste
Atomaufsichtsbehörde. Das BMUB-Gutachten kam zu dem Fazit, dass das
"Zusätzliche Nachwärmeabfuhrsystem" als gleichwertig mit einer
Sicherheitssystem-Einrichtung eingestuft werden könne, allerdings
ohne dafür lückenlose Nachweise vorzulegen. Bereits im Jahr 2013
hatte ein weiteres Sicherheitsgutachten die Mängel der Notkühlsysteme
in Gundremmingen aufgedeckt.
"Die Bundesatomaufsicht darf diesen Verstoß gegen die deutschen
AKW-Sicherheitsanforderungen nicht ignorieren", erklärt Christina
Hacker, Vorstand im Umweltinstitut München. "Zum Schutz der
Bevölkerung muss die Aufsichtsbehörde jetzt handeln und Gundremmingen
die Genehmigung entziehen."
Das Umweltinstitut München hatte bereits im Januar zusammen mit
der Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt eine Unterschriftensammlung
gestartet. Die beiden Organisationen fordern, dass aufgrund der
bekannten Sicherheitsdefizite die beiden in Betrieb befindlichen
Blöcke B und C des AKW Gundremmingen noch dieses Jahr abgeschaltet
werden. Laut Atomausstiegsplan verbliebe für Block C eine
Restlaufzeit bis Ende 2021.
Pressekontakt:
Umweltinstitut München
Landwehrstr. 64a
80336 München
Franziska Buch: fb(at)umweltinstitut.org
Referentin für Energie und Klima
Tel: 089 - 30 77 49 17
Mobil: 0157 - 34 72 48 99
Christina Hacker: ch(at)umweltinstitut.org
Vorstand, Referentin für Radioaktivität
Tel: 089 - 30 77 49 11
Mobil: 0178 - 30 67 068
Original-Content von: Umweltinstitut M?nchen e.V., übermittelt durch news aktuell