PresseKat - Börsen-Zeitung: Ausdauer gefragt, Kommentar zu Adidas von Joachim Herr

Börsen-Zeitung: Ausdauer gefragt,
Kommentar zu Adidas von Joachim Herr

ID: 1465317

(ots) - Tempomacher halten im Sport meistens nicht bis
ins Ziel durch. Ihre Aufgabe ist es, Konkurrenten zu Höchstleistungen
anzuspornen - zum Beispiel zu einem Weltrekord im Langstreckenlauf.
Kasper Rorsted setzt dagegen auf eine exzellente Kondition: Der neue
Vorstandschef von Adidas zieht die Geschwindigkeit an und will
trotzdem auf Dauer vorn sein.

So verwegen, Nike den ersten Rang in der Sportartikelindustrie
abzujagen, ist er allerdings nicht. Da tut er gut daran, denn der
Abstand des Hauptrivalen ist zu groß: in den USA, dem größten Markt
der Welt, und in Bezug auf die Profitabilität. Aber Rorsted will Nike
in beiden Punkten näherkommen.

Schon zu seinem Einstand als Vorstandsvorsitzender von Adidas
machte er im vergangenen Herbst klar, dass er keine Zeit verlieren
will. Fünf Wochen nach Arbeitsbeginn verordnete er Reebok, der
größten Schwachstelle im Konzern, ein Fitnessprogramm. Nun legt er
die Latte für die Geschäftsziele bis zum Jahr 2020 ein gutes Stück
höher. Dass Adidas seit zwei Jahren einen Lauf hat, gibt Rorsted viel
Zuversicht.

Mit solch einem großen Selbstbewusstsein hat die Börse jedoch
nicht gerechnet. Der Aktienkurs von Adidas, der in den vergangenen
zwei Jahren Gewinner im Dax war, machte am Mittwoch einen kräftigen
Satz nach oben. Dazu hat auch die um ein Viertel erhöhte Dividende
beigetragen. Aber vor allem dürfte der Grund für den Kurssprung sein,
dass Rorsted mit den neuen Zielen die ohnehin hohen Erwartungen, die
der Kapitalmarkt in ihn steckt, sogar noch übertrifft. Diese richten
sich vor allem auf die Profitabilität.

Die Mitarbeiter und in erster Linie sich selbst setzt Rorsted
damit gehörig unter Druck. Er hat seinen großen Ehrgeiz zu Adidas
mitgenommen und fordert Höchstleistung. Wagt Rorsted mit der
mittelfristigen Prognose zu viel? Als Vorstandschef von Henkel hatte




er kurz vor seinem Abschied das mittelfristige Umsatzziel aufgeben
müssen.

In der Sportartikelindustrie ist die Zeit für ambitionierte Ziele
derzeit günstig: Die Branche wächst kräftig in fast allen wichtigen
Märkten. Und die Aussichten sind gut. Zudem schwankt der Verkauf von
Sportschuhen und Trikots weniger stark mit dem Auf und Ab der
globalen Wirtschaft. Zuletzt hatte sich das in der Finanzkrise vor
ein paar Jahren gezeigt.

Rorsteds Optimismus steht auf einem guten Fundament. Er muss es
nun im Firmenalltag schaffen, dass die ganze Mannschaft von Adidas
das Tempo steigert und viel Ausdauer beweist.



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Datum: 08.03.2017 - 20:35 Uhr
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